Begriffe für Fußballstadien gibt es viele: Kultstätte, Festung, Arena, Kathedrale oder Tempel. Sie haben etwas Magisches, sollen etwas Einzigartiges darstellen. Viele Stadien sind darüber hinaus architektonische und statische Meisterleistungen. Wie der Fußball haben sich auch die Orte, an denen die schönste Nebenbeschäftigung der Deutschen ausgeübt wird, verändert und Geschichte geschrieben.
Mit der Vergabe der WM 2006 begann in Deutschland stadiontechnisch eine neue Zeitenwende. Neue Arenen wurden aus dem Boden gestampft oder aufwendig umgebaut. Leichtathletikbahnen, Flutlichtmasten und unüberdachte Sitzplätze hatten ausgedient. Geblieben sind Geschichten und Erinnerungen. Aber auch die Moderne hat schon ihre Spuren hinterlassen. Wir erzählen 12 kleine Geschichten über deutsche Stadien, die vielleicht noch nicht jeder kennt.
Flutlichtmasten: Eine aussterbende Art
Wer erinnert sich nicht gerne an sein ersten Flutlichtspiel als Fan. Bis weit in die 90er-Jahren wiesen die hochragenden Masten in vielen Städten einem schon hunderte Meter vor dem Stadion den Weg und gaben die Marschroute vor: Hier müsst ihr hin, hier geht es rund. Die 3 Punkte bleiben heute hier! Doch Flutlichtmasten sind eine aussterbende Spezies. Wirft man einen Blick auf die Stadien der Bundesliga, dann haben mit Werder Bremen, dem SC Freiburg und Union Berlin nur noch 3 Klubs diese ikonischen Halterungen für die grellen Lichter. In Bremen gehören die rechteckigen Masten zum Stadtsilhouette und haben auch mehrere Umbauphasen überstanden. Doch damit nicht genug. Direkt an der Weser gelegen, können Fans auch mit dem Schiff zu Spiel anreisen. Theoretisch ist das seit 1909 möglich, denn seit diesem Zeitpunkt steht das Stadion an Ort und Stelle.
Wie lange die Flutlichter noch in Berlin-Köpenick am Mast hängen, hängt vom Ausbaustart der neuen Alten Försterei ab. Zur Saison 2020/21 gehen dann die Lichter beim SC Freiburg sprichwörtlich aus. Das neue Stadion setzt auf integrierte Lampen am Dach.
Klein und schief
Apropos Freiburg! Die Breisgauer kicken mit einer Sondergenehmigung auf dem kleinsten Spielfeld der Liga. Bisher drückte die DFL, ob der 4,5 Meter zu kurzen Spielfläche, jedes Jahr ein Auge zu. Wer allerdings auch gewusst hat, dass das Feld satte 98cm Gefälle aufweist, der ist ein echter Kenner.
So verpasst man in Stuttgart kein Tor mehr
Wir bleiben in Baden-Württemberg und da haben sich die Stadionarchitekten beim VfB Stuttgart etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Wer kennt nicht das Gefühl, auf der Toilette am Bier- oder Bratwurststand ein Tor zu verpassen. Zumindest für die Herren der Zunft ist dieses Risiko beim Gang auf das Pissoir minimiert worden. Auf Kopfhöhe wurde nämlich ein kleines Sichtfenster auf das Spielfeld eingelassen. Jetzt sollte man nur nicht zu lange in der Schlange stehen.
Andrea-Berg-Kampfbahn
Nur wenige Kilometer nördlich von Stuttgart steht eines von Deutschlands kleinsten Stadien im Profifußball. In die Mechatronik-Arena der SG Sonnenhof Großaspach passen exakt 10.001 Zuschauer. Von gegnerischen Fans wird das Stadion auch gerne als „Andrea-Berg-Kampfbahn“ tituliert. Hintergrund ist, dass Andrea Bergs Gatte Uli Ferber Hauptsponsor, Aufsichtsratsmitglied und ehemaliger Präsident des Vereins ist und die Schlagersängerin mehrmals im Jahr das Stadion als Bühne für ihre Heimspiel-Konzerte nutzt. In der kommenden Saison muss sich Großaspach den Titel für das kleinste Rund allerdings mit Aufsteiger Viktoria Köln teilen. Der rechtsrheinische Sportpark Höhenberg wird dann das gleiche Fassungsvermögen haben.
Wir können parken und ihr nicht
Darüber kann Bayern München nur müde lächeln. Allein um sich die Größe des Parkhauses der Allinaz Arena vorzustellen, reicht der Vergleich mit Großaspach und Köln. Hier könnte jeder Zuschauer – alleine – mit dem Auto anreisen. Die Arena in der bayrischen Landeshauptstadt beherbergt das größte Parkhaus Europas (knapp 10.000 Stellplätze) und trägt damit der Tatsache Rechnung, dass viele Fans der Münchner von weit her mit dem Auto zu den Spielen des Rekordmeisters anreisen.
Tolle Würste, viele Namen
Der normale Fußballfan gibt sich hinsichtlich der Angebotsgröße an Speisen eher genügsam. Dennoch sollte die Qualität überzeugen. Da kann ein pappiges Brötchen, der zu scharfe Senf oder die kalte Wurst einem schon mal den Samstagnachmittag verderben. Der 1. FC Nürnberg und der 1. FC Kaiserslautern setzen diesbezüglich Maßstäbe. So wurden 2017 auf Stadionwelt.de die 3 Nürnberger Rostbratwürstchen im Weckla (Brötchen) und die Stadionwürste des 1. FC Kaiserslautern als beste der beiden Bundesligen ausgezeichnet. Immerhin ein Titel, auf den man stolz sein kann.
So gut wie die Würstchen in Nürnberg auch sind, so kurios verhält es sich mit dem Stadionnamen im Frankenland. Ganze 9 Mal wechselte der Name des Spielortes im Osten der Stadt seit 1928. Davon allein 4 Mal in den letzten 7 Jahren. Am längsten hieß das heute nach Clublegende Max Morlock benannte Rund, ganz schnöde Städtisches Stadion (47 Jahre).
Dach zu, Rasen raus
Die Arena auf Schalke wird – vor allem beim schwarz-gelben Rivalen – gerne als größte Turnhalle oder Butterbrotdose Deutschlands verspottet. Mit den Arenen von Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf verfügt sie als einziges Stadion über ein schließbares Dach. Vielleicht ist das auch der Grund, warum hier im Jahr 2007 mit 129 Dezibel der Lautstärke-Rekord bei einem Fußballspiel in Deutschland aufgestellt wurde. Auch der Rasen kann bekanntermaßen aus dem Stadion gefahren werden. Eine nachhaltige Rasenschonung hat sich dadurch allerdings nicht eingestellt. Im Winter präsentiert sich das Geläuf des Öfteren in einem bemitleidenswerten Zustand. Da muss der Platzwart dann 2 Mal rechnen, ob es gleich einen komplett neuen Rasen geben soll, oder der grüne Untergrund für 13.000€ pro Vorgang an die frische Luft befördert wird.
Das Olympiastadion hält gleich mehrere Rekorde
Zu guter Letzt gibt es auch über eines der historischsten Stadien in Deutschland Kurioses zu berichten. Das Olympiastadion hat schon so manches sportliches Großereignis beheimatet. Olympische Spiele, WM-Finale, Champions League-Finale, Leichtathletik-WM und seit 1985 auch ununterbrochen das DFB-Pokalfinale. Doch der Bau im Berliner Stadtteil Charlottenburg hat auch einige weniger bekannte Superlative zu bieten. Nicht nur, dass hier im September 1969 zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Köln (1:0) vor 88.075 Zuschauern des bestbesuchteste Bundesligaspiel aller Zeiten stattfand, sondern auch das Spiel vor den wenigsten Zusehern wurde im weiten Rund der Hauptstadt ausgetragen. Exakt 827 zahlende Zuschauer verirrten sich 1966 zum Spiel Tasmania Berlin gegen Borussia Mönchengladbach.
Ja, richtig! Nicht nur die Hertha trug ihre Heimspiele im Olympiastadion aus. Auch Tennis Borussia, Tasmania, Blau-Weiß 90 und tatsächlich auch Hansa Rostock traten hier als Heimmannschaft an. Dabei machten sich vor allem die Rostocker, im Oktober 1995, eine Spielsperre im heimischen Ostseestadion zu Nutze und wichen gegen Eintracht Frankfurt (1:1) ins 250 Kilometer entfernte Berlin aus. 59.492 Fans wollten sich das nicht entgehen lassen und sorgten für einen Heimzuschauer-Rekord für Hansa. Weil der heimische Rasen einige Monate später nicht bespielbar war, nahm man gegen Fortuna Düsseldorf (0:0, 50.183 Zuschauer) ein weiteres Mal Berliner Hilfe in Anspruch. Die Kogge bleibt bis heute als einziges Heimteam in Berlin ungeschlagen.
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