Zusammen kommen sie auf 93 Jahre als Fußballprofi – am Saisonende ist endgültig Schluss. Bayerns Xabi Alonso, Werder-Kapitän Clemens Fritz, Feyenoords Publikumsliebling Dirk Kuyt, Chelsea-Idol John Terry und Roms lebende Fußballlegende Francesco Totti verabschieden sich in den (Un)- Ruhestand. 5 Spieler, die die komplette Gefühlspalette boten – und die so manchen Fan traurig zurücklassen werden.
Dirk Kuyt brauchte nicht einmal 12 Minuten, um sich unsterblich zu machen. Mit 2 Toren in der Anfangsphase der Partie gegen Heracles Almelo (3:1) legte der Stürmer von Feyenoord Rotterdam frühzeitig den Grundstein zum ersten Titelgewinn in der niederländischen Eredivisie seit 18 Jahren. 3 Tore steuerte Kuyt insgesamt zum Triumph bei, ließ das Stadion De Kuip im Jubelrausch zurück – und verkündete wenig später seinen Rücktritt nach 19 Jahren als Profi.
Dirk Kuyt: Ein Profi, wie er sein soll
Vom FC Utrecht war der Blondschopf einst ausgezogen, um die Fußballwelt zu entdecken. Kuyt, bereits 2003 niederländischer Pokalsieger mit Utrecht, erspielte sich vor allem beim FC Liverpool und bei Fenerbahce Istanbul einen legendären Ruf. 2007 schoss er die Reds im Elfmeterkrimi gegen Chelsea ins CL-Finale von Athen, 2012 holte er mit Liverpool den Liga-Pokal. In der Türkei war er Meister (2014) und Pokalsieger. 2016 und 2017 krönte der stille Musterprofi – im biblischen Stürmeralter von 36 – seine Laufbahn mit dem niederländischen Meistertitel und dem Pokalsieg ein Jahr zuvor. Der Vize-Weltmeister von 2010 wird Feyenoord in anderer Funktion erhalten bleiben.
John Terry: Seriös geht anders…
Alles andere als ein leiser Zeitgenosse ist der ebenfalls 36 Jahre alte John Terry, der sich am Sonntag beim englischen Meister FC Chelsea nach insgesamt 22 Jahren bei den Blues, 5 Premier-League-Titeln und 2 Erfolgen im Europacup von der Stamford Bridge verabschiedet. 688 Pflichtspiele stehen für „JT“ zu Buche, aber auch eine Reihe von Skandalen und Pikanterien. So war Terry 2010 bei seinen Mitspielern untendurch, als eine Liebesaffäre mit Vanessa Perroncel, der damaligen Freundin von Teamkollege Wayne Bridge, an die Öffentlichkeit kam. Eine Schlägerei mit einem Türsteher kostete Terry 2002 die WM-Teilnahme. Angebliche rassistische Schmähungen der dunkelhäutigen Spieler Anton Ferdinand und Ledley King ließen Terry in der Gunst von Fans und Medien sinken. „Ich hatte immer vor, unter den richtigen Bedingungen, auf die richtige Art und Weise und zur rechten Zeit aufzuhören“, sagt Terry über seinen Abschied – und mit einem Titel bei nur 8 Liga-Einsätzen Schluss zu machen, ist sicher nicht der schlechteste Moment.
Totti: Die ewige Legende in der ewigen Stadt
Noch mehr Profi-Jahre als Terry bringt Roma-Legende Francesco Totti aufs Datenblatt. Der gebürtige Römer spielt seit dem 1. Januar 1993 für AS und hält viele Klubrekorde. Mit mehr als 780 Einsätzen und 306 Treffern ist der beidfüßige Stürmer Rekordspieler und bester Torschütze der Roma. Absolute Highlights: Der Gewinn der Meisterschaft 2001 – und im italienischen Nationaltrikot der WM-Titel 2006. Der Abschied von dem Spieler, der in Italien die Komödianten auch mit seinen Sprüchen verzückte („Wie halten Sie es mit dem Motto Carpe Diem?“ Totti: „Was soll der Scheiß, ich kann kein Englisch!“) und auf der Roma-Geschäftsstelle sein eigenes Büro hat, wird für die Fans am 28. Mai gegen den FC Genua nicht leicht.
Clemens Fritz: In der Reihe der ganz Großen bei Werder
Die emotionalsten Momente hat Clemens Fritz von Werder Bremen schon hinter sich. Beim 3:5 gegen 1899 Hoffenheim am 33. Spieltag der Bundesliga wurde er zum 8. Ehrenspielführer der Werder-Historie ernannt und steht damit in 1 Reihe mit Weltmeister Horst-Dieter Höttges, den Europameistern Dieter Eilts und Marco Bode sowie Torhüterlegende Dieter „Budde“ Burdenski. Fritz (22 Länderspiele für Deutschland) gewann mit den Bremern 2009 den DFB-Pokal und stand im gleichen Jahr mit dem Klub im UEFA-Pokal-Finale gegen Schachtjor Donezk (1:2 n. V.). 288 Liga-Spiele (5 Tore) bestritt Fritz für Bremen insgesamt. Der Riss des Syndesmosebandes zwang ihn bereits seit Anfang März 2017 zum Zuschauen.
Xabi Alonso: Die „pure Qualität“
Der „unverdiente Abgang“ für Welt- und Europameister Xabi Alonso wurmte Bayerns Ex-Sportdirektor Matthias Sammer im CL-Halbfinale gegen Real Madrid (2:4 n. V.) mehr noch als das Ausscheiden der Münchner. In der Tat: Die personifizierte Passsicherheit aus Spanien wird beim FC Bayern einen langen Schatten werfen. Wenn sich Xabi Alonso am Samstag vom FCB verabschiedet, geht er als 3-facher Deutscher Meister, Pokalsieger (2016) und 2-facher CL-Sieger mit dem FC Liverpool (2005) und Real Madrid (2014) in die Fußball-Rente. „Mit dir lernte ich, diesen Sport zu lieben“, adelt ihn sein ehemaliger Klub- und Nationalmannschaftskollege Fernando Torres. „Er ist die pure Qualität und ein Gentleman auf und neben dem Rasen“, sagt Liverpools früherer Skipper Steven Gerrard, der mit Alonso am 25. Mai 2005 in einem unvergessenen Finale gegen den AC Milan (6:5 n. E.) Fußballgeschichte schrieb.
Den höchsten Marktwert nach Zinedine Zidane beim Abschied kann Xabi Alonso jedoch nicht aufweisen. Diesen Wert – laut Transfermarkt.de € 11 Mio. – hält sein ebenfalls am Samstag in Ruhestand gehender Mitspieler, Bayern-Kapitän Philipp Lahm.