Die größte Fußball-Marke der Welt feierte am Montag ihren 25. Gründungstag. Am 20. Februar 1992 hob der englische Fußballverband (FA) die Premier League aus der Taufe – und mit dem Start zur Saison 1992/93 wurde finanziell und transferpolitisch die Büchse der Pandora geöffnet. Eine Erfolgsstory, die auch der Brexit nicht beenden wird…
Bankrotte Vereine, veraltete Stadien und immer wieder dicke Negativ-Schlagzeilen durch Hooligans, die die in Nostalgie erstarrten Arenen zum Abenteuer-Spielplatz machten – Anfang der 90er-Jahre steckte der englische Fußball in einer tiefen Krise.
1992: Die „Big 5“ wagen die Fußball-Revolution
Es galt, die Abwärtsspirale, in die das Mutterland des Fußballs seit Mitte der 1980er-Jahre geraten war, zu stoppen. Die historische Idee: Die Gründung einer neuen Super-Liga. Treibende Kräfte auf dem Weg zur neuen Eliteliga waren die Spitzenclubs Arsenal, FC Everton, FC Liverpool, Manchester United und Tottenham Hotspur. Sie forderten von den Verbandsbossen die Abspaltung von den vier Divisionen der Football League, wollten in einer eigenen Liga spielen. Diese „große Revolution“, wie England-Reporterlegende Keir Radnedge die Liga-Gründung bezeichnet, folgte einer kleinen Revolte der Top-5-Clubs. Wenige Jahre zuvor hatten Arsenal, Liverpool, Man. United und Co. durchgesetzt, dass die Eintrittsgelder nicht mehr mit den Gastvereinen geteilt wurden – zum damaligen Zeitpunkt fast ein Sakrileg. „Das wort- und marktführende Quintett wollte mehr“, so Radnedge in einem Beitrag im Kicker-Sportmagazin, „sie wollten mehr und sie wollten vor allem das TV-Geld nicht mehr mit den entfernten Verwandten aus weitaus unterklassigeren Gefilden teilen.“
TV-Gelder: „Sky’s the Limit“…
Ab der Saison 1992/93 ging mit der neuen „FA Premier League“ eine Liga an den Start, die in den 25 Jahren ihres Bestehens nicht nur den englischen Fußball für immer verändern sollte, sondern die zur stärksten Sport-Marke weltweit wurde. Die Premier League erreicht Milliarden von Fans in 650 Millionen Haushalten und 212 Ländern weltweit. Keine andere Fußball-Liga, keine andere Sportart kann diese Strahlkraft vorweisen. Die Entwicklung der TV-Einnahmen verlief rasant. Waren es bis 1997 – in den ersten 5 Spielzeiten sicherte sich TV-Mogul Rupert Murdoch mit BSkyB die Rechte – „nur“ € 96 Mio., die unter den 20 Clubs aufgeteilt wurden, so waren € 277 Mio. im Jahr 2001, € 760 Mio. ab 2009 bzw. € 1,1 Milliarden (2013) und € 2,3 Milliarden im Jahr 2016 die Meilensteine eines neuen Fußball-Fernsehzeitalters.
Mit einigen Schattenseiten. Durch die Exklusiv-Übertragung im Pay-TV wurden plötzlich Millionen von Zuschauern ausgeschlossen, dazu kamen „fernsehfreundliche“ Anstoßzeiten für die globalisierte Eliteklasse, die Traditionalisten unter den Fans auf die Barrikaden trieben. Heftige Fan-Proteste löste auch die Übernahme von Manchester United durch die US-amerikanische Familie Glazer im Jahr 2005 aus. Ein weiterer Irrglaube: Die FA-Bosse erhofften sich von der Premier League eine Förderung der englischen Nationalmannschaft und der eigenen Fußball-Talente. Dieser Effekt blieb aus – der Anteil der englischen Spieler in der Premier League liegt inzwischen bei unter 25 Prozent.
Transfers: Die Premier League hält den Weltrekord
Denn: Der Geldsegen – Schlusslicht Aston Villa kassierte 2016 mehr TV-Einnahmen als der deutsche Rekordmeister FC Bayern München – lockte Stars aus aller Welt auf die Insel. Der Argentinier Juan Sebastian Veron kam 2001 für € 42 Mio. zu Manchester United. Fernando Torres‘ liga-interner Wechsel vom FC Liverpool zum FC Chelsea sprengte 2011 die Marke von € 50 Mio. Ablöse, ehe der Transfer von Paul Pogba von Juventus Turin zu Man. United im Sommer 2016 mit € 105 Mio. zum neuen Rekord-Wechsel weltweit wurde.
2019 gibt es einen neuen Fernseh-Vertrag – und ein Ende scheint auch trotz der sich anbahnenden politischen Umwälzungen mit dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens aus der EU, nicht in Sicht. „Wer hofft, dass dieser Vermarktungsgigant lange und heftig unter dem Brexit leiden wird, gibt sich einer Illusion hin“, stellt Radnedge klar, „den Stecker dieser Gelddruckmaschine wird auf absehbare Zeit niemand ziehen.“