In keinem anderen Land bedienten sich die Klubs des deutschen Oberhauses bislang so häufig wie in Brasilien. Bis heute liefen 173 Profis aus dem Land des Rekordweltmeisters in Deutschlands Elite-Liga auf. Vor allem in den 90er und frühen 2000er Jahren erfreuten sich die Samba-Kicker vom Zuckerhut bei den Bundesligisten allergrößter Beliebtheit. Die bwin News Redaktion nennt die erfolgreichsten Brasilianer der Bundesliga – gemessen an Einsätzen, Toren und Titeln.
Den Anfang machte der 1. FC Köln mit der Verpflichtung von Zézé. Der Stürmer war 1964 der erste Brasilianer in der Bundesliga (alle Bundesliga Wetten). 150 Tsd. DM ließ sich der FC damals die Dienste des flinken Angreifers kosten. Ausgezahlt hat sich die Investition nicht. Nach nur einem Jahr und 5 Einsätzen im Oberhaus verließ er Deutschland wieder in Richtung Brasilien. Zézé machten Integrationsprobleme zu schaffen: Die für ihn schwer verdauliche deutsche Kost, das Erlernen der Sprache und das kalte Klima. Wegen einer Schnee-Allergie ließ er sich sogar Krankschreiben.
Auch wenn der erste Spieler aus dem größten Land Südamerikas in Deutschland sein Glück nicht fand – viele seiner bis heute 172 Nachfolger drückten der Bundesliga ihren Stempel auf. Zwar ist die Verpflichtung brasilianischer Profis in der deutschen Eliteklasse seit Jahren rückläufig, doch die Samba-Kicker sind untrennbar mit dem Erfolg der Bundesliga verbunden. Die bwin News Redaktion hat die erfolgreichsten Brasilianer herausgesucht.
Die erfolgreichsten Brasilianer der Bundesliga
Top 10: Die meisten Bundesliga-Einsätze
1. Naldo, 358 Spiele für Werder Bremen, VfL Wolfsburg und Schalke 04
Der Abwehrspieler war in 3 deutschen Klubs Leistungsträger. Ihn zeichnete bei Standarts eine große Torgefahr aus. 45 Mal netzte er in der Bundesliga ein.
2. Zé Roberto, 336 Spiele für Bayer Leverkusen, Bayern München und Hamburger SV
Der Mittelfeldspieler überzeugte auf seinen 3 BL-Stationen immer mit Spielwitz und Technik. Vor allem in seiner Zeit bei der Werkself (1998-2002) verkörperte er den „Joga Bonito“.
3. Rafinha, 332 Spiele für Schalke 04 und Bayern München
Bei Königsblau war der Rechtsverteidiger gesetzt und ein wichtiger Leistungsträger, beim FCB agierte er zumeist als Back-Up für Philipp Lahm und Rotationsspieler.
4. Dedé, 322 Spiele für Borussia Dortmund
Der Linksverteidiger avancierte beim BVB zur Legende und zum absoluten Fan-Liebling. Von 1998 bis 2011 blieb er den Schwarzgelben treu und erlebte mit dem Klub Höhen und Tiefen.
5. Marcelo Bordon, 297 Spiele für den VfB Stuttgart und Schalke 04
Der kantige Innenverteidiger war bei den Gegnern aufgrund seiner kompromisslosen Zweikampfführung und seines harten Schusses gefürchtet. Einen großen Titel konnte er in Deutschland nie gewinnen.
6. Raffael, 290 Spiele für Hertha BSC, Schalke 04 und Bor. M’gladbach
Der offensive Mittelfeldspieler war der Fixpunkt bei der Hertha und bei den Fohlen, bei Königsblau floppte er. Zwischenzeitlich wurde er vom S04 nach Kiew ausgeliehen. Er konnte nur unter Lucien Favre seine Leistung abrufen.
7. Giovane Elber, 260 Spiele für VfB Stuttgart, Bayern München und Bor. M’gladbach
Als Teil des „magischen Dreiecks“ mischte Elber in den 90er Jahren die Liga auf. Beim FCB avancierte er zu einem der besten Stürmer Europas. Der Wechsel zu den Fohlen floppte – 5 Spiele, kein Tor.
8. Luiz Gustavo, 245 Spiele für TSG Hoffenheim, Bayern München und VfL Wolfsburg
Für 1 Mio. € schloss sich der defensive Mittelfeldspieler 2007 dem damaligen Zweitligisten Hoffenheim an und startete seine erfolgreiche Deutschland-Karriere. Er ist der einzige Spieler im Ranking, der noch immer aktiv ist (Al-Nassr FC).
9. Lúcio, 236 Spiele für Bayer Leverkusen und Bayern München
Gab es in der langen Historie der Bundesliga einen Verteidiger mit mehr Offensiv-Drang als Lúcio? Seine Solo-Läufe aus der eigenen Hälfte ließen vor allem den Puls von seinem damaligen FCB-Coach Felix Magath in die Höhe rasen.
10. Ailton, 219 Spiele für Werder Bremen, Schalke 04, Hamburger SV und MSV Duisburg
Als einer von 3 Brasilianern (Antonio da Silva und Edú) lief der Stürmer in der Bundesliga für 4 verschiedene Vereine auf. Zudem schnürte er seine Schuhe in Deutschland unterklassig noch für KFC Uerdingen, FC Oberneuland und Hassia Bingen.
Top 10: Die meisten Bundesliga-Tore
1. Giovane Elber, 133 Tore (41 für Stuttgart, 92 für Bayern)
Elber ist einer der erfolgreichsten ausländischen Torschützen der Liga-Historie. Nur Lewandowski (312) und Pizarro (197) liegen vor ihm. 2002/03 wurde er, gemeinsam mit Thomas Christiansen, Torschützenkönig.
2. Ailton, 106 Tore (88 für Bremen, 14 für Schalke, 3 für Hamburg, 1 für Duisburg)
Der „Kugelblitz“ ist der einzige Brasilianer, der für 4 verschiedene Klubs in der Bundesliga traf. 2003/04 gewann er mit 26 Treffern die Torjäger-Kanone und wurde als erster Ausländer Fußballer des Jahres in Deutschland.
3. Raffael, 82 Tore (23 für Hertha, 2 für Schalke, 57 für M’gladbach)
Raffael traf auch 10 Mal für die Berliner in der 2. Liga und erzielte ebenfalls in der Bundesliga-Relegation einen Treffer. Neben seinen Tore gab er im Oberhaus auch 52 Assists.
4. Marcelinho, 77 Tore (65 für Hertha, 12 für Wolfsburg)
Der Paradiesvogel war von 2001 bis 2006 der Star der Hertha. In Wolfsburg konnte er an seine starken Leistungen nicht anknüpfen. Der Mann mit den wechselnden Frisuren war auch ein starker Vorbereiter: 67 BL-Assists.
5. Paulo Sergio, 68 Tore (47 für Leverkusen, 21 für Bayern)
Für die Werkself erzielte Sergio in 2 Spielzeiten jeweils 17 Treffer (93/94 und 96/97), bei den Bayern verlor er im Herbst seiner Karriere den Killerinstinkt. 2000/01 und 2001/02 musste er sich mit 5 bzw. nur 3 Toren zufriedengeben.
6. Grafite, 59 Tore (alle für Wolfsburg)
Zusammen mit Edin Dzeko bildete er ein kongeniales Sturmduo. In der Meistersaison 2008/09 markierten die beiden jeweils 28 bzw. 26 Tore. Mit 0,55 Treffern pro Partie weist Grafite den besten Tor-Schnitt aller Brasilianer in der Bundesliga auf. Neben Ailton wurde er als einziger Brasilianer Fußballer des Jahres in Deutschland (2009).
7. Diego, 57 Tore (38 für Bremen, 19 für Wolfsburg)
Vor allem im Werder-Trikot verzauberte Diego die Liga. Im April 2007 erzielte er das Tor des Jahres aus 63 Metern gegen Alemannia Aachen. Insgesamt kam der Techniker auf 106 direkte Torbeteiligungen in 161 Bundesliga-Partien.
8. Ewerthon, 48 Tore (47 für Dortmund, 1 für Stuttgart)
Im BVB-Trikot erlebte der schnelle Stürmer zwischen 2001 und 2005 die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. Mit seinem Siegtreffer zum 2:1 gegen Werder Bremen am letzten Spieltag 2001/02 machte er den BVB zum Meister. 8 Mal lief Ewerthon für die Selecao auf – kein Tor.
9. Naldo, 45 Tore (21 für Bremen, 16 für Wolfsburg, 8 für Schalke)
Als einziger Defensivspieler schafft es Naldo in dieses Ranking. Unvergessen bleibt vor allem sein Ausgleichstor zum 4:4 im Revierderby 2017 in der Nachspielzeit. Damals lag Schalke zur Pause in Dortmund mit 0:4 zurück.
10. Roberto Firmino, 38 Tore (alle für Hoffenheim)
Bis heute ist der Brasilianer der zweitteuerste Verkauf der TSG Hoffenheim (2015 für 41 Mio. € nach Liverpool). Mit 2 Toren und einem Assist hielt er die Kraichgauer 2013 in der Relegation gegen Kaiserslautern fast alleine in der Bundesliga.
Erfolg lässt sich am allerbesten an Titeln messen. In der langen Historie der Bundesliga errangen bis dato 25 Brasilianer die Meisterschaft, davon 13 NICHT mit Bayern München:
- Rafinha (7)
- Zé Roberto, Giovane Elber und Dante (je 4)
- Lúcio und Douglas Costa (je 3)
- Dede, Breno, Paulo Sergio, Felipe Santana und Júlio César (je 2)
- Luiz Gustavo, Ailton, Antonio da Silva, Josué, Jorginho, Ewerthon, Evanilson, Ratinho, Grafite, Marcio Amoroso, Mazinho, Philippe Coutinho, Rodrigo Alvim und Arthur (je 1)