Lukas Podolski war der letzte Mohikaner. Am Mittwoch verabschiedete sich der Offensivspieler mit seinem letzten Länderspiel gegen England (1:0) aus der deutschen Fußballnationalmannschaft. Mit ihm ging auch der letzte Spieler, der das Sommermärchen 2006 live miterlebt hat. Aus dem Kader von damals schnüren überhaupt nur noch ganz wenige Kicker ihre Fußballschuhe im Profigeschäft.
Was war das für ein Sommer?! Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die Euphorie kannte keine Grenzen, die Sonne strahlte 4 Wochen in perfektester Art und Weise und die deutschen Spieler sorgten in der ganzen Bundesrepublik für Ekstase. Das ist mittlerweile fast 11 Jahre her und von den Protagonisten auf dem Feld trägt kein einziger Spieler mehr das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Mit Lukas Podolski verabschiedete sich am vergangenen Mittwoch der letzte Spieler vom DFB.
Schon damals gehörte Prinz Poldi zu den ganz wichtigen Spielern im Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann – trotz seiner erst 21 Jahre. Mit 3 Toren trug Poldi entscheidend dazu bei, dass die Deutschen lange vom Titel im eigenen Land träumen konnte. Für ihn war dieses Turnier ein wichtiger Schritt in seiner Karriere.
5 Profis noch aktiv
Der letzte Schritt war es dagegen für Oliver Kahn. Der Titan beendete mit dem Spiel um Platz 3 gegen Portugal (3:1) seine Laufbahn in der Nationalmannschaft. Mit vielen Tränen wurde Kahn in Stuttgart nach der Partie verabschiedet. Auch für Jens Nowotny war die Heim-WM das letzte große Ereignis im Trikot der Nationalmannschaft. Der Abwehrspieler absolvierte nach dem Turnier noch ein Freundschaftsspiel (3:0 gegen Schweden) für den DFB, danach war auch für ihn Schluss.
Überhaupt sind nur noch 5 Spieler aus dem 2006er-Kader von damals als Profi aktiv. Robert Huth (Leicester City), Philipp Lahm (FC Bayern) – der seinen Abschied jedoch für kommenden Sommer angekündigt hat -, Per Mertesacker (FC Arsenal), Bastian Schweinsteiger (Chicago Fire) und Lukas Podolski (Galatasaray Istanbul, bald Vissel Kobe) verdienen ihre Brötchen noch auf dem Feld.
Jogis endgültiger Durchbruch
Auch wenn Joachim Löw bereits seit 1998 als Cheftrainer in Deutschland, Österreich und der Türkei tätig war, war die WM 2006 für ihn der endgültige Durchbruch. Im Trainerteam mit Jürgen Klinsmann galt Löw, der 1997 mit dem VfB Stuttgart den DFB-Pokal gewann und 2002 mit dem FC Tirol Innsbruck österreichischer Meister wurde, als das Gehirn der Mannschaft. Klinsmann war eher der Motivator, der Antreiber, der die Spieler durch emotionale Ansprachen und sein Auftreten kitzelte. Löw dagegen war eher ruhig, entwickelte dafür das Spielsystem und die Taktiken für die einzelnen Spiele.
Trotz der Halbfinal-Niederlage gegen Italien in Dortmund (0:2 n.V.) wurde die Heim-WM natürlich als voller Erfolg gewertet. Nach der desaströsen Europameisterschaft 2004 war das Turnier geprägt von erfrischendem Offensivfußball mit jungen Spielern. Kein Wunder, dass die damaligen Verantwortlichen des DFB in Joachim Löw den richtigen Mann für die Zukunft sahen. Der gebürtige Schwabe wurde nach dem Rücktritt von Jürgen Klinsmann zum Bundestrainer ernannt – eine hervorragende Entscheidung wie wir nun 11 Jahre danach wissen.