Er schoss Juventus Turin im Alleingang auf den Weg ins Champions-League-Finale von Cardiff: Gonzalo Higuaín. Der Argentinier, mit € 90 Mio. im Sommer teuerster Neuzugang in der Klubgeschichte von Juventus Turin, unterstrich mit 2 Toren gegen den AS Monaco seine Ausnahmestellung im Team von Coach Massimiliano Allegri.
Am liebsten wäre Gonzalo Higuaín nach seinem 1:0-Führungstreffer beim AS Monaco im CL-Halbfinale am Mittwochabend direkt in die Gästekurve des Stade Louis II. gesprungen. Der Argentinier brach seinen Sprint kurz vor dem vor Jubel überbordenden Block der Juventus-Anhänger ab und stellte sich in Siegerpose. Mit seinen Saisontreffern Nr. 4 und 5 in 10 Champions-League-Spielen für Juventus zeigte der Argentinier beim 2:0-Auswärtserfolg einmal mehr, wie wichtig er für den italienischen Rekordmeister ist.
„Wir fahren mit einem sehr schönen Sieg nach Hause“, erklärte Higuain anschließend, „aber es gibt noch ein Rückspiel und Monaco ist ein starker Gegner.“ Schöne Bescheidenheit des Mannes, der sich längst in die Herzen der Juventus-Anhänger gespielt hat. Das Konterfei des jubelnden Higuain findet sich inzwischen unter den von den Fans bei jedem Spiel präsentierten Doppelhalter-Bannern.
Juventus liebt Higuain – weil er von Anfang an lieferte
Die gigantische Ablösesumme von € 90 Mio., die die Turiner Klubbosse im Juli 2016 an den Liga-Konkurrenten SSC Neapel überwiesen, spielte er schneller wieder ein, als manchem Skeptiker lieb war. Higuain brach mit seinem Wechsel den 16 Jahre alten, klubinternen Transfer-Rekord von Torwart-Idol Gianluigi Buffon, der für umgerechnet € 52 Mio. vom AC Parma geholt wurde. Gleichzeitig wurde er der teuerste Spieler, der jemals innerhalb der Serie A wechselte.
In Argentinien „Staatsfeind Nr. 1“
Belastender als diese Rekordmarken wirkte jedoch die Kritik aus Argentinien. Nach einem verschossenen Elfer im Finale der Copa America 2015 und einer vergebenen Großchance im WM-Finale 2014 gegen Deutschland (0:1 n. V.) hatten sich die Kritiker im Land des 2-fachen Weltmeisters nicht nur auf ihn eingeschossen. Selbst seine Mutter wurde von den als gnadenlos geltenden argentinischen Boulevardblättern wegen der angeblich schlechten Leistungen ihres Sohnes verspottet. Diese Schmähungen zwangen Higuain fast zum Rücktritt aus der Albiceleste. „Ich dachte mir: Mama, ich möchte nicht mehr, dass du leidest“, gestand er bei TyC Sports.
Stark im Zusammenspiel mit Mandzukic und Dybala
Den Rücktritt aus dem Nationalteam verwarf Higuaín schließlich, bei Juventus Turin gelang ihm ein formidabler Neuanfang. Mit einem eigenen Fitnesscoach verbesserte der Gaucho – mit der Torjägerkrone der Serie A im Gepäck nach Turin gekommen – seine Kondition und schlug mit 6 Toren in den ersten 7 Liga-Spielen voll ein. Eine Leistungs-Explosion.
Auch, weil sich Higuaín im von Coach Allegri bevorzugten 3-5-2-System bestens einfügte. Inzwischen steht sein Tore-Konto in der Serie A bei 23 Treffern und 3 Assists. Gemeinsam mit Ex-Bundesligaprofi Mario Mandzukic und seinem argentinischen Landsmann Paulo Dybala erzielte er 38 von bisher 70 Saisontoren für Juventus in der Liga.
Mit 31 Toren in 48 Pflichtspielen amortisierte Gonzalo Higuaín die Rekord-Ablöse – und nahm dafür auch den Bruch mit den heißblütigen Fans des SSC Neapel in Kauf, die ihn unterm Vesuv schon zum legitimen Nachfolger des legendären Diego Maradona erklärt hatten.
Der geborene Strafraumstürmer
Die Partie in Monaco war exemplarisch für Higuaíns Spielweise. Der Strafraumstürmer rochierte geschickt in der Spitze, wartete auf seine Chance und profitierte 2-mal vom glänzenden Zusammenspiel mit Dani Alves. „Ich hoffe, dass wir die Champions League gewinnen können“, ließ der 3-malige spanische Meister (mit Real Madrid) hinterher durchblicken, „deshalb bin ich nach Turin gekommen.“