Franco Foda: Erster deutscher Nationalcoach Österreichs – und doch 2. Wahl
Franco Foda: Erster deutscher Nationalcoach Österreichs – und doch 2. Wahl

Franco Foda: Erster deutscher Nationalcoach Österreichs – und doch 2. Wahl

Franco Foda (51) wird erster deutscher Trainer in der Verantwortung als Coach der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Der Mainzer übernimmt das ÖFB-Team zum 1. Januar. Wirkliche Aufbruchsstimmung konnten die ÖFB-Verantwortlichen nicht verbreiten. Ihr Wunschkandidat war angeblich ein Trainer aus der Bundesliga…

Franco Foda trat mit einem spitzbübischen Lächeln vor die Presse. Der gebürtige Mainzer wird in der 113-jährigen Verbandsgeschichte des österreichischen Fußball-Bundes der erste Deutsche auf der ÖFB-Trainerbank. Am Dienstag wurde der frühere Profi – 321 Bundesliga-Spiele, u. a. für den 1. FC Kaiserslautern und den VfB Stuttgart – in Wien vorgestellt.

Erfolgreich als Spieler und Trainer in Graz

Foda kennt den österreichischen Fußball seit 20 Jahren. Als Spieler trug er ab 1997 insgesamt 4 Jahre lang das Trikot von  Sturm Graz. Mit dem Team aus der Steiermark schaffte er 2000/2001 sensationell in der Champions League den Sprung unter die letzten 16. 2003 und von 2006 bis 2012 trainierte der frühere Abwehrspieler Sturm Graz und kehrte nach einem Intermezzo als FCK-Coach in die steierische Hauptstadt zurück. 2-mal führte er den SK Sturm in die Europa League sowie zur österreichischen Meisterschaft 2011. Im nächsten Spiel der Grazer liegt die Quote für einen Zu-Null-Sieg gegen Rapid Wien bei 4.10.

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Österreichs Kandidatenliste war lang…

Ein idealer Hoffnungsträger also für das Nationalteam? Nicht ganz. Die Kandidatenliste für die Koller-Nachfolge war nach Informationen mehrerer österreichischer Medien ellenlang. Eintracht-Trainer Niko Kovac gehörte wohl ebenso zum Kreis der Anwärter wie der zuletzt auf Schalke tätige Markus Weinzierl, Österreich-Legende Andy Herzog, Austria Wiens Coach Thorsten Fink oder der Schweizer René Weiler.

Ganz oben auf der Liste der ÖFB-Bosse stand jedoch ein anderer Coach aus der Bundesliga: Peter Stöger (51) vom 1. FC Köln. Der Wiener habe „schweren Herzens abgesagt“, hieß es am Montag bei der Pressekonferenz in Wien. Dass Foda somit nicht ganz die erste Wahl war, ließ ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel dabei durchblicken. Österreichs Verbandspräsident Leo Windtner sieht Foda, der von Sturm Graz für die Länderspiel-Woche Anfang November mit dem Kracher gegen Uruguay am 14. November in Wien freigestellt wird, als „guten Set-up.“ Windtner: „Ich traue ihm zu, mit dieser Mannschaft in den nächsten Jahren sehr erfolgreich zu arbeiten und eine Galionsfigur zu werden, wie es Marcel Koller war.“

Sportlich gesehen heißt das: In Österreich erwartet man von Foda ab Herbst 2018 dann nichts anderes als die Qualifikation für die EURO 2020.

Österreich: Viel Bewegung auf der Trainerbank

Österreichs Fußball-Nationalmannschaft blickt in den letzten 25 Jahren auf eine bewegte Trainer-Historie. Im November 1992 verstarb der schwer erkrankte Nationalcoach Ernst Happel. Der Grantler, in der Bundesliga beim Hamburger SV eine Legende, wurde von Didi Constantini beerbt. Dessen Nachfolger Herbert „Schneckerl“ Prohaska führte das ÖFB-Team zur WM 1998 in Frankreich und damit für einen Zeitraum von exakt 10 Jahren zur letzten Turnier-Teilnahme. Josef „Hicke“ Hickersberger brachte Österreich als Co-Gastgeber bei der EURO 2008 in Turnierform. Aber erst unter dem Schweizer Marcel Koller gelang 2015 wieder die sportliche Qualifikation für eine Endrunde.

Kollers Kredit war im Herbst 2017 aufgebraucht

Dass Koller nicht unter Denkmalschutz steht, zeigte sich nach der schwachen WM-Quali für 2018. Österreich verpasste das Turnier in Russland um Längen. Koller musste gehen.

Er verabschiedete sich mit einem 3:2 gegen Serbien würdig vom kritischen Publikum in Wien. Das 1:0 in Moldawien am 9. Oktober 2017 war Kollers 54. und letztes Spiel als Österreich-Coach. Sein Punkteschnitt von 1,63 dürfte für Foda der richtige Ansporn sein.

Als beinharter Verteidiger stellte Franco Foda (l.) bei Sturm Graz auch in der Champions League Klasse-Stürmer wie Manchester Uniteds Dwight Yorke (r.).
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