HSV empfängt Werder: Das Nordderby ist nur noch Folklore
HSV empfängt Werder: Das Nordderby ist nur noch Folklore

HSV empfängt Werder: Das Nordderby ist nur noch Folklore

Klappern gehört zum Handwerk. In Bremen und Hamburg bemühen sich die Boulevardmedien dieser Tage wie in jedem Jahr. Es gilt, das zum Abstiegs-Duell mutierte Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen als „Must see“ anzupreisen. Ein Spitzenspiel ist die am häufigsten ausgetragene Paarung der Bundesliga-Geschichte schon lange nicht mehr.

In Bremen und Hamburg kann man eigentlich die Uhr danach stellen. In der Woche vor dem Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen bringen die Boulevardmedien fast krampfhaft die mit 106 Auflagen am häufigsten gespielte Begegnung in der Bundesliga in Position.

Nordderby: Müde Sprüche im Vorlauf

HSV-Legende Uwe Seeler (80) oder Werders Ex-Kultkeeper Tim Wiese (36) werden sich sicher noch zu Wort melden. Den Anfang zum „Sprüche-Derby“ aber machten am Mittwoch in SPORT BILD die Stadionsprecher beider Klubs, Lotto King Karl (50) vom HSV und Arnd Zeigler (52) von Werder Bremen. Die Qualität ihres verbalen Schaukampfs? Maximal so bemüht wie die Leistungen der beiden Nord-Rivalen in den letzten 8 Jahren. „Salihovic habt ihr doch nur geholt, damit ihr die Halilovic-Trikots noch mal verwerten könnt“, stichelte etwa Arnd Zeigler in Richtung HSV. Er meinte damit Hamburgs Mega-Transferflop Alen Halilovic und den verpflichteten, zuletzt vereinslosen Ex-Hoffenheimer Sead Salihovic. Lotto King Karl gab im Gegenzug zu, die 1. Elf von Werder „schon lange nicht mehr zusammen zu kriegen.“ Nette Derby-Folklore mit einem Schuss Wahrheit.

Unvergessene Spiele 2009

Das Duell HSV gegen Bremen hat schon lange keinen Glamour-Faktor mehr. 2009 hielt diese Partie mit teilweise legendären Spielen in allen 3 Wettbewerben fast ganz Fußball-Deutschland in Atem. Eine Papierkugel auf dem Rasen der HSH Nordbank Arena im UEFA-Cup-Halbfinal-Rückspiel (3:2 für Bremen), die den Spielverlauf veränderte, und ein Elfmeterkrimi im DFB-Pokal-Halbfinale sind bis heute Klassiker unter den Anekdoten der Fans beider Lager. Längst Folklore. Hamburg gegen Bremen, das ist fast seit einer Dekade nur noch Abstiegskampf pur.

Vom Spitzenspiel zum Krisengipfel in 8 Jahren

Die Platzierungen beider Nordklubs vor dem Derby bestätigten diese These. Sie dokumentieren den sportlichen Niedergang der beiden Rivalen. Seit 2012/2013 standen weder der HSV noch Werder Bremen vor dem direkten Duell in der Tabelle besser als Platz 9. Absoluter Tiefpunkt war die Begegnung im November 2016. Sie sah den HSV auf dem 18. und letzten Tabellenplatz, Werder auf Rang 16. Ein Krisengipfel war es auch im Hinspiel 2014/2015 mit dem HSV als 17. und den Bremern auf Position 16.

Tabellensituation lässt kaum Stimmung aufkommen

Die 1. Wochen der aktuellen Saison lassen nur schwerlich echte Derby-Vorfreude aufkommen. Hamburg verlor die letzten vier Spiele allesamt ohne eigenes Tor. Bremen ist in dieser Spielzeit sogar noch sieglos, quälte sich zuletzt zu einem 0:0 zu Hause gegen den SC Freiburg. „Stimmung? Eher so mittel“, hieß es dazu bei dem Portal neunzigplus.de, „Markus Gisdol erreichte mit dem Hamburger SV den Klassenerhalt, Alexander Nouri mit einer zwischenzeitlich beeindruckenden Serie sogar Platz 8. Beide erreichten die Ziele in der vergangenen Saison und beide wollten in dieser Spielzeit zumindest weitgehend sorgenfrei auf die Tabelle schauen. Nach 6 Spieltagen kann das keiner der beiden.“

Hamburg, 7. Mai 2009: Torsten Frings von Werder Bremen bejubelt den Einzug ins UEFA-Pokal-Finale beim Erzrivalen HSV.
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