Es kommt häufig vor, dass einige Kicker in der Jugend überragen und ihnen schon früh das Talent eines Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo nachgesagt wird. Mindestens genauso oft passiert es allerdings, dass genau diese Jungs später aus unterschiedlichsten Gründen im Profibereich scheitern und oftmals eine Karriere in der Bedeutungslosigkeit verbringen. Wir haben uns nach den ewigen Talenten unserer Zeit, die in diese Kategorie passen, umgesehen. Sowohl bei Emre Mor als auch bei Alen Halolovic und Donis Avdijaj spricht der bisherige Karriere-Verlauf Bände.
Emre Mor (Fatih Karagümrük)
Wohl kaum ein Experte hätte am 17. September 2016 daran gezweifelt, dass Emre Mor den Durchbruch bei Borussia Dortmund schafft. An jenem Datum erzielte der damals 19-Jährige gegen den SV Darmstadt (6:0) im ersten Bundesligaspiel sein erstes Bundesligator (Alle Wetten zur Bundesliga). Es sollte sein einziger Treffer in der deutschen Eliteklasse bleiben. Nach einigen Schamützeln mit dem Trainer-Team, bei denen es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll, verließ Mor den BVB im Sommer 2017 in Richtung Spanien zu Celta Vigo. Doch auch dort gelang dem Talent bislang nicht der Durchbruch. Statt mit guten Leistungen fiel Mor erneut durch Disziplinlosigkeiten (Termin-Verspätungen) auf und sorgte mit einem Post auf Instagram (Mor saß auf einem Thron) für einen Shitstorm.
Von August 2017 bis August 2019 absolvierte er lediglich 31 Pflichtspiele (ein Tor), bevor Celta (Vertrag bis 2022) ihn per Leihe zu Galatasaray abschob. Selbst in der türkischen Heimat lief es nicht nah Plan. Für Cim Bom kam der mittlerweile 24-jährige lediglich zu 16 Einsätzen, ein Tor gelang ihm dabei nicht. Deshalb wurde das Leihgeschäft vorzeitig abgebrochen. Den nächsten Anlauf nahm Mor bei Olympiakos Piräus. Dort lief es noch schlechter. In der Rückrunde 2019/20 reichte es beim griechischen Rekordmeister nur für 2 Einwechslungen. Logisch, dass Olympiakos von einem Kauf absah. Zurück bei Celta schaffte es Mor in der vergangenen Saison lediglich 11 Mal in La Liga auf den Platz. Jetzt wurde das einstige Talent erneut verliehen – zu Fatih Karagümrük in die Türkei. Es sieht nicht so aus, als ob der Türke noch die große Karriere hinlegen wird …
Alen Halilovic (FC Reading)
Er galt schon als nächster Lionel Messi, doch diesen Beweis ist Alen Halilovic bis heute schuldig geblieben. Weder beim FC Barcelona noch beim Hamburger SV, Sporting Gijon, UD Las Palmas, AC Mailand, Standard Lüttich oder beim SC Heerenveen bekam der Kroate einen Fuß auf den Boden. Seine bittere Bilanz: Nur 139 Pflichtspiele seit seinem Abschied von Dinamo Zagreb im Juli 2014. 10 Tore und 14 Assists lassen durchblicken, woran es haperte, um mehr Spielzeit zu bekommen. Aktuell stehtt mittlerweile 25-Jährige beim FC Reading unter Vertrag. Zuvor kam er beim FC Birmingham immerhin auf 17 Einsätze.
