Sensationell führte Domenico Tedesco den FC Schalke in der vergangenen Spielzeit auf Rang 2 – die beste Platzierung seit 8 Jahren. Königsblau ist nach 3 Jahren Abstinenz wieder in der Champions League (alle Champions League Wetten) vertreten. Das entfachte rund um Gelsenkirchen große Euphorie. Wie der Klub in dieser Woche bekanntgab, ist die Mitgliederzahl auf 156.110 angestiegen. Damit ist S04 wieder vor Erzrivale Dortmund (154.000) und somit die Nummer 2 in Deutschland hinter Branchenprimus Bayern München (290.000).
Sportlich wird Schalke den Erwartungen aktuell allerdings nicht gerecht. Der Saisonstart ging mit 2 Niederlagen total in die Hose. Neben dem SC Freiburg, Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart ist Königsblau eines von nur 4 Teams ohne Punktgewinn. Der Fehlstart löste in Gelsenkirchen zwar (noch) keine Panik aus, trotzdem sollte in M’gladbach und gegen Bayern etwas Zählbares ergattert werden, um jegliche Diskussionen über Trainer und Mannschaft bereits im Keim zu ersticken.
Trainer Tedesco bemüht das Umfeld in einem Sportbild-Interview zur Gelassenheit: „Wir wollen und werden nichts schönreden. Aber bei uns wird jetzt keiner unruhig. […] Wir werden die Form aus der vergangenen Saison wiederbekommen – zu 100%.“ Aber warum ist S04 so schlecht aus den Startlöchern gekommen? Hier ein paar Gründe.
Fehlende Durchschlagskraft in der Offensive
In den beiden Spielen gegen Wolfsburg (1:2) und Hertha (0:2) gelang Königsblau nur ein einziger Treffer. Mehr Grund zur Sorge bereitet allerdings die Tatsache, dass Schalke sich in beiden Partien nur wenige Möglichkeiten erspielte. Das Team hatte große Probleme, den Ball in die gefährlichen Abschlusszonen im letzten Spielfelddrittel zu bekommen. Gelang es doch einmal, wussten die Angreifer nichts damit anzufangen. Es fehlt S04 an einem eiskalten Vollstrecker. Schon in der letzten Saison erzielte Schalke mit lediglich 53 Toren die wenigsten Treffer der Top-6-Teams.
Ungewohnte Löcher in der Defensive
Kompaktes Auftreten als Team war in der letzten Saison eine Stärke von Königsblau. Es war unglaublich schwer, gegen Schalke Tore zu erzielen bzw. Spiele zu gewinnen. Mit nur 37 Gegentoren stellte die Tedesco-Mannschaft die zweitbeste Defensive der Bundesliga. Davon war in den ersten beiden Partien nicht viel zu sehen. In Wolfsburg ließ S04 ungewohnt viele Torchancen zu, gegen Hertha war das Team mit dem schnellen Tempogegenstößen der Hauptstädter überfordert und konnte über die gesamte Spieldauer keine Kompaktheit herstellen.
Neuzugänge können Abgänge noch nicht kompensieren
Mit Thilo Kehrer (PSG) und Leon Goretzka (Bayern) verließen 2 Leistungsträger den Klub. Dazu kommen die Abgänge von Max Meyer (Crystal Palace) und Leih-Spieler Marko Pjaca (Florenz), die beide mehrmals ihre Wichtigkeit unter Beweis stellten und passende Rädchen im S04-Erfolgskader der letzten Saison waren. Tedesco weiß diese Verluste einzuschätzen: „Wir haben gute Spieler verloren – ohne Zweifel.“ Die hochgelobten Neuzugänge konnten noch nicht überzeugen. Verletzungen (Mascarell) oder die Eingewöhnung an eine neue Liga (Skrzybski, Mendyl) sind Gründe. Tedesco bittet um Geduld: „Wir haben gute und vielversprechende Spieler dazubekommen. Manchmal braucht es trotzdem etwas Zeit und Geduld, bis alles zusammenwächst.“
Pech und der Schiedsrichter
Zwar sind erst 2 Spieltage absolviert, Schalke hatte aber bereits mit einigen strittigen Entscheidungen zu kämpfen. In Wolfsburg hätte Nastasic keine Rote Karte bekommen dürfen, der VAR sah das allerdings anders. Genauso hätte der Platzverweis gegen Wölfe-Stürmer Weghorst nicht zwangsläufig zurückgenommen werden müssen. Wieder griff der Video-Referee zu Ungunsten von Königsblau ein. Der Gegentreffer zum 1:2 in der 4. Minute der Nachspielzeit setzte dem kuriosen Spiel die Krone auf.
Ähnlich unglücklich lief es gegen Hertha BSC. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Caligiuri den Elfmeter für Schalke beim Stand von 0:0 verwandelt hätte? Statt mit einer Führung im Rücken zu agieren, geriet S04 quasi im Gegenzug in Rückstand. Freud und Leid liegen im Fußball dicht beieinander. Oft entscheiden nur Nuancen über den Spielausgang und Schalke hatte – bei aller berechtigen Kritik an den unzureichenden Leistungen – in beiden Spielen sehr viel Pech. Bekanntermaßen soll sich das ja im Laufe einer Saison wieder augleichen.