Friedhelm Funkel hat als Fußballtrainer so ziemlich alles erlebt. Über 800 Mal stand er als Trainer einer deutschen Profimannschaft an der Seitenlinie. 6 Mal schaffte er dabei den Aufstieg in die Bundesliga (Alle Wetten zur Bundesliga). Rekord! Fortuna Düsseldorf sollte die letzte Trainerstation für den 65-Jährigen sein, was aber nicht heißen sollte, dass sich schon im kommenden Sommer zur Ruhe setzt. Das hatten allerdings die Düsseldorfer Verantwortlichen im Sinn, wollten die gebürtigen Neusser in der Rückrunde auf Abschiedstournee schicken und seinen Vertrag auslaufen lassen, weil im Trainingslager nach ersten Gesprächen keine Einigung in Sicht war. Unter Tränen machte Funkel, nach dieser ihm überbrachten Nachricht, seinem Bedauern Luft.
Auch die aktuelle sportliche Situation ist in der Landeshauptstadt momentan grundsolide. Dass die Fortuna zur Winterpause als Aufsteiger mit 4 Punkten vor der Abstiegszone rangiert, hätte wohl jeder unterschrieben. Hinzu kommt das anscheinend besonders gute Verhältnis zur Mannschaft und die breite Unterstützung der Fans. Am Sonntag empfingen circa 150 Fans den Coach mit Sprechchören am Düsseldorfer Flughafen nach dem Wintertrainingslager in Spanien. Jetzt anscheinend doch die Kehrtwende nach einem gemeinsamen Gespräch mit dem Aufsichtsrat. Mit Funkel soll nun doch über einen neuen Kontrakt gesprochen werden.
Pfannenstiel als Profilierer?
Wer oder was könnte hinter diesem Hin und Her stecken? Mit Sicherheit der neue Vorstand-Sport Lutz Pfannenstiel und Fortunas Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer. Erst seit Mitte Dezember im Amt, war Pfannenstiel mit Sicherheit ein Fürsprecher, den Vertrag von Funkel am Ende der Spielzeit auslaufen zu lassen. Nach dem er die letzten 6 Jahre als Scout für die TSG Hoffenheim unterwegs war, kam sein Aufstieg in die Führungsetage der Rheinländer für viele überraschend. Gut möglich, dass er sich mit dieser Entscheidung profilieren wollte. Doch seine und Schäfers Argumente hatten gegen die Tränen des erfolgreichen Trainers und die Fans wohl keine Chance. Was wären ihre Argumente gewesen? Planungssicherheit? Ein neuer, junger Trainer mit einer frischen Philosophie, taktischen Kniffen und Charisma a la Julian Nagelsmann? Seit Jupp Heynckes‘ letztem Engagement beim FC Bayern dürfte klar sein: Es gibt nur gute und weniger gute Trainer. Das Alter ist dabei nur eine schwache Begründung.
Es muss keine Verlierer geben
Das Zurückrudern der Klub-Bosse zeigt aber auch eine gewisse Stärke und Aufrichtigkeit. Nicht alle Probleme müssen zu rollenden Köpfen führen. Man darf Fehler eingestehen, korrigieren und sich zusammenraufen. Eine Formel für Erfolg ist das freilich nicht. Es verschafft den handelnden Personen jedoch ein viel größeres und authentischeres Profil, als auf Standpunkten zu verharren. Insofern muss die Posse nicht unbedingt Verlierer hervorbringen. Doch vielleicht sieht die Situation in 7 Wochen schon wieder anders aus. Dann ist nämlich tatsächlich Karneval am Rhein.