Neben eigenem Unvermögen kam zzwischenzeitlich auch noch Pech dazu. Beim SC Heerenveen, seiner letzten Leihstation, erkämpfte er sich endlich einen Stammplatz, bevor die Saison aufgrund von COVID-19 abgebrochen wurde. Danach kündigte der AC Milan seinen Vertrag auf, Halilovic war vereinslos und hielt sich in seiner Heimat beim kroatischen Zweitligisten Inter Zapresic fit. Trotz seiner dürftigen Leistungen in den vergangenen Jahren hat Halilovic immer noch großes Vertrauen in sich selbst. In einem Interview mit Voetbal International sagte er Ende September 2019: „Ich will sehen lassen, was ich kann: Nach meinem Gefühl kann ich noch immer so gut wie Modric werden. Ich will dieses Jahr zeigen, dass ich einer der besten Spieler der Eredivisie bin und danach weiter gehen kann, um dort zu sein, wo ich sein sollte: in der europäischen Spitze.“ Geklappt hat das nicht …
Donis Avdijaj (FC Emmen)
Vergehen im Straßenverkehr, merkwürdige und großkotzige Interviews, immer wieder Fehltritte – das ist kurz zusammengefasst die Profikarriere des Donis Avdijaj. Einst hatte der FC Schalke 04 den Stürmer noch mit einer Ausstiegsklausel von 47 Mio. € versehen, heute beträgt sein Marktwert 800 Tsd. €. Ob bei Schalke, bei Sturm Graz, bei Roda Kerkrade oder bei Willem II Tillburg, bei Trabzonspor oder bei Hearts of Midlothian – nirgends etablierte sich Avdijaj als unumstrittener Leistungsträger. Dabei zeigte er in Graz (24 Torbeteiligungen in 45 Spielen), bei Roda (6 Torbeteiligungen in 14 Spielen) oder in Tillburg (14 Torbeteiligungen in 18 Spielen) vielversprechende Ansätze. Aber immer wieder stand sich der gebürtige Osnabrücker selbst im Weg – letztmals bei Willem II. Nachdem er wiederholt negativ aufgefallen war, wollte ihn der Klub aus der Eredivisie schnellstmöglich loswerden. Auf die Suspendierung im Dezember 2018 folgte die Vertragsauflösung im März 2019. Im Anschluss war Avdijaj 4 Monate ohne Verein.
Einen neuen Anlauf nahm er in der Türkei. Bei Trabzonspor stand er zwischen August 2019 und Januar 2020 in Lohn und Arbeit. Seine Bilanz: 18 Spiele, 1 Tor, 2 Assists. Es folgte ein 6-monatiges Gastspiel in Schottland bei Heart of Midlothian, wo er – auch aufgrund der Coronapandemie – nur zu 3 Einsätzen kam. Wieder war Avdijaj im Anschluss ein knappes halbe Jahr vereinslos. Mitte November gab der FC Emmen bekannt, dem mittlerweile 24-Jährigen mit einem Vertrag bis Saisonende 2020 auszustatten. Avdijaj blieb sogar bis Januar 2021 umd sich dann AEL Limassol anzuschließen. Aufgrund finanzieller Probleme der Zyprioten gingen beide Seiten im Sommer wieder getrennte Wege. Der TSV Hartberg in Österreich stattete ihn vor Kurzem mit einem 2-Jahresvertrag aus und hofft darauf, dass dem einstigen Supertalent jetzt der Durchbruch gelingt …
Hachim Mastour (vereinslos)
Er war einer der ersten Nachwuchskicker, der von der Video-Plattform Youtube profitierte. Die Videos von Auftritten des jungen Hachim Mastour bei Jugendspielen im Trikot des AC Mailand wurden millionenfach geklickt. Der Jungspund war ein echter Renner im Internet. Sogar ein großes Getränkeunternehmen aus Österreich wurde auf den Teenie aufmerksam und ließ ihn eine Freestyle-Challenge gegen Superstar Neymar absolvieren. Ergebnis: Fast 10 Millionen Klicks auf Youtube.
Doch 7 Jahre später sucht man Mastour vergeblich bei Real Madrid, dem FC Barcelona oder Manchester United. Stattdessen dümpelt das einstige Mega-Talent in der unterklassigen Serie B in Italien herum. Bei Reggina 1914 hat er im Oktober 2019 nach erfolglosen Stationen beim FC Malaga, PEC Zwolle und PAS Lamia sowie 2-maliger Vereinslosigkeit einen neuen Vertrag erhalten. Doch von Glanz und Glamour war von ihm auch in der 2. italienischen Liga nichts zu sehen. Nur 12 Mal lief er für den Klub auf, zwischenzeitlich wurde er an Carpi FC vin die 3. Liga verliehen. Auch hier überzeugte Mastour nicht. Jetzt ist er bereits seit Juli vereinslos. Ob er nochmal einen Verein findet wird? Noch ist er mit 23 Jahren im besten Fußballalter …