Der Jubel der Anderen: Euro-Krise im 21. Jahr
Der Jubel der Anderen: Euro-Krise im 21. Jahr

Der Jubel der Anderen: Euro-Krise im 21. Jahr

Ajax Amsterdam, AC Milan, Olympique Marseille – in den Playoffs zur Europa League gehen am Donnerstag viele namhafte Klubs an den Start, die fast automatisch auch zum Favoritenkreis auf den Pokalsieg gezählt werden dürfen. Für die Bundesliga-Teilnehmer 1. FC Köln, Hertha BSC und eventuell auch 1899 Hoffenheim gilt das nicht. Die Euro-Krise der Bundesliga im kleineren der beiden UEFA-Wettbewerbe geht ins 21. Jahr. Ohne Erfolgsperspektive.

Es ist eine Pokal-Serie des Grauens! Der 1. FSV Mainz 05 flog in den Europa-League-Qualifikationsspielen 2-mal gegen die No-Name-Klubs Gaz Metan Medias aus Rumänien und Asteras Tripolis aus Griechenland raus. Der VfB Stuttgart stolperte – wie in diesem Sommer RB Salzburg in der CL-Quali – über den kroatischen Vertreter HNK Rijeka. Hertha BSC scheiterte im Vorjahr am Bundesliga-Schreck Bröndby IF aus Dänemark. In diesem Jahr erreichte der SC Freiburg gegen den Underdog NK Domzale aus Slowenien ebenfalls die Playoffs nicht.

Sind die Bundesligisten hinter Bayern und BVB noch konkurrenzfähig?

„Freiburg hat die Bundesliga schlichtweg blamiert“, fällte SPORT BILD-Chefredakteur Alfred Draxler in einer Kolumne ein vernichtendes Urteil, „wir müssen feststellen, dass wir hinter Bayern München und Borussia Dortmund international zu schwach aufgestellt sind. Mehr noch: kaum konkurrenzfähig!“

Die Fakten geben der Journalistenlegende Recht. In den vergangenen 7 Jahren scheiterten 5 deutsche Klubs in der Europa-League-Quali. Seit 2010 – es war das letzte internationale Ausrufezeichen des Dauer-Krisenklubs Hamburger SV – stand kein Bundesligist mehr im Halbfinale des oft als „Cup der Verlierer“ geschmähten europäischen Wettbewerbs. 2 Finalteilnahmen von Borussia Dortmund (2002) und Werder Bremen (2009) sind für eine Top-Liga wie die Bundesliga zu wenig.

Spanien und England dominieren die Europa League

Kritiker des europäischen „Unterhauses“ wie Manchester Uniteds Coach José Mourinho und von der Champions League verwöhnte Fans führen gern die sportlich mäßige Gruppenphase, die oft wenig namhaften Gegner und die geringere Preisgeld-Ausschüttung als negative Aspekte ins Feld. Dass die Europa League diesen schlechten Ruf zu Unrecht hat, ergibt sich schon allein aus dem Anreiz, sich als Sieger für die Champions League zu qualifizieren. Der FC Sevilla und Manchester United haben es vorgemacht. Wobei die Europa League insgesamt wie für die Spanier gemacht zu sein scheint. Seit dem letzten deutschen Erfolg im UEFA-Pokal bzw. der Europa League im Jahr 1997 (!) mit dem Triumph der „Euro-Fighter“ des FC Schalke 04 gewannen die Klubs aus der Primera Division 8-mal den Pokal. Der FC Sevilla trug sich dabei 5-mal in die Siegerliste ein. Die Teams aus der englischen Premier League holten die Trophäe 3-mal (Liverpool, Chelsea, Man. United). Die russischen Vereine (ZSKA Moskau und Zenit St. Petersburg) jubelten im gleichen Zeitraum 2-mal.

Der FC und Hertha sind beileibe keine Final-Kandidaten

Dass die Euro-Krise der Bundesligisten im 21. Jahr endet, ist unwahrscheinlich. Den bislang qualifizierten 2 deutschen Vertretern fehlt die internationale Erfahrung. Der 1. FC Köln, UEFA-Cup-Finalist von 1986, meldet sich nach 25 Jahren auf der europäischen Bühne zurück. Bei aller Euphorie rund um den FC und trotz der tollen Atmosphäre bei Kölner Europacupnächten: Ein Final-Kandidat ist die Mannschaft von Trainer Peter Stöger nicht. Wie steht es um Hertha BSC? Die Berliner verbuchten 1978/79 mit dem Erreichen des Halbfinales ihren größten internationalen Erfolg. Seit der Umbenennung des Wettbewerbs 2009/2010 erreichten sie nur ein Mal die Zwischenrunde.

Bliebe im Falle eines Scheiterns in den Champions-League-Playoffs gegen den FC Liverpool noch 1899 Hoffenheim. Die Kraichgauer verfügen sicher über eine ambitionierte Mannschaft. Aber nichtsdestotrotz bleiben sie ein Europapokal-Debütant. Ohne das Überraschungspotenzial des FC oder der „Nagelsmänner“ aus Hoffenheim schmälern zu wollen: Am Ende der Saison dürfte aus deutscher Sicht in der Europa League wieder die Headline „Der Jubel der Anderen“ stehen.

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