Ende Oktober steht für den FC Bayern München und RB Leipzig eine Woche der Wahrheit auf dem Programm. In Pokal und Bundesliga stehen sich der amtierende Meister und die, die es werden wollen, innerhalb von 4 Tagen gleich 2 Mal gegenüber. Höchste Zeit für den ultimativen FC Bayern gegen RB Leipzig-Vergleich. 2 Klubs, die das Streben nach Erfolg eint, aber doch noch so viel trennt.
Allein 109 Jahre liegen zwischen der Gründung des FC Bayern von einigen fußballbegeisterten Mitgliedern des MTV München im Weinhaus Gisela in München-Schwabing und der Übernahme der Spiellizenz des Oberligisten SSV Markranstädt durch den RasenBallsport Leipzig e.V. auf Initiative des Getränkekonzerns Red Bull.
Im Jahr 2002 öffnete sich auch der FC Bayern München der Kommerzialisierung im Fußball. Die Ausgliederung der Fußballprofiabteilung vom Verein in die FC Bayern München AG wurde beschlossen. Bis 2014 stiegen mit der Allianz, Adidas und Audi zu gleichen Teilen 3 in Bayern beheimatete Großunternehmen als Anteilseigner bei der FC Bayern München AG ein. 75% verbleiben seit dem beim Verein.
Bei den Leipzigern sieht es anders aus. Aktuell wird das Stammkapital an der 2014 gegründeten RasenBallsport Leipzig GmbH zu 99% von der Red Bull GmbH und lediglich zu 1% vom Verein getragen. Um die 50+1-Regel zu wahren, muss der Verein aber die Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung besitzen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass beide Klubs zwar eindeutig durchkommerzialisiert sind, der Sinn und Zweck jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten.
Erfolge gleich zu Beginn
Kommen wir zum Sportlichen. Die Titel des FCB müssen hier nicht extra aufgezählt werden. Auf der anderen Seite lohnt sich aber auch ein Blick in den Trophäenschrank der Sachsen. Immerhin 2011 und 2013 holte man den Sachsenpokal und fuhr 2013 die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost ein. Direkt im ersten Jahr ging es 2010 als Meister von der Oberliga in die Regionalliga. Erfolge, denen die Mannschaft mit der Teilnahme zur Champions League in diesem Jahr in kürzester Zeit entwachsen ist. Ob die Rasenballsportler mit diesen Titeln tatsächlich ihr Briefpapier schmücken, ist dabei nicht überliefert. Eine Parallele zu den Münchnern gibt es dennoch. Auch die Bayern holten schon früh nach Gründung des Vereins erste regionale Titel.
Viele traditionelle Fußballfans kritisieren, dass Ralf Rangnick und Co. viel Geld für neue Spieler ausgeben. Zugegebenermaßen tun sie das allerdings mit großem Erfolg, feinster Akribie und einer eindeutigen Philosophie. Ähnlich finanzstarke Konkurrenten aus der Bundesliga könnten sich davon eine Scheibe abschneiden. Nur auf der Torwartposition hat RB noch keinen Transfer im 2-stelligen Millionenbereich getätigt. Trotzdem übersteigt der Kaderwert der Münchner den der Leipziger noch um mehr als das Dreifache. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich diese Lücke in den kommenden Jahren verkleinert, wenn Leipzigs Shootingstars um Timo Werner und Co. weiter für Furore sorgen.
Hier übertrumpft RB die Bayern
In einer wichtigen Disziplin hängen die Bullen den Meister jedoch regelmäßig ab. Geht man bis zum Jahr 2013 zurück, haben die Leipziger in jeder Spielzeit im Vergleich zum Gesamtwert des Kaders (siehe Grafik) mehr Geld für Neuverpflichtungen in die Hand genommen als die Münchner. 2014/15 und 2016/17 überstiegen die Investitionen gar den Kadergesamtwert. Ein eindeutiges Zeichen, dass es für Ralf Rangnick und Co. nicht schnell genug gehen kann.
Auch infrastrukturell holt der Dosenklub immer weiter auf. Das Nachwuchsleistungszentrum in Stadionnähe ist eines der modernsten der Republik. Im aktuellen Kader hat das noch keine Früchte getragen. Kein Jugendspieler, der mindestens ein Jahr für eine Juniorenmannschaft der Bullen am Ball war, findet sich im Aufgebot von Ralph Hasenhüttls Team wieder.
Erfahrung ist das große Plus des FCB
In den beiden bisherigen Aufeinandertreffen in der Bundesliga spielte der FCB seine ganze Kaltschnäuzigkeit aus. Zuerst watschte er im Dezember 2016 den damaligen Tabellenführer mit 3:0 ab, dann folge im Mai beim irren 5:4 eine furiose Aufholjagd. RB führte bis zur 84. Minute mit 4:2, ehe Robert Lewandowski (84.), David Alaba (90+1.) und Arjen Robben (90+5.) das Spiel zugunsten des Rekordmeisters drehten. Mit Sicherheit hat die Erfahrung in diesen Spielen die Hauptrolle gespielt. Mit Marvin Compper (194) und Timo Werner (132) haben nur 2 RB-Kicker eine 3-stellige Anzahl an Bundesligaspielen absolviert, während im Luxuskader der Münchner gleich 7 Spieler mehr als 200 Partien auf dem Buckel haben. Die Statistik bei den Länderspielen und den Nationalspielern tut ihr Übriges.
Ob diese gravierenden Unterschiede in den anstehenden Duellen FC Bayern gegen RB Leipzig wieder eine Rolle spielen? Fakt ist: Beide Spiele können für den weiteren Saisonverlauf beider Teams von elementarer Bedeutung sein. Im Pokal wird eine Mannschaft ihren ersten Titeltraum für diese Spielzeit definitiv begraben und ein Sieg in der Bundesliga könnte vorentscheidenden Charakter darüber haben, wer sich weiter als Verfolger Nummer 1 des BVB positioniert und um die Schale kämpfen darf.