Gianluca Gaudino verlässt den FC Bayern München und schließt sich Chievo Verona an. Dass das Talent beim Rekordmeister keine Zukunft haben würde, war bereits seit einiger Zeit klar. Hatte er in der Saison 2014/15 unter Pep Guardiola noch ein paar Einsätze vorzuweisen, verbrachte der Mittelfeldspieler im Anschluss die meiste Zeit bei der 2. Mannschaft. Vergangene Saison war er in die Schweiz zu St. Gallen ausgeliehen. Nun erfolgt der endgültige Abschied aus München. Wir blicken auf die Karriereverläufe von anderen FCB-Talenten.
Seit 2004 spielte Gianluca Gaudino beim FC Bayern. Im Klub durchlief er alle Juniorenteams von der U8 bis hin zur U23. Für die Profis absolvierte er 11 Pflichtspiele. Der Durchbruch gelang ihm allerdings nicht. Zuletzt hagelte es dafür Kritik von seinem eigenen Vater, dem ehemaligen Nationalspieler Maurizio Gaudino:
„Er muss lernen, sich durchzubeißen, zu kratzen und spucken. Nur so macht man im Fußball den nächsten Schritt.“
Diesen versucht der 20-Jährige nun in Italien in der Serie A zu gehen. Ursprünglich lief sein Vertrag in München noch bis Juni 2018. Doch wie so viele andere Eigengewächse der Münchner sah auch Gaudino die Chance, seine Karriere mit einem Abschied vom FC Bayern in Schwung zu bringen. Einige FCB-Talente trumpften jenseits von München groß auf, andere nicht. Doch eins haben sie alle gemeinsam: Als junger Spieler schafften sie den endgültigen Durchbruch beim deutschen Vorzeigeverein nicht.
• Christian Lell
Lell war 2010 das erste FCB-Talent, den es aus der bayrischen Landeshauptstadt nach Berlin zog. Das Eigengewächs der Bayern konnte in seiner Münchner Profizeit (2006-2010) zwar 98 Spiele für den Rekordmeister absolvieren, als Stammspieler etablierte er sich allerdings nie. Mit 25 Jahren erfolgte schließlich die Flucht zur Hertha. Für die Berliner brachte es Lell in 2 Jahren auf 66 Einsätze. Nach dem Abstieg der Alten Dame 2012 zog es ihn nach Spanien zu UD Levante. Nach gutem Beginn in der Primera Division erfolgten Streitigkeiten mit dem Verein, die letztendlich erst zur Suspendierung und schließlich zur Vertragsauflösung führten. Heute ist Lell mit 32 Jahren aus dem Profifußball verschwunden. Er kickt nur noch in der Kreisklasse beim TSV Weyarn und kümmert sich hauptberuflich um seine Immobilien-Firma und seine eigene Stiftung im Kampf gegen Mukoviszidose.
• Andreas Ottl
Der Karriereweg von Ottl gleicht dem von Lell. Ein Jahr nachdem Lell zur Hertha wechselte, vollzog auch Ottl diesen Schritt. Trotz 141 Profi-Einsätzen für die Bayern war sein Standing in München stets umstritten. In Berlin war er zwar Stammspieler (29 Einsätze), musste aber nach nur einer Saison mit seinem neuen Klub den Gang in Liga 2 antreten. Ottl wechselte daraufhin zum FC Augsburg. Bei den Fuggerstädtern war er oft nur Ersatzspieler. Sein Vertrag wurde im Juni 2014 nicht verlängert. Seitdem ist Ottl ohne Verein. Mit nun 32 Jahren ist eine Rückkehr in den Profibereich ausgeschlossen.
• Thomas Kraft
Kraft wechselte zusammen mit Ottl zur Hertha. Doch anders als sein ehemaliger Mitspieler hielt er den Berlinern auch nach dem Abstieg die Treue. Lange Zeit war der 27-Jährige Stammtorwart der Alten Dame. Doch seit einer Schulterverletzung im September 2015 hat Kraft den Platz im Tor verloren. Rune Jarnstein ist seit 1,5 Jahren die Nummer 1 im Berliner Gehäuse. Der 28-Jährige hat sich mit der Rolle der Nummer 2 arrangiert und verlängerte erst im April seinen Vertrag bis 2019.

• Julian Green
Der 8-malige Nationalspieler der USA kam nach seiner Junioren-Zeit beim FCB nie über die Reservistenrolle hinaus. Auch bei seiner Leihe zum HSV konnte er nicht überzeugen und pendelte zumeist zwischen Bank und Tribüne. Für die Bayern absolvierte er nur 4 Einsätze. 2017 wechselte er für € 300 Tsd. zum VfB Stuttgart. Dort kam er in der vergangenen Saison verletzungsbedingt lediglich 10 Mal zum Zug.
Mehmet Ekici, Piotr Trochowski, Michael Rensing, Pierre-Emil Höjbjerg und Sandro Wagner ereilte ein ähnliches Schicksal wie den oben genannten Akteuren. Doch nicht nur Eigengewächse haben es schwer beim FC Bayern, sondern auch zugekaufte Talente. Das aktuellste Beispiel dafür ist sicherlich Renato Sanches. Lukas Podolski, Jan Schlaudraff, Breno, Jan Kirchhoff, Nils Petersen, Sinan Kurt, Alexander Baumjohann, José Ernesto Sosa, Julio dos Santos oder Mitchel Weiser – sie alle wissen wie schwer es ist, sich als junger Spieler im Haifischbecken FC Bayern durchzusetzen.