FC St. Pauli: Nach Trainerwechsel Kauczinski für Janßen zurück auf Los
FC St. Pauli: Nach Trainerwechsel Kauczinski für Janßen zurück auf Los

FC St. Pauli: Nach Trainerwechsel Kauczinski für Janßen zurück auf Los

Der FC St. Pauli zog in der 2. Bundesliga am Donnerstag die Konsequenzen aus einer sportlichen Talfahrt mit zuletzt 7 Spielen ohne Sieg. Trainer Olaf Janßen (51) musste gehen. Markus Kauczinski übernimmt nach 13-monatiger Jobpause. Er tritt kein leichtes Erbe an.

Ewald Lienen gab am Mittwochabend im Sky-Studio in München am Rande der Champions-League-Berichterstattung des Pay-TV-Senders noch den Ahnungslosen. Den wohl bevorstehenden Trainerwechsel beim FC St. Pauli kommentierte der 64-jährige Sportdirektor mit „Ich weiß von nichts“. Kann man mal so machen.

Trotzdem meldeten die Kiez-Kicker am Donnerstagvormittag Vollzug – und feuerten Coach Olaf Janßen. Der 51-Jährige musste nach 7 Spielen in Folge ohne Sieg gehen. Den letzten Erfolg gab es am 1. Oktober 2017 beim 2:0 bei Eintracht Braunschweig. Zuletzt setzte es für die Mannschaft von Olaf Janßen 9 Gegentore in 2 Partien – 0:4 gegen die SpVgg Greuther Fürth und 0:5 bei Arminia Bielefeld. Damit verbunden war ein Absturz bis auf Rang 14. Unter vorgehaltener Hand war rund um die Reeperbahn nach Tabellenplatz 7 im Vorjahr und der Verpflichtung von Außenstürmer Cenk Sahin (23) als neuem Rekord-Zugang der Vereinsgeschichte das Wort „Aufstieg“ zu hören. Doch mit dem peinlichen Pokal-Aus beim SC Paderborn und nur einem Heimsieg war die Euphorie um das Team und um den im letzten Jahr noch gefeierten Coach selbst bei dem so oft so unkonventionell erscheinenden Verein schnell verflogen.

FC St. Pauli: ,,Janßen packte die Spieler in Watte“

Janßens Versuche, durch eine harte Linie, u. a. durch Streichen des trainingsfreien Sonntags und Sonder-Einheiten die Wende zu schaffen, blieben am Ende erfolglos. Purer Aktionismus. Für Reporterlegende Carsten Harms vom Hamburger Abendblatt war am Montag klar: „Olaf Janßen, der seit Saisonbeginn Cheftrainer bei St. Pauli ist, hat sich lange, ja sogar zu lange, schützend vor seine Mannschaft gestellt und sie immer wieder für Selbstverständlichkeiten gelobt. Gleiches gilt für bestimmte Spieler, die er – zumindest nach außen – verbal in Watte packte, obwohl sie den berechtigten Erwartungen nicht gerecht wurden.“

Könnte man so sehen. Mit nur 2 Punkten vor dem Relegationsplatz funken die Liga-Piraten mal wieder SOS. Neuer Mann auf der Kommandobrücke am Millerntor ist mit dem 47-jährigen Markus Kauczinski ein Trainer, der zuletzt 13 Monate ohne Job war. Dennoch kann man die Personalie Kauczinski durchaus als gute Entscheidung ansehen. Der Gelsenkirchener hat gezeigt, dass er 2. Liga kann. Er führte den Karlsruher SC in der Saison 2014/2015 auf Rang 3. Mit dem KSC blieb ihm anschließend in den Relegationsspielen gegen Paulis Erz- und Stadtrivalen Hamburger SV die Krönung seiner bisherigen Trainerlaufbahn verwehrt. „Er hat in Karlsruhe gezeigt, dass er sich mit schwierigen Situationen auskennt. Wir sind überzeugt davon, mit ihm die Trendwende zu schaffen“, erklärte Paulis Sportchef Uwe Stöver am Donnerstag.

Die zweitschlechteste Offensive der 2. Liga

Für die Kauczinski-Premiere bei Pauli gegen Aufsteiger MSV Duisburg am Sonntag bieten sich eine Fülle an Spezialwetten an. Kauczinski, in der Bundesliga beim FC Ingolstadt 2016 als Nachfolger von Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl (50, jetzt RB Leipzig) ohne Fortune, stellte sich in Hamburg mit der ihm eigenen Bescheidenheit vor. „Dass der Verein etwas Besonderes ist, solche Floskeln erspare ich Euch an dieser Stelle. Das weiß jeder“, sagte er bei seiner ersten Pressekonferenz. Kauczinski ist aber auch sicher: „Wir fangen nicht bei null an.“ Bevor es gegen die Zebras geht, will er „verschiedene Dinge in den verbleibenden Trainingseinheiten ausprobieren.“ Dazu dürften vor allem Übungen mit den Angreifern gehören. Nach Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern (12 Treffer) stellt der FC St. Pauli mit 14 eigenen Toren die schlechteste Offensive der 2. Liga. In 3 der letzten 4 Liga-Spiele blieben die Paulianer ohne eigenen Treffer. Viel Arbeit für den neuen Mann.

Bielefeld, 1. Dezember 2017: Nach dem 0:5-Debakel bei der Arminia spitzte sich die Lage für Olaf Janßen als Trainer des FC St. Pauli zu.
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