Junge Spieler brauchen Spielpraxis. Diese Weisheit ist hinlänglich bekannt. Deshalb gibt es Leih-Geschäfte, um den Talenten so mehr Einsätze zu ermöglichen. Was aber, wenn der Youngster auch beim neuen Klub nicht zum Einsatz kommt? Im Fall von Arsenals Serge Gnabry wurde eine Leihe jetzt vorzeitig beendet, da der deutsche Juniorenspieler auch dort keine Rolle spielte. Seine Zukunft ist ungewiss.
Es gibt viele Spieler, die den Sprung aus der Jugend in den Profibereich nicht schaffen. Ihnen mangelt es zumeist nicht am Talent, sondern an Verbissenheit, Demut, Fleiß und Geduld. Oder das Verletzungspech schlägt zu.
Serge Gnabry ist einer dieser talentierten Spieler, die vor Potential nur so strotzen. Er debütierte bereits mit 17 Jahren im Trikot der Gunners. Das war in der Saison 2012/13. Er galt als große Zukunftshoffnung der Londoner und Arsene Wenger hielt große Stücke auf ihn. Bereits bei seinen ersten Auftritten wusste er zu überzeugen. Schnell, stark am Ball, robust und technisch versiert – das waren die Attribute, die Gnabry während der Saison 2013/14 nah an die Mannschaft des FC Arsenal heranführten. Seine damalige Einsatz-Bilanz lautet:
• 9 Spiele in der Premier League (ein Tor, ein Assist)
• 2 Spiele in der Champions League
• 2 Spiele im FA-Cup (ein Assist)
• 1 Spiel im League Cup
Sein endgültiger Durchbruch schien nur eine Frage der Zeit. Im März 2014 allerdings stoppte ihn eine Knieverletzung. Gegen Ende desselben Jahres erlitt er einen Rückschlag, der eine Operation in den USA zwingend erforderlich machte. Diese Verletzungen kosteten ihn fast die gesamte Spielzeit 2014/15. Trotzdem wurde er für die U21-Europameisterschaft für den deutschen Kader nominiert. Seinen einzigen Einsatz absolvierte er ab der 80. Minute beim 3:0-Sieg im Gruppenspiel über Dänemark.
Nach seiner Genesung stand Gnabry vor einem neuen Problem: Der große Konkurrenzkampf beim FC Arsenal – speziell im offensiven Mittelfeld. Mit Santi Cazorla, Mesut Özil, Alexis Sanchez, Tomas Rosicky, Aaron Ramsey, Jack Wilshire, Alex Oxlade-Chamberlain und Joel Campbell kämpfen 8 Spieler um die wenigen freien Plätze im Wenger-System. Eine Leihe schien der beste und offensichtlichste Weg für ihn, um Einsätze zu bekommen. Es ging zu West Bromwich Albion, doch auch hier kam Gnabry nicht zum Zug. Lediglich 13 Minuten kam er in der Premier League zum Einsatz, dazu nochmal 2 Mal im Capitol One Cup. Seit Anfang Oktober stand er kein einziges Mal mehr im Kader.
Jetzt hat Arsenal auf die spärlichen Einsatzzeiten reagiert und Gnabry nach nur 5 Monaten zurück nach London geholt. Wie geht es jetzt für ihn weiter? Chancen auf Spiele für die Gunners hat er so gut wie keine, die Konkurrenz ist nicht geringer geworden. Arsenal plant ein weiteres Ausleihgeschäft. Verkaufen will Wenger den Deutschen noch nicht, da er ihm weiterhin den Durchbruch zutraut – das Potential ist ja vorhanden.
Für Gnabry wäre es jetzt wichtig, dass er über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei bleibt. Seit seiner Knie-Operation ist er noch nicht wieder der Alte. Er muss die Sicherheit in seinen Körper zurückgewinnen und auch im Kopf wieder Vertrauen zu sich selbst fassen. Im Trikot von West Brom gelang ihm das nicht und er bekam auch schnell das Vertrauen von Trainer Tony Pulis entzogen. Vielleicht tut ihm ein erneuter Tapetenwechsel gut, auch wenn das auf den ersten Blick nicht optimal gelaufen ist. Gnabry muss sich jetzt den Herausforderungen des Profi-Fußballs stellen und sie meistern, denn sonst bleibt er ein ewiges Talent. Er wäre nicht der Erste, der den Sprung nicht schaffen würde.