Englands Nationaltrainer: Southgate ist nicht zu unterschätzen!
Englands Nationaltrainer: Southgate ist nicht zu unterschätzen!

Englands Nationaltrainer: Southgate ist nicht zu unterschätzen!

Der Klassiker gegen Deutschland ist für Gareth Southgate die 1. Bewährungsprobe als neuer Trainer der Three Lions. Die Bilanz des 57-fachen englischen Nationalspielers als Coach ist makellos – 4 Spiele, 2 Siege, 2 Remis. Hält sich sein Team gegen die DFB-Elf und in der WM-Qualifikation gegen Litauen schadlos, steht Southgate in der Reihe der vom Start weg besten englischen Nationaltrainer.

Auf die Nacherzählung der verhängnisvollen Sekunden von Wembley im Juni 1996 verzichtet Gareth Southgate hartnäckig. 2-mal, so berichtet der Kicker, hatten Fernsehsender den Elfmeter-Pechvogel aus dem EM-Halbfinale gegen Deutschland (6:7 n. E.) anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seines Fehlschusses gegen Andreas Köpke für eine Stellungnahme in einer Dokumentation angefragt, stets lehnte Southgate ab. „Ich habe keine Lust auf die alten Geschichten“, so die Begründung des neuen englischen Nationaltrainers, der wohl auf ewig mit der Fahrkarte gegen Deutschland in Verbindung gebracht wird. „Wie komme ich am besten aus dem Wembley-Stadion?“, lautete in den hippen 90er-Jahren ein gängiger Fan-Witz auf der Insel. „Benutzen Sie einfach das South-Gate“, war die Antwort.

Nein, um Spott musste Gareth Southgate nicht betteln. Der ist in England in der Beurteilung von Nationalspielern und –trainern im Preis mit inbegriffen. Steve McClaren wurde nach dem kläglichen Aus in der EM-Quali für 2008 zum „Trottel mit dem Regenschirm“, die über Undercover-Reporter gestürzten Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson und Sam Allardyce wurden vom Boulevard mit Häme überkübelt.

„Nationaltrainer zu sein, ist in England der undankbarste Job neben dem des Premierministers“, weiß Fußballidol Tony Adams, „weil man dabei nur verlieren kann.“ Auch Southgate, zunächst als Interimstrainer vorgestellt, merkte schnell, warum dies ein einsamer Job ist. „Er will stabilisieren, stabilisieren, immer nur stabilisieren – dabei fehlt es an Qualität“, ätzte Arsenal-Legende Ian Wright nach dem 2:0-Erfolg im Oktober 2016 in der WM-Quali gegen Malta.

Southgate kratzt an Fußball-Denkmal Rooney

Der smarte Southgate lässt sich durch solche Attacken nicht beirren. Höflich in der Ansprache und im Umgang mit Reportern, kann der ehemalige Profi (u. a. Crystal Palace und FC Middlesbrough) auch die Axt rausholen. „Lasst Euch nicht täuschen von seiner öffentlichen Höflichkeit, er ist ein knallharter Bursche“, kennt der ehemalige Middlesbrough-Boss Keith Lamb seinen Ex-Schützling sehr gut. Stimmt. Southgates Entscheidung, Kapitän Wayne Rooney nach dessen angetrunkenem Auftritt auf einer Hochzeit aus der Startelf für das Spiel gegen Slowenien (0:0) zu streichen, zeigte, dass er keine Angst vor großen Namen hat. Auch am Mittwoch in Dortmund wird Rooney nicht zum englischen Kader gehören.

Wird Stones Southgates neuer Kapitän?

Was Southgate auszeichnet, ist seine Nähe zur aktuellen Spielergeneration. Viele seiner Nationalspieler betreute er bereits in seiner 3-jährigen Tätigkeit als U21-Coach der Three Lions, wie etwa Dele Alli, Harry Kane oder John Stones. Der Innenverteidiger von Manchester City, mit einer an den FC Everton gezahlten Ablöse von € 56 Mio. teuerster britische Abwehrspieler aller Zeiten, wird als neuer Kapitän des Weltmeisters von 1966 gehandelt.

Makellose Bilanz bislang für Gareth Southgate

4 Spiele absolvierten die Three Lions bislang unter dem Mitte November 2016 für 4 Jahre fest als Nationaltrainer verpflichteten Gareth Southgate – und blieben dabei ohne Niederlage. Hält diese Serie auch in den Spielen in Deutschland und gegen Litauen (WM-Quali), zieht Southgate mit Englands EM-Trainer von 1996, Terry Venables (6 Spiele ohne Niederlage), und mit dem legendären Sir Walter Winterbottom († 2002) gleich. Englands erster Nationaltrainer nach Kriegsende fuhr bis zu seiner Ablösung durch den späteren Weltmeistercoach Sir Alf Ramsey (1962) insgesamt 78 Siege in 139 Länderspielen ein – und blieb vom Start weg mit 5 Erfolgen und 1 Remis in 6 Partien unbesiegt. Noch besser machten es Kevin Keegan, der legendäre Don Revie und der im Januar 2017 verstorbene Graham Taylor, die ab Amtsübernahme in 8, 9 bzw. 12 Spielen ohne Pleite blieben.

Kurios: Taylors Rekord-Serie wurde im September 1991 ausgerechnet mit einem 0:1 gegen Deutschland beendet.

Der im Januar 2017 verstorbene Graham Taylor als England-Coach: Top-Bilanz vom Start weg.
Der im Januar 2017 verstorbene Graham Taylor als England-Coach: Top-Bilanz vom Start weg.
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