Gerard Pique ist einer der erfolgreichsten Fußballspieler in der Geschichte Spaniens. Er gewann alle wichtigen Titel im Fußball – die meisten sogar mehr als einmal. Trotzdem wird er momentan bei jedem Länderspiel für sein Land von den eigenen Fans in Grund und Boden gepfiffen. Warum?
Kaum ein aktiver Spieler hat in seiner Karriere so viel gewonnen wie Gerard Pique. Die Titelsammlung des 28-Jährigen sucht seinesgleichen:
• 1 x englischer Meister
• 5 x spanischer Meister
• 3 x spanischer Pokalsieger
• 5 x spanischer Superpokalsieger
• 1 x englischer Superpokalsieger
• 4 x Champions League Sieger
• 1 x Weltmeister
• 1 x Europameister
• 1 x U19-Europameister
• 2 x Klub-Weltmeister
• 1 x UEFA Supercupsieger
Einem Spieler mit solch einer Vita sollte eigentlich von den eigenen Fans Respekt und Anerkennung entgegen gebracht werden – erst recht, wenn er im Trikot der Nationalmannschaft aufläuft. In Spanien ist das momentan nicht der Fall. Bei jedem Länderspiel wird Pique mittlerweile ausgepfiffen. Und das nur, weil er sich vor der Saison zu einer flapsigen Bemerkung über Real Madrid hinreißen ließ und Äußerungen für ein unabhängiges Katalonien tätigte. Bei seiner Rede auf der Triple-Feier des FC Barcelona im Camp Nou erklärte der Abwehrmann, der seit seiner Zeit bei Manchester United gut mit Cristiano Ronaldo befreundet ist: „Mein Dank geht an die medizinische Abteilung, das Betreuerteam, die Physios, die Fans – und an Kevin Roldan. Alles hat mit dir angefangen.“ Kevin Roldan ist der kolumbianische Sänger, der bei der Feier zu Ronaldos 30. Geburtstag im Januar eingeladen war, wenige Stunden nachdem Real das Derby gegen Atletico Madrid mit 0:4 verloren hatte. Roldan veröffentlichte anschließend Fotos der Party. Anschließend folgte eine wochenlange mediale Diskussion über die Einstellung von Reals Superstar.
Gegen Slowenien am Wochenende (2:0 für Spanien) in Leon wurde Pique durchgehend beleidigt und ausgepfiffen. „Hau ab, wir lieben dich hier nicht.“ Das war nur eine der vielen Aussagen, die auf den Innenverteidiger vom FC Barcelona einprasselten. Beleidigungen wie “Esel“ und „Idiot“ waren immer zu hören, sobald Pique am Ball war. Bereits in den vorherigen Länderspielen bekam Pique die Abneigung der spanischen Fans zu spüren. Seine Mitspieler und sein Trainer verteidigten den 28-Jährigen und verurteilten zugleich das Verhalten einiger Fans. „Das tut uns weh“, sagte Andres Iniesta über die Pfiffe gegen seinen Kollegen. „Wenn die Nationalmannschaft erfolgreich sein will, müssen alle an einem Strang ziehen.“ Auch Nationaltrainer Vicente Del Bosque sprang seinem Schützling zur Seite: „Diese Pfiffe gegen Pique sind unsäglich“, so der Erfolgscoach der Spanier: „Ich verstehe sie nicht und mag sie nicht.“
Aus Angst vor weiteren Anfeindungen hat der spanische Verband nun sogar ein Länderspiel verlegt. Das Testspiel gegen die englische Nationalmannschaft am 13. November wird nicht wie eigentlich erwartet in Madrid ausgetragen, sondern in Alicante. „Es ist sehr schlecht, dass ein Spieler, der mit Stolz das Nationaltrikot trägt, ausgepfiffen wird. Man sollte jeden, der dieses Shirt trägt, respektieren, bewundern und lieben“, appellierte sogar Sportminister Inigo Mendez de Vigo gegenüber Radio Marca an die eigenen Fans. Die Pfiffe für Pique entwickeln sich in Spanien immer mehr zu einer Staatsaffäre.