4 Relegations-Duelle hat er als Bundesligaprofi bereits mitgemacht, seit Dienstagabend und dem 0:3 bei Borussia Dortmund ist Dennis Diekmeier vom Hamburger SV mit den Hanseaten wieder in der Verlosung für die K. o.-Spiele um das 18. Bundesliga-Ticket.
An den 1. Juni 2015 mag Dennis Diekmeier heute gar nicht mehr denken. Bis zur Nachspielzeit lag er mit dem Hamburger SV im Relegations-Rückspiel beim Karlsruher SC mit 0:1 (Hinspiel: 1:1) zurück. Der umstrittene Freistoß von Marcelo Diaz nach einer fragwürdigen Handspiel-Entscheidung gegen die Badener rettete den HSV in der Verlängerung, wo der „Bundesliga-Dino“ mit 2:1 den längeren Atem hatte.
Diekmeier: 4-mal Relegation, 4-mal Sieger!
Die Relegation der Saison 2014/2015 – ein Stück deutsche Fußballgeschichte. Und für Dennis Diekmeier – 2010 vom 1. FC Nürnberg zum HSV gewechselt – der 4. Triumph in einem Relegationsspiel.
Angefangen hat alles am 28. Mai 2009. Mit dem Club klopft Diekmeier gegen den 16. der Bundesliga vom FC Energie Cottbus erfolgreich an das Tor zur deutschen Fußball-Eliteliga. 3:0 für die Franken im Hinspiel in Cottbus, 2:0 im Rückspiel – der Altmeister ist wieder oben. „Im Winter waren wir mit Nürnberg noch auf Platz 8“, erinnert sich Diekmeier in einem SPORT BILD-Interview (Ausgabe 13/2017), „wir konnten nur gewinnen, auf diese Relegation habe ich mich richtig gefreut.“
Gegen Augsburg zum Zuschauen verdammt
1 Jahr später sieht es anders aus: Der 1. FC Nürnberg muss als 16. der 1. Liga den Abstieg und den Ansturm des FC Augsburg abwehren – und Diekmeier zittert verletzt auf der Tribüne mit. Mit 1:0 und 2:0 schaffen die Clubberer die Rettung. „Relegator“ Diekmeier dazu bei SPORT BILD: „Das war hart, weil ich nicht eingreifen und nicht helfen konnte.“
Die Situation in Nürnberg ist für Diekmeier jedoch nicht vergleichbar mit dem, was er ab 2014 in Hamburg erlebte. Diekmeier: „Überall hast du die Zeitungen gesehen, überall ging es nur um die Uhr, die anzeigt, wie lange der HSV schon in der Bundesliga spielt.“ Am Ende der Saison 2013/2014 rettet sich das letzte, noch nie abgestiegene Bundesliga-Gründungsmitglied von 1963 in die Relegationsspiele gegen die SpVgg Greuther Fürth. Nach 0:0 in Hamburg kommt es zum Showdown. „Eigentlich denkst du als Bundesligist: Komm, die machen wir fertig“, erklärt Diekmeier, „aber du weißt auch: Alles ist möglich.“ Stimmt. Nach dem frühen Führungstor von Pierre-Michel Lasogga (14.) kam Fürth zum 1:1-Ausgleich durch Stephan Fürstner (59.) und bei den Hamburgern war wieder das große Zittern angesagt. Ein Tanz auf der Rasierklinge. „Irgendwann haben wir nur noch gemauert und gehofft. Im Kopf lief immer nur ab: Du darfst kein Tor mehr kriegen, du darfst kein Tor mehr kriegen“, erinnert sich Diekmeier an diese für ihn und für den HSV schicksalhafte Schlussphase.
Brutale Dramatik in Karlsruhe
Getoppt wird diese Dramaturgie 2015 mit dem Relegations-Duell gegen den KSC. „Karlsruhe hätte ich nie beschreiben können“, sagt Diekmeier heute, „so eine Nervenschlacht! Das war die schlimmste und die schönste Relegation zugleich.“
Für Dennis Diekmeier steht fest: „Diesen Druck möchte ich nie wieder erleben, das waren Extremsituationen.“ Dieses Szenario – eine Nervenschlacht für Spieler, Fans und Verantwortliche – ist für Diekmeier und die Hamburger seit Dienstagabend wieder möglich geworden. 0:3 verlor der HSV bei Borussia Dortmund, kann bei ungünstigem Verlauf der Bundesliga-Partien 1. FSV Mainz 05 – RB Leipzig und FC Augsburg – FC Ingolstadt am Mittwoch wieder auf den ominösen 16. Platz rutschen.
An den 5. Auftritt in den 1982 eingeführten und 2009 neu aufgelegten K. o.-Spielen zur Bundesliga glaubt der Relegationskönig Diekmeier dennoch nicht: „Das Gefühl ist ein anderes als in den Vorjahren. Wir haben eine Wende eingeleitet und zuletzt viel gepunktet.“
Positiv gedacht: Vielleicht gelingt mit dem 1. Bundesliga-Tor von Diekmeier und nach bislang 175 BL-Spielen für Werder Bremen, den 1. FC Nürnberg und den HSV dieses Mal der vorzeitige Klassenerhalt…