Deutschland oder Türkei: 5 Fragen und Antworten zur EM-Vergabe
Deutschland oder Türkei: 5 Fragen und Antworten zur EM-Vergabe

Deutschland oder Türkei: 5 Fragen und Antworten zur EM-Vergabe

Höchstpersönlich rief Reinhard Grindel den 27. September zum wichtigsten Tag für Fußball-Deutschland auf. Kurz vor besagtem Datum, dem Tag der EM-Vergabe, ist die Anspannung bei der vom angeschlagen DFB-Präsidenten sowie Bundestrainer Joachim Löw nach Nyon geführten 21-köpfigen Delegation förmlich spürbar. So sicher wie vor dem „Sommermärchen 2006“ ist die Entscheidung pro Deutschland nicht. Die bwin Redaktion greift die meist diskutierten Fragen auf:

Dein Startvorteil: Die 100 Euro-Jokerwette!

Für wen spricht der UEFA-Report?

„Eine inspirierende, kreative und sehr professionelle Vision“, heißt es über die DFB-Bewerbung. Der Papiervorteil liegt demnach auf unserer Seite. Aus dem 41-seitigen Evaluierungsbericht geht hervor, dass die Türkei in puncto Infrastruktur klar schwächer aufgestellt ist und auch nicht mit den deutschen Stadionkapazitäten mithalten kann. Der DFB bewarb sich mit insgesamt 10 Städten: Frankfurt, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig sowie Dortmund, Gelsenkirchen und Berlin als WM-Finalort von 2006.

Wer und was entscheidet wirklich?

Abzüglich Grindel und seinem türkischen Kollegen Servet Yardimci dürfen alle 18 Mitglieder der UEFA-Exekutive abstimmen. Gebunden an den UEFA-Report sind sie nicht. Und wie die Vergangenheit gelehrt hat, taugt diese technische Bewertung nur bedingt als Gradmesser. Mit ähnlichen infrastrukturellen Vorteilen setzte sich der letzte EM-Gastgeber Frankreich nur hauchdünn gegen die Türkei (7:6 nach Stimmen) durch. Nicht nur mietfreie Stadien sollen dem türkischen Verband nach 3 vergeblichen Anläufen den Weg zur Euro 2024 ebnen. Staatschef Recep Tayyip Erdogan punktet bei UEFA-Präsident Aleksander Ceferin („Die Verdienstmöglichkeiten sind mitentscheidend“) durch Steuergeschenke – Vorteil Türkei?

Welche Rolle spielt FIFA-Präsident Gianni Infantino?

Ist er Grindels Gegenspieler? FIFA-Boss Gianni Infantino

Die gute Nachricht vorweg: Direkt stimmberechtigt ist der Blatter-Nachfolger nicht! Die Gefahr, dass der europäisch bestens vernetzte Gianni Infantino (zuvor UEFA-Generalsekretär) seine Kontakte dazu nutzt, um Wahlmänner auf die türkische Seite zu ziehen, besteht dennoch. Allen voran der kritische Brief Grindels an den Weltfußball-Boss im November 2017 darf im Hinblick auf die EURO 2024 als klassisches Eigentor gewertet werden.

Wie viele Stimmen sind zum Sieg nötig?

Weil der Schwede Lars-Christer Olsson als Vertreter der europäischen Ligen krankheitsbedingt fehlt, wäre mittels 9 Stimmen eine Mehrheit (Enthaltungen erlaubt) erreicht. England, Portugal, Frankreich, Ungarn und die Schweiz gelten als Befürworter der deutschen Bewerbung. Im Vorfeld haben Grindel und Co. mehr klare Unterstützer hinter sich versammelt als die Türkei. Zu den Wackelkandidaten, die der DFB-Präsident überzeugen muss, gehören der einflussreiche Andrea Agnelli, der in Italien die Geschicke von Juventus Turin und dem Autobauer Fiat lenkt, sowie Zbigniew Boniek (als Verbandspräsident) und UEFA-Präsident Ceferin. Sie haben jeweils eine Stimme.

Und welche Köpfe rollen, wenn es schief geht? 

Eine aus deutscher Sicht fast rhetorische Frage. Erhält die Türkei am Donnerstag gegen 15:00 Uhr den Zuschlag fällt das „Leuchtturm-Projekt“ (Reinhard Grindel) und damit der letzte Schutzschild des früheren Politikers gegen die Schmach der Özil/Erdogan-Causa sowie die E-Mail-Affäre in sich zusammen. Auf Rückendeckung seiner letzten Unterstützer wie Friedrich Curtius braucht er nicht zu hoffen. „Es ist normal, dass im Falle eines Misserfolges wieder Struktur- und Personaldiskussionen geführt werden“, sagt der DFB-Generalsekretär gegenüber der FAZ.

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