Augen schließen und kurz nachdenken: Welche Fußball-Nationalmannschaften zählen zu den Besten der Welt? Klar, Weltmeister Frankreich ist dabei, auch Deutschland, Brasilien und Argentinien gehören irgendwie trotz des frühen WM-Aus dazu. Spanien, auch wenn die nicht mehr ganz so dominant sind, wie vor ein paar Jahren. Italien auch…. Aber dann wird’s schon schwieriger. Irgendein Team aus Südamerika sorgt zwischendurch immer wieder mal für Furore, so wie aktuell vielleicht Uruguay oder von 2014 bis 2016 Chile. Aber dauerhaft zu den Besten der Welt? Da würde man die Urus wohl nicht nennen. In Afrika sind alle Mannschaften zu inkonstant. In Asien sind Japan und Südkorea stark, aber so stark auch wieder nicht. Tja, damit war es das. Oder etwa nicht?
Wie viel Realität steckt in der FIFA-Weltrangliste?
Werfen wir doch einmal einen Blick auf die Top 20 der FIFA-Weltrangliste, die in dieser Woche veröffentlicht wurde: Deutschland, Argentinien und Brasilien sind dabei. Und überhaupt, mit den Niederlanden (17.) und Wales (19.) sind nur 2 Nationen vertreten, die nicht bei der Weltmeisterschaft mitgemischt haben. Dennoch muss sich als Top-Aufsteiger Russland feiern lassen. Die Sbornaja machte durch das Erreichen des Viertelfinals zwar 21 Plätze gut, rangiert aber trotzdem hinter Venezuela (31.) und Montenegro (41.) auf Rang 49. Was haben die denn bitteschön in den letzten Jahren Großartiges erreicht? Deutschland (-14 Plätze) war Weltmeister 2014 und EM-Halbfinalist 2016 und darf sich mit Ägypten (-20 Plätze) und Panama (-14 Plätze) den Titel als Absteiger teilen. Wie kann das sein?
Die Methodik der FIFA-Weltrangliste
Eine neue Berechnungsmethode der FIFA-Weltrangliste wurde erst kürzlich nach der WM eingeführt. Eine Folge der vielen Anpassungen ist, dass inaktive Mannschaften ihre Punkte behalten, ohne dass ältere Spiele abgewertet werden. Eine Mannschaft verliert hingegen Punkte, wenn es gegen einen schlechter platzierten Gegner verliert oder remis spielt, außer, es handelt sich um ein K.O.-Spiel bei einem großen Wettbewerb wie z.B. Welt- oder Europameisterschaft.
Vorher lag eine Formel zugrunde, die das Spielergebnis, die Bedeutung des Spiels, sowie die Stärke des Gegners und die durchschnittliche Stärke seiner Konföderation berücksichtigte. Das alles wurde in eine Formel gepackt und bewertet. Dabei hatten Spiele, die kürzer zurücklagen, mehr Gewicht als ältere. Der aktuelle Erfolgslauf von beispielsweise Kroatien zählt nun eben mehr als Italiens Erfolge, die schon wieder einige Jahre her sind.
Das Unverständnis bleibt
Dennoch: Ist beispielsweise Dänemark (kamen bei der WM ins Achtelfinale) wirklich besser als Argentinien, Deutschland, die Niederlande oder Italien? Ist die DR Kongo tatsächlich stärker als die Türkei, Australien, Tschechien oder Russland? Und sind Japan und Südkorea im Moment wirklich nur minimal besser als Albanien?
Warum die FIFA-Weltrangliste trotzdem wichtig ist
Ist das Ranking wirklich sinnvoll? Könnte man die FIFA-Weltrangliste nicht einfach abschaffen? Nein! Denn sie ist die Grundlage für die Topf-Einteilung etwa bei der Auslosung für die WM-Qualifikation. Außerdem wurde die Berechnung seit der ersten Veröffentlichung 1993 geändert und der Realität angepasst. Deutschland findet sich derzeit nach der WM-Schmach auf Rang 15 wieder, war seit der Einführung durchschnittlich 5. und erlebte 2004 mit Platz 19 einen Tiefpunkt. Und das bildet die tatsächlichen Leistungen doch ganz gut ab! Für die WM 2022 ist Deutschland immerhin derzeit der Top-Favorit auf den Titel (Alle Wetten zur WM 2022).