Die Debatte um die Torwartposition der Nationalmannschaft bekommt ein weiteres Kapitel. In seiner Wutrede hatte sich Uli Hoeneß bereits klar für Manuel Neuer und gegen Marc-André ter Stegen ausgesprochen. Darüber hinaus drohte er mit einem Boykott des DFB-Teams, sollte sein Wunschkandidat nicht die Nummer 1 im Tor bleiben. Doch wie sähe eine Nationalelf ohne die Spieler des FCB aus?
Nach dem 3:0-Sieg seines Klubs gegen Roter Stern Belgrad hatte Hoeneß Redebedarf. Dabei ging es ihm aber nicht um den geglückten Start der Bayern in die Champions League. Vielmehr holte der scheidende Präsident des FC Bayern München zum Rundumschlag aus. Angesprochen auf die leisen Unmutsäußerungen ter Stegens zu seiner Rolle in der Nationalelf wetterte der 67-Jährige gegen den Keeper des FC Barcelona, die Presse und den DFB.
Seine Tirade soll Hoeneß am selben Abend zudem mit einer Drohung untermauert haben, berichtet die Sport Bild. Demnach werde der FC Bayern München keine Nationalspieler mehr zum DFB-Team entsenden, sollte es zu einer Ablösung Neuers als Nummer 1 im Tor kommen. Ein Gespräch mit Joachim Löw wolle er nicht führen. „Der wird jetzt schon hören, was wir alles gesagt haben, dem werden schon die Ohren klingeln“, schoss der Bayern-Boss in Richtung des Bundestrainers.
Löw sitzt am längeren Hebel
Die Verantwortlichen der deutschen Mannschaft dürften diese Drohgebärden aus München allerdings kalt lassen. Schließlich gilt laut den Statuten des Fußballweltverbandes FIFA für Vereine eine Abstellungspflicht ihrer Spieler zu den Nationalmannschaften. Wer spielt, entscheidet deshalb auch weiterhin der Bundestrainer und nicht der Präsident des FC Bayern, der sein Amt ohnehin in rund 2 Monaten niederlegt.
Dass sich die Vereine nicht in die Angelegenheiten der DFB-Auswahl einmischen können, musste Hoeneß bereits im Jahr 2006 erfahren. Damals forderte er Michael Rensing als Nachfolger für Jens Lehmann, der den Platz zwischen den Pfosten räumte. „Da können sich alle anderen auf den Kopf stellen“, drohte er. In den Kasten der A-Nationalmannschaft schaffte Rensing es aber später nie. Dennoch wäre es spannend zu sehen, wie stark eine deutsche Auswahl ohne die Stars des Rekordmeisters wäre.
Defensive: Doppelfunktion für Rückkehrer
Dass sich die Debatte ausgerechnet an der Torwartposition entfacht, zeigt, wie unnötig diese ist. Schließlich handelt es sich um ein reines Luxusproblem. Ter Stegen könnte Neuer bei gleichbleibender – für viele auch steigender – Qualität ersetzen.
Den damit einhergehenden Verlust an Erfahrung und Führungsqualitäten in der Hintermannschaft könnte Mats Hummels auffangen. Ein DFB-Comeback des BVB-Innenverteidigers wurde zuletzt immer häufiger gefordert. Er würde die Lücke in der Defensive zumindest für einige Zeit schließen, die Niklas Süle hinterlassen würde. Der Bayern-Mann wird aktuell als Abwehrchef der Nationalelf aufgebaut.
Offensive: Es geht auch ohne Bayern
Joshua Kimmich wäre als Rechtsverteidiger nur schwer zu ersetzen. Im Mittelfeld aber, wo der 24-Jährige zuletzt auflief, ist er entbehrlich. Um den Platz an der Seite von Toni Kroos herrscht ohnehin Gedränge. Da zusätzlich Leon Goretzka, der ebenfalls für diese Rolle in Frage käme, wegfiele, würde sich der Konkurrenzkampf entspannen.
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Der Angriff – ohnehin die größte Baustelle der Nationalmannschaft – hätte durch das Fehlen von Serge Gnabry einen Schlag zu verkraften. Löw stellte dem 24-Jährigen erst unlängst eine Stammplatzgarantie aus. Seine Torgefahr könnten die Alternativen, wie der Leverkusener Kevin Volland oder der jüngst aus der U21 beförderte Luca Waldschmidt nur schwer ersetzen.
Fazit: DFB-Elf ohne Bayern kaum schwächer
Kein Bayern-Block? Kein Problem! Wenn der Bundestrainer ohne die derzeit 5 Spieler von Bayern München auskommen müsste, würden der Nationalelf in einigen Mannschaftsteilen Stützpfeiler wegbrechen, allerdings gäbe es auf den meisten Positionen fast gleichwertige Alternativen.
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