Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat das Freundschaftsspiel gegen die USA mit 1:2 verloren. Wieder einmal enttäuschte der Weltmeister in einem Spiel, in dem es nicht um Punkte ging. Haben die Test- und Freundschaftsspiele überhaupt einen Mehrwert für den DFB?
Deutschland ist eine Turniermannschaft – diese Einschätzung über die DFB-Elf gibt es schon seit Jahrzehnten. Und sie ist korrekt. Zum einen wird diese These durch das stets gute Abschneiden der Deutschen bei großen Turnieren unterstützt, zum anderen zeigen die Ergebnisse in Freundschafts- und Testspielen, dass Deutschland ohne den Druck in Pflichtpartien oft keine guten Resultate einfahren kann. Hier ein Überblick über die letzten zehn Testspiele des amtierenden Weltmeisters:
Deutschland – USA 1:2
Deutschland – Australien 2:2
Spanien – Deutschland 0:1
Deutschland – Argentinien 2:4
Deutschland – Armenien 6:1
Deutschland – Kamerun 2:2
Deutschland – Polen 0:0
Deutschland – Chile 1:0
Deutschland – England 1:0
Deutschland – Italien 1:1
Zwar verlor die DFB-Elf nur zwei der letzten zehn Testspiele, dafür wurden aber Gegner wie Australien, Kamerun und Polen, die es eigentlich zu bezwingen gilt, nicht geschlagen. Es gibt mehrere Punkte, die gegen die zahlreichen Spiele ohne Wettbewerbshintergrund sprechen.
• Belastung der Spieler
Besonders der Termin für das USA-Testspiel war mehr als unglücklich gewählt. Die Spieler waren bereits seit zwei Wochen im Urlaub, hatten seit dem letzten Bundesliga-Spieltag keine Partien mehr absolviert. Nach einer langen und kräftezehrenden Saison inkl. Weltmeisterschaft wäre Regeneration sinnvoller gewesen als dieses Länderspiel. Vor allem die Spieler, die mit ihren Klubs international vertreten waren, würden liebend gern auf Testspiele dieser Art verzichten. Auch während einer Saison sind Begegnungen, in denen es um nichts geht, eher unnötige Belastung und erhöhen das Verletzungsrisiko.
• Keine scheinheiligen Ausreden der Spieler
Wer kann es den Spielern verübeln, dass diese während einer Spielzeit keine Lust auf Testspiele haben während nebenbei jede Woche wichtige Partien mit dem Verein anstehen? Auch deutsche Nationalspieler standen schon mehrmals im Verdacht unwichtigere Länderspiele mit vorgeschobenen kleineren Blessuren abgesagt zu haben. Sei es aus Unlust, Reisestrapazen oder um dem Verein in wichtigen Phasen frisch zur Verfügung zu stehen. Jüngstes Beispiel ist Mats Hummels, der sich für seine Absage eine Menge Kritik anhören musste. Den Spielern fällt es schwer die eigentliche Ehre, die ein Länderspiel beinhaltet, wahrzunehmen, wenn sie zusätzlich zu der ohnehin schon großen Belastung durch die Vereinsspiele noch Testspiele ohne Wert auf niedrigem Niveau auf Nationalelfebene absolvieren müssen.
• Kratzer im Ruf
Niederlagen kratzen am Image eines jeden Vereins. So ist es auch bei Fußballnationalmannschaften. Durch ihre großartigen Leistungen in der Vergangenheit bei großen Turnieren hat sich Deutschland den Ruf erarbeitet, eine Macht im Fußball zu sein. Niederlagen in unbedeutenden Testspielen gegen kleinere Nationen werfen ein schlechtes Licht auf den DFB und zeigen der Fußballwelt gerade jetzt, dass der amtierende Weltmeister sehr wohl zu schlagen ist. Zudem spricht es nicht gerade für die Qualität der gestrigen DFB-Elf, dass das Siegtor durch einen US-Spieler erzielt wurde, der mit seinem Klub aus der zweiten Bundesliga abgestiegen ist und normalerweise nicht das Niveau der deutschen Nationalspieler besitzt.
• Keine leeren Stadien
In Köln war das DFB-Spiel nicht ausverkauft. Kein Wunder, denn wer will ein Spiel sehen, in dem es um nichts geht und in dem Deutschland nicht mit den besten Personal aufläuft? Auch für solche Begegnungen verlangt der DFB einen stolzen Eintrittspreis (ab € 40) und nach den Auftritten in den letzten Freundschaftsspielen wissen viele Fans, was sie nicht von diesen Spielen erwarten können. Unbedeutende Partien locken keine Fans an.
Testspiele vor einem großen Turnier machen Sinn, damit sich die Mannschaft einspielen kann. Während einer Saison aber sprechen die obigen Punkte deutlich dagegen. Mit den Qualifikationsspielen für die WM oder die EM stehen im Länderspielkalender genügend Partien an. Und ob der Bundestrainer jetzt in einem Freundschaftsspiel eine neue Formation 90 Minuten lang testet, entscheidet am Ende auch nicht über Erfolg oder Misserfolg.