Im oft als besonders schwierig titulierten 2. Jahr nach dem Aufstieg mag die Breitenreiter-Elf nach den Unentschieden in Bremen (1:1) und gegen den BVB (0:0) ungeschlagen sein. Die Entdeckung von Hendrik Weydandt wertet den soliden Start zusätzlich auf. Wir erklären, warum sich durch die Planungssicherheit in der (sportlichen) Führungsebene nicht alle Störfeuer in Luft auflösen.
1) Mannschaft leidet unter den Machtkämpfen
Ein Jahr lebte die Mannschaft unter der schlechten Stimmung im Stadion. „Frustrierend“ und „Kraftaufreibend“ nennt Kapitän Philipp Tschauner den für beendet erklärten Stimmungsboykott. Die Fronten, sie haben sich dennoch verhärtet. Präsident Martin Kind zieht im Kampf um die 50+1-Regel vor das Frankfurter Landesgericht und erwartet einen Prozess, der „bis ins nächste Jahr“ geht. Welche sportlichen Auswirkungen ein auf dem Rücken der Mannschaft ausgetragener Machtkampf hat, legte die Rückrunde schonungslos offen. Die Niedersachsen gerieten noch in Abstiegsgefahr. Nur Wolfsburg sammelte in der 2. Saisonhälfte weniger Punkte (14) als Hannover (16).
2) Transferkonflikte zwischen Heldt und Andermatt
Verlängerung ja, aber wieder keine Beförderung zum Geschäftsführer! Warum es Martin Kind weiter auf die lange Bank schiebt, den Sportdirektor mit größerer Machtfülle auszustatten, bleibt sein Geheimnis. „Der Aufsichtsrat wird im September voraussichtlich nicht mehr darüber entschieden“, gab der 96-Boss zu Protokoll. Dass Horst Heldt in der Vorsaison zweimal seinen Abgang (Köln, Wolfsburg) erzwingen wollte, nimmt man dem Ex-Schalker offenbar weiter übel. Auf kurz oder lang drohen so neue Interessenskonflikte zwischen Heldt und Martin Andermatt, im Aufsichtsrat von Hannover 96 für strategische Entwicklung zuständig,
3) Fehlende Breite im Kader
Defensiv wusste die Breitenreiter-Elf zum Saisonstart zu überzeugen. Doch wie stabil ist das Team, wenn nach Timo Hübers ein Innenverteidiger aus der 3er-Abwehrkette Sorg/Anton/Wimmer durch Verletzungen oder Sperren weg brechen sollte? Die Rufe des Trainers nach mehr Breite im Kader, speziell in der Abwehr, wurden am Deadline Day nicht erhört. So bleibt nur die Spekulation auf ein Schnäppchen von der Resterampe (Serdar Tasci, Philipp Wollscheid, Jan Kirchoff).