Nicht immer glänzte der FC Bayern in den ersten Monaten unter der Regie von Carlo Ancelotti. Niederlagen in Madrid und Dortmund sowie die pomadigen Auftritte zu Jahresbeginn hatten erste Zweifel aufkommen lassen, ob man an der Säbener Straße den richtigen Nachfolger für den akribischen Arbeiter Guardiola gefunden hatte. Doch inzwischen greift das System des Italieners. Und spätestens seit dem ersten der beiden 5:1-Siege über den FC Arsenal sorgen Ancelottis Bayern für Begeisterung. Nicht wenige fühlen sich an 2013 erinnert und träumen vom Triple.
Hat da jemand das Wort Triple in den Mund genommen? Sobald das T-Wort fällt, wehrt sich die Bayern-Prominenz nach Kräften. „Die ersten 50 Minuten waren nicht gut“, gab Abwehrchef Mats Hummels nach dem 2. 5:1-Sieg über Arsenal binnen 3 Wochen zu Protokoll. „Wir hatten Probleme“, sagte der Trainer. Und mit Blick auf das Triple Jahr 2013 verwies Vorstandschef Rummenigge darauf, dass die damalige Elf unter Trainerikone Jupp Heynckes alle Gegner mit einer „gewissen Demut“ abgearbeitet habe. Ganz klar, die FCB-Macher wollen keine Euphorie entfachen. Dabei liegen die Parallelen zum historischen Triumph von vor 4 Jahren auf der Hand.
FC Bayern: Dominant in Bundesliga und Pokal
Die nationalen Wettbewerbe sind das Pflichtprogramm des deutschen Rekordmeisters. Klar, hier lief es in den letzten Jahren auch unter Pep Guardiola. Dennoch drängt sich der Vergleich zur Saison 2012/13 auf. Damals wie heute stand bei den Münchnern nach 24 Spieltagen nur eine Niederlage zu Buche. Damals wie heute verfügten sie als Tabellenführer bereits über ein Punktepolster, das auch mehr als einen Ausrutscher verziehen hätte. Druck kommt hier seit dem richtungsweisenden Sieg über RB Leipzig kurz vor Weihnachten nicht auf. Noch auffälliger sind die Parallelen im DFB-Pokal. Vor 4 Jahren führte der Weg zum 16. Cup-Triumph der Vereinsgeschichte unter anderem über Augsburg, Wolfsburg und den BVB. In der laufenden Spielzeit mussten Augsburg und der VfL bereits dran glauben – und am 25. April kommen die Dortmunder in die Allianz-Arena.
Königsklasse: Glanzvoll Richtung Henkelpott
Rutschiger war in den Guardiola-Jahren für die Bayern das internationale Parkett. Der berühmte Henkelpott war in der Ära des Katalanen nie in Reichweite, 3 Mal in Serie schieden die Münchner in der Vorschlussrunde aus. Mit der unter Heynckes bewährten „Step-by-Step“-Taktik (O-Ton Rummenigge) soll in dieser Saison mehr drin sein. Bemerkenswert: Wie von Trainer Ancelotti, der Bestleistungen im Frühjahr prognostiziert hatte, angekündigt, sind die Münchner im neuen Jahr in der Lage sich zu steigern. Holten sie in der Champions League-Gruppenphase noch einen Zähler weniger (12) als vor 4 Jahren, fiel der Achtelfinal-Erfolg – gegen den gleichen Gegner – diesmal umso deutlicher aus. 2012/13 kam der FC Bayern gegen Arsenal nur haarscharf weiter (3:1, 0:2), diesmal wurden die Londoner mit gleich 2 Kantersiegen (2 Mal 5:1) gedemütigt.
Die Achse des Guten
Beachtlich: 4 Jahre nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte ist das Rückgrat der Bayern-Elf unverändert. Ob Neuer, Lahm, Boateng, Alaba, Martinez, Rafinha oder Müller, Robben und Ribery, sie alle waren 2012/13 schon an Bord und wissen wie es ist, Historisches zu erreichen. Ergänzt durch erfahrene Führungsspieler wie Alonso, Hummels und Lewandowski sowie hungrige Talente vom Schlage eines Coman ist das womöglich die perfekte Mischung für die Triple-Mission.
Lass das mal den Papa machen
Kein Zweifel, der Stratege Guardiola hat Eindruck hinterlassen. Nicht nur in München, sondern im ganzen Land. Unter seinem Kommando dominierte der FC Bayern seine Gegner, wurde 3 Mal Deutscher Meister und gewann 2 Mal den DFB-Pokal. Akribisch hatte er diese Erfolge vorbereitet und explodierte an der Seitenlinie, wenn nicht alles nach Plan lief. Dabei blieb er, bei allem Respekt, meist unnahbar. Der Trainer des großen Triumphes von 2013 gab ein anderes Bild ab. Jupp Heynckes, einst vom jungen Christoph Daum als Werbeträger für Schlaftabletten ins Spiel gebracht, blickte schon mit Altersmilde auf eine große Karriere zurück. Er arbeitete hart, trat den Spielern aber eher väterlich gegenüber. Erfolge als Spieler, Stationen im Ausland, einen Champions League-Triumph mit Real Madrid. All das hatte Heynckes schon auf der Habenseite, als er die Bayern zum Triple führte. Carlo Ancelotti ist ein ähnlicher Typ. Wenn er auch 10 Jahre jünger ist als Heynckes 2013, gibt es doch viele Parallelen – vom verlässlichen väterlichen Auftreten bis zum königlichen Champions League-Sieg.
6-facher Einsatz für 3-fachen Triumph
Mitte März ist den Bayern die Schale kaum noch zu nehmen. Weil die Bookies für den 27. Meistertitel der Bayern praktisch nichts mehr zurückzahlen können, bieten sie schon die Spezialwette „Meisterschaft ohne Bayern“ an (Favorit ist hier übrigens mit der Quote 1.60 RB Leipzig). Einen weiteren Pokalerfolg kann wohl nur ein BVB in Topform verhindern. Und in der Königsklasse mischen noch Real Madrid und die historischen Comebacker des FC Barcelona mit. Die Triple-Chance des FC Bayern lebt. Und mit jedem Sieg wird der große Triumph wahrscheinlicher. Wer jetzt €10 darauf setzt, bekommt mit etwas Glück im Mai mehr als €60 zurück.