Kevin Großkreutz heuert in der kommenden Saison beim SV Darmstadt 98 an. Nur 6 Wochen sind seit seinem Rauswurf und tränenreichen Abschied vom VfB Stuttgart vergangen. Eine kurze Zeit für einen Spieler, der mit dem Profifußball vorerst nichts mehr zu tun haben wollte. Unsere Einschätzung zu seiner Rückkehr fällt ähnlich positiv aus wie das Echo in den Fankreisen.
Nach dem am Dienstag verkündeten Deal gibt es erst einmal nur Gewinner: Sportlich ist Kevin Großkreutz für einen Klub wie Darmstadt ein Top-Transfer. Zu einem wichtigen Zeitpunkt sendet der designierte Absteiger auch ein Signal mit Blick auf die Personalplanungen. Den Lilien steht im Sommer ein wegweisender Umbruch im Kader bevor, an dem schon andere Vereine nach ihrem Bundesliga-Abenteuer mit Pauken und Trompeten gescheitert sind.
Uhr wieder auf Null gestellt
Als mahnendes Beispiel geht wohl der SC Paderborn in die Geschichte ein. Die Ostwestfalen wurden bekanntlich von der Bundesliga in die 3. Liga durchgereicht. Inzwischen droht sogar ein historischer Dreifach-Abstieg und die Insolvenz – für den SCP hat es sich Konzert der Großen auf Jahre ausgestanzt! Dieses Schicksal möchten die Darmstädter nicht teilen und benötigen Antreiber wie Großkreutz, um sich in der 2. Liga zu etablieren.
„Als Spieler ist seine Karriere tadellos, der Rest hat uns ganz wenig interessiert. Kevin fängt hier bei null an“, sagte SVD-Präsident Rüdiger Fritsch. Ob Großkreutz selbst so früh mit konkreten Angeboten rechnete? Der am Boden liegende Weltmeister hat die Weichen für einen Neuanfang zeitig, aber auch überlegt gestellt. Denn wo könnte dieser besser gelingen, als in Darmstadt. Ein Malocherklub, der sich mit einer Mischung aus gescheiterten Profis und der Kratzen und Beißen-Mentalität nach oben kämpfte.
Training mit dem BVB-Nachwuchs
Marcel Heller gehört zu diesen schwierigen Typen, die im Auffangbecken des SVD landeten. Der Flügelflitzer (zuvor Alemannia Aachen, Dynamo Dresden, Eintracht Frankfurt und MSV Duisburg) blühte bei den Lilien wieder auf. Andere Spieler wie Leon Balogun (FSV Mainz 05) oder der jetzige Hoffenheimer Sandro Wagner – damals bei Hertha BSC auf dem Abstellgleis – nutzten Darmstadt als letztes Sprungbrett.
Der Dönerwurf und die Pinkel-Affäre machen die Skandal-Akte von Kevin Großkreutz nicht fett. Doch der Fehltritt, den sich der langjährige Dortmunder bei seinem nächtlichen Ausflug mit Jugendspielern des VfB Stuttgart geleistet hatte, wird ihm noch nachhängen. Die Schwaben handelten konsequent und alternativlos. Da nützt ihm auch eine Petition, in der sich über 30.000 Fans für eine 2. Chance beim VfB ausgesprochen hatten, wenig.
Nach dem Rauswurf hