Falsch eingeschätzt von Scouts und Trainern ...
BVB - 1. FC Köln Bundesliga 2020/21

Falsch eingeschätzt von Scouts und Trainern …

Die Jugend-Abteilungen der Bundesligavereine sind hinunter bis zur U10 profihaft aufgestellt. Viele Trainer kümmern sich um die jungen Talente, fördern und formen sie. Entwickelt sich ein Spieler nicht wie gewünscht, wird er gnadenlos ausgesiebt. Aber auch den geschulten Augen der Coaches passieren Fehler. Akteure, die für zu schlecht befunden wurden, entwickeln sich woanders zu Profis. Wir haben ein paar Beispiele herausgesucht.

Es gibt Talente, bei denen sieht man sofort, dass sie den Sprung in den Profibereich schaffen werden. Andere dagegen erfahren erst spät einen Wachstums- oder Leistungsschub, fallen aber durch das Raster der Vereine. Nicht jeder aufstrebende Jugendspieler durchläuft alle Teams der Jugendabteilung bis hin zum Profiteam. Einige werden schlicht falsch eingeschätzt und weggeschickt, entwickeln sich dann bei einem anderen Verein aber prächtig. Im Nachhinein ein Ärgernis für die Klubs.

Roberto Soriano (24):
Jüngst gab der Kicker sein Startelf-Debüt für die Sqadra Azzurra. Ausgebildet wurde Soriano, dessen Marktwert heute € 7 Millionen beträgt, beim FC Bayern München. Der in Darmstadt geborene Deutsch-Italiener wechselte 2006 in die Jugend des Rekordmeisters. Doch der Sprung zum Profi wurde ihm nicht zugetraut – 2009 wechselte er aus der U19 des Rekordmeisters zu Sampdoria Genua. Nach einer einjährigen Leihe zum FC Empoli ist Soriano mittlerweile unangefochtener Stammspieler und Leistungsträger in Genua.

Alou Diarra (33):
Eine der wohl größten Fehleinschätzungen des FC Bayern. Von 2000-2002 spielte der damals 18-Jährige Franzose bei der zweiten Mannschaft des Klubs. Die handelnden Personen sahen in ihm allerdings keine Alternative für die Profis. Dem Spieler wurde mangelnde Klasse für die Bundesliga attestiert – ein Trugschluss. Über Liverpool und Leihgeschäfte landete Diarra bei Olympique Lyon, die in für € 7,5 Millionen nach Bordeaux transferierten. Dort erlebte er seine wohl beste Zeit, wurde französischer Nationalspieler (44 Einsätze)und hatte zweitweise einen Marktwert von € 14,5 Millionen. Heute spielt Diarra in England bei Charlton Athletic.

diarra
Alou Diarra nach dem EM-Aus der Équipe Tricolore 2012.

Marco Reus (25):
Der heutige Nationalspieler durchlief bis zur U17 die Jugend von Borussia Dortmund. Als zu schmächtig befunden, wurde Reus ausgesiebt und wechselte zu LR Ahlen. Dort schaffte er den Sprung zu den Profis in der 2. Liga und reifte später in Gladbach zum Nationalspieler. 2012 holte der BVB den verlorenen Sohn für € 17 Millionen zurück ins Ruhrgebiet. Im Nachhinein lässt sich feststellen: Es war eine teure Fehleinschätzung der damaligen Jugendtrainer. Heute ist Reus nach seiner Vertragsverlängerung der bestverdienenste BVB-Spieler der Geschichte und hat einen Marktwert von € 50 Millionen.

Kevin Großkreutz (26):
Auch der Ur-Dortmunder fiel durch das Raster der BVB-Jugendabteilung. Genau wie Reus wechselte er aus der Jugend der Borussia nach Ahlen. 2006 schaffte er dort den Sprung zu den Profis, absolvierte 97 Spiele in der 2. Liga und wechselte drei Jahre später zurück zu seinem Heimatverein – anders als bei Reus allerdings ablösefrei. Mittlerweile ist Großkreutz in Dortmund Kult, gewann mit dem Verein Titel und darf sich sogar Weltmeister nennen.

Mario Mandzukic (28):
Der gebürtige Kroate erlernte in der Jugend von Ditzingen das Kicken. Luftlinie zehn Kilometer von Stuttgart entfernt, ging der heute Starstürmer von Atletico Madrid den Scouts des VfB durch die Lappen. Über kleine Vereine in seiner kroatischen Heimat schaffte es der ehemalige Münchener zu Dinamo Zagreb, wo ihm sein Durchbruch gelang.

Ivica Olic (35):
Der junge Ivica Olic spielte von 1998-2000 für Hertha BSC. Dort wurde er aber nur bei den Amateuren eingesetzt – durfte lediglich zweimal Profiluft schnuppern. Als für nicht gut genug befunden, wechselte Olic zurück nach Kroatien. Dort ging sein Stern auf. Über ZSKA Moskau und dem HSV ging es zu Bayern München, wo er seine größten sportlichen Erfolge feierte. Heute lässt der Routinier seine Karriere wieder in Hamburg ausklingen.

mustafi
Mustafi wurde 2014 mit Deutschland Weltmeister.

Shkrodran Mustafi (22):
Weder in der Jugend des Hamburger SV, noch in der des FC Everton erkannte man das Potential des heutigen Nationalspielers. Erst in Italien bei Sampdoria Genua wurde Mustafi zum Profi. Nach guten Leistungen berief in Löw überraschend ins Aufgebot für die WM 2014, nach welcher er in die Primera Division zum FC Valencia wechselte. Dort ist Mustafi nun unangefochtener Stammspieler und steht als amtierender Weltmeister vor einer glorreichen Zukunft im Fußball.

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