England: Southgate hinterlässt große Fußspuren
England: Southgate hinterlässt große Fußspuren

England: Southgate hinterlässt große Fußspuren

Gareth Southgate ist nicht länger Trainer der englischen Nationalmannschaft. 2 Tage nach dem verlorenen EM-Endspiel in Berlin gab der 53-Jährige seinen Rücktritt bekannt. Für viele Fans und Experten ist sein Abschied ein Segen. Aber ist das wirklich so? In der langen Historie der Three Lions war nur ein Coach erfolgreicher. Für den künftigen Trainer der Auswahl wird es nicht leicht, die Southgate-Leistung zu übertrumpfen.

„Als stolzer Engländer war es die Ehre meines Lebens, für England zu spielen und England zu trainieren. Es hat mir alles bedeutet, und ich habe alles gegeben. Aber es ist Zeit für einen Wechsel, für ein neues Kapitel. Das Finale am Sonntag in Berlin gegen Spanien war mein letztes Spiel als englischer Nationaltrainer.“ Mit diesen Worten wird der 53-Jährige in einer FA-Mitteilung zitiert. Damit endet die zweiterfolgreichste Ära der Three Lions.



Three Lions on the shirt, Jules Rimet still gleaming, 58 years of hurt …

Seit 1966 wartet die englische Nationalmannschaft auf einen Titel. Damals krönten sich die Three Lions bei der Heim-WM im Wembley-Stadion im Finale gegen Deutschland zum Weltmeister. Weder davor noch danach gewann England eine Trophäe. An der Seitenlinie führte der legendäre Sir Alf Ramsey vor 58 Jahren die Regie. Seitdem Triumph ist er der Maßstab für jeden Trainer der Three Lions.

Viele große Namen versuchten sich in der Vergangenheit als Coach der englischen Nationalmannschaft. Sir Bobby  Robson, Terry Venables, Glenn Hoddle, Kevin Keegan, Sven-Göran Eriksson, Fabio Capello und Roy Hodgson – alle mit überschaubarem Erfolg. Capello weist zwar mit 2,19 Zählern pro Spiel den höchsten Punkteschnitt aller Trainer der Three-Lions-Historie auf, mehr als eine Viertelfinal-Teilnahme bei einem großen Turnier gelangen dem Italiener aber nicht.

Mit Southgate zurück in die Erfolgsspur

Seit 1966 erreichte die Auswahl lediglich 1990 (WM) sowie 1968 und 1996 (jeweils EM) ein Halbfinale. Ansonsten war das Team immer ziemlich weit von einer Final-Teilnahme entfernt. Erst unter Gareth Southgate entwickelte sich England wieder zu einem dauerhaften Titelanwärter bei einer Welt- oder Europameisterschaft. Der langjähre Kapitän von Aston Villa führte die Three Lions zum 3. Platz bei der WM in Russland (2018) und in 2 Endspiele bei einer EM (2021 und 2024). Damit weißt er innerhalb von 6 Jahren mehr Erfolge auf als seine Vorgänger in den 50 Jahren zuvor.

Kritiker weisen stets daraufhin, dass Southgate viel besseres Spielermaterial zur Verfügung hatte als die Nationaltrainer vor ihm. Unrecht haben sie damit nicht. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass bereits seit Mitte der 1990er Jahre jedem englischen Auswahl-Coach viele Top-Akteure zur Verfügung standen. Rio Ferdinand, Sol Campbell, die Neville-Brüder, Paul Ince, Paul Gascoigne, David Platt, Frank Lampard, Paul Scholes, Steven Gerrard, David Beckham, Steve McManaman, Andy Cole, Alan Shearer, Michael Owen, Robbie Fowler, Teddy Sheringham, John Terry, Ashley Cole, Wayne Rooney – mit diesen Spielern wäre ein Titelgewinn durchaus möglich gewesen.

Ein schweres Erbe

Zugegeben: Unter Southgate blieb England, vor allem bei großen Turnieren, spielerisch oftmals unter den Möglichkeiten des vorhandenen Potentials. Vielleicht wählte der ehemalige Abwehrspieler zu oft eine defensive Ausrichtung und die Sicherheitsvariante. Aber der Erfolg und die Ergebnisse gaben ihm stets Recht.

Das beste Beispiel dafür ist die deutsche Nationalmannschaft. Über Jahrzehnte war die DFB-Auswahl bei großen Turnieren gefürchtet. Nicht aufgrund ihrer spielerischen und technischen Qualität, sondern weil das Team in der Defensive stabil stand und nur ganz schwer zu schlagen war. Und mit dieser Ausrichtung wurden viele Titel gewonnen und Endspiele erreicht.

Man darf wirklich gespannt sein, ob der neue englische Nationaltrainer erfolgreicher sein wird als Southgate. Gemessen am Abschneiden bei großen Turnieren seit 2018 liegt die Latte sehr hoch …

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