Diese Bilder gehören seit 15 Jahren zu Chelsea-TV-Übertragungen wie Uli Hoeneß im rot-weißen Bayern-Schal auf der Tribüne. Chelsea spielt, trifft und oben in der Ehrenloge sitzt Eigentümer Roman Abramowitsch (51) mit entwaffnendem Dackelblick – und applaudiert fast beschämt seinen Stars.
Englische Medien: Chelsea für Milliarden-Preis zum Verkauf
Damit könnte es bald vorbei sein. Wie die Zeitung The Independent berichtet, hat der russische Klubbesitzer des 5-fachen Premier-League-Meisters die New Yorker Bank The Raine Group als Käufer-Scout für den Verein eingesetzt. Dem Blatt zufolge will der Oligarch eine Minderheit an seinen Anteilen abstoßen. Andere Quellen, etwa das Boulevardblatt Metro oder The Sunday Times sprechen von einem Verkauf. Für eine rekordverdächtige Summe von mehr als 2,5 Mrd. € will Abramowitsch sein Milliardärs-Spielzeug offenbar veräußern.
Gibt es den größten Deal der Fußball-Geschichte?
Dass Abramowitsch gerade die Raine Group beauftragt, nährt die Spekulationen um den Verkauf. Die Investmentbanker hatten 2008 auch den Deal mit Manchester City und seinen jetzigen Eigentümern vom Persischen Golf eingefädelt. Gelingt es ihnen nun, Chelsea für die geforderte Summe zu verkaufen, wäre dies der größte Fußball-Deal der Geschichte. 2005 hatte die US-amerikanische Familie Glazer Manchester United für rund 850 Mio. € gekauft. Bei der Wahl der Interessenten sind Abramowitschs Leute wählerisch. Eine Offerte des reichsten Mannes in Großbritannien, Sir Jim Ratcliffe (65) vom Chemie-Giganten Ineos, wurde Berichten zufolge bereits abgeschmettert.
Abramowitsch machte Chelsea in Europa zur Top-Adresse
Chelsea und der Erfolg gehörten unter Abramowitsch zusammen wie die Spiel-Übertragungen und der Schwenk auf die Ehrentribüne. Mehr als 7 Mrd. € investierte der scheue Russe ab 2003 in den Verein. Die gigantische Ausbeute: 16 nationale und internationale Titel. Nicht schlecht für einen Klub, dem Kritiker oft vorwerfen „no history“, keine Geschichte zu haben. In der Ära Abramowitsch stieß Chelsea in die exklusive Reihe der Klubs vor, die alle 3 Europapokale gewinnen konnten. Dem Triumph in der Champions League 2012 in München folgte ein Jahr später in Amsterdam der Erfolg in der Europa League. Den Pokalsieger-Cup hatte die Mannschaft aus dem Londoner Südwesten 1998, ein Jahr vor der Einstellung des Wettbewerbs gegen den VfB Stuttgart (1:0) gewonnen.
Aus dem operativen Geschäft hielt sich der oft leger daher kommende Mann in London weitgehend heraus. Dafür engagierte er Star-Trainer wie den Exzentriker José Mourinho, Carlo Ancelotti oder Luiz Felipe Scolari. Am Saisonende 2017/2018 war Abramowitsch nicht in Wembley beim FA-Cup-Erfolg im Finale gegen Manchester United (1:0) gesichtet worden. Dass er zudem Anfang Juni die Pläne für einen Stadion-Neubau an der Stamford Bridge ad acta legte, wurde auf der Insel als weiteres Indiz für seine Amtsmüdigkeit gewertet.
Abramowitsch-Sprecher: „Alles Markt-Spekulation“
Wie geht es weiter an der Bridge? Als „Marktspekulationen“ bezeichnete ein Abramowitsch-Sprecher gegenüber der Agentur Reuters die Gerüchte um den Verkauf. Ein Ausstieg würde den Klub zumindest kurzfristig nicht unter finanziellen Druck bringen. Ein Hinweis darauf, dass Roman Abramowitsch nicht vorhat, London zu verlassen, scheint die Zeitung Daily Express ausgemacht zu haben. Abramowitsch leistete sich an der Themse ein neues Penthouse. Für 35 Mio. €.