Marc-André ter Stegen steht mit dem FC Barcelona im Finale der Champions League. Aufgrund einer starken Leistung im Rückspiel gegen den FC Bayern wurde der Torhüter in den spanischen Medien mit Lob überhäuft. Aber speziell im Ausland kann es auch schnell in die andere Richtung gehen. Wir haben mal einen Blick auf erfolgreiche und weniger erfolgreiche deutsche Torhüter außerhalb Deutschlands in der jüngeren Vergangenheit geworfen.
Bisher kommt Marc-André ter Stegen nur im Pokal und in der Champions League für den FC Barcelona zum Einsatz. Zufrieden stellt den ehrgeizigen 23-Jährigen diese Situation nicht. Wer ter Stegen kennt, der weiß, dass der ehemalige Gladbacher in jedem Spiel zwischen den Pfosten stehen will. Aber der FC Barcelona ist nicht Borussia Mönchengladbach. Auch auf der Torwartposition gibt es beim katalanischen Weltklub einen großen Konkurrenzkampf und so muss sich der junge Deutsche die Spiele mit dem chilenischen Nationaltorwart Claudio Bravo teilen – zumindest bis zum Ende dieser Saison.
19 Mal kam ter Stegen bisher für Barca zum Einsatz und hinterließ dabei stets einen starken Eindruck. Einzig beim Gruppenspiel in der Champions League in Paris leistete er sich einen Patzer als er eine Ecke unterlief, was direkt zu einem Gegentor führte. Ansonsten sind die Verantwortlich der Katalanen mit dem Deutschen sehr zufrieden und eigentlich niemand zweifelt daran, dass der 23-Jährige über kurz oder lang die alleinige Nummer 1 in Barcelona wird. Mit ter Stegen ist Barca auf der Torhüterposition bestens für die Zukunft aufgestellt, das lässt sich auch aus den Aussagen der Verantwortlichen und der Spieler heraus hören.
Lionel Messi über ter Stegen: „Er ist ein toller Torwart und hat mich gleich am ersten Tag sehr angenehm überrascht. Ich kannte ihn überhaupt nicht, aber seine Eigenschaften könnten ihn zum besten Torwart der Welt machen.“
Luis Enrique über ter Stegen: „Er kann auch Fußballspielen. Er ist der Erste, der das Spiel eröffnet in unserer Mannschaft. Er kann mit Druck umgehen, kann sich aber auch mal irren, zeigt danach aber drei Paraden. Er ist jung, aber schon so komplett. Er ist der perfekte Torwart für die Spielweise, die Barcelona hat.“
Mit Marc-André ter Stegen im Tor kassierte Barcelona in 19 Spielen nur 14 Gegentore und spielte zehn Mal zu Null. 17 Begegnungen gewann Barcelona, nur zweimal verließen sie den Platz als Verlierer. Das macht mit ter Stegen eine Siegquote von 89,5 Prozent! Dabei war der Schritt von ter Stegen ins Ausland durchaus ein Risiko. Nicht jeder gute deutsche Torwart konnte sich außerhalb der Bundesliga durchsetzen.
Jens Lehmann während seiner Arsenal-Zeit, Stefan Klos bei den Rangers und Bodo Illgner bei den Königlichen holten zusammen fünf nationale Meisterschaften, vier nationale Pokalsiege, vier Ligapokalsiege, einmal den Weltpokal und zweimal die Champions League. Alle drei haben auf ihrer Station bleibenden Eindruck hinterlassen und waren, zumindest während ihrer sportlichen Hochphasen, unangefochtene Stammtorhüter. Diese Aufzählung kann durch Robert Enke bei Benfica Lissabon (82 Spiele), Andreas Köpke bei Olympique Marseille (46 Spiele), Alexander Walke bei RB Salzburg (80), Martin Pieckenhagen bei Heracles Almelo (174) und Andreas Reinke bei Real Murcia (79) ergänzt werden.
Doch es gibt auch Negativ-Beispiele. Jens Lehman (AC Mailand) und Robert Enke (Barcelona und Fenerbahce) blieben nur ein paar Monate bei ihren Klubs und konnte sich nicht durchsetzen. Hans-Jörg Butt kam in einer Saison bei Benfica nicht über den Status der Nummer 2 hinaus. Timo Hildebrand ging zum FC Valencia – und war prompt Reservist. Bald konnte er sich jedoch gegen Santiago Canizares durchsetzen und 2008 den spanischen Pokal gewinnen. Im Jahr darauf saß er wieder nur auf der Tribüne und verließ den Klub. Auf einer weiteren Auslandsstation bei Sporting Lissabon kam er jedoch nur einmal zum Einsatz. Gerhard Tremmel spielt seit 2011 für Swansea City, ist aber nur Ersatzmann und spielt vorwiegend in den Pokalspielen. In den knapp vier Jahren kommt er auf 32 Einsätze für die Waliser.
Marc-André ter Stegen ist auf einem guten Weg, sich in Barcelona durchzusetzen. Das Potential und das Talent hat er dafür. Aber es gibt keine Garantie, dass man als guter Bundesliga-Torwart auch automatisch im Ausland an seinen gewohnten Status anknüpft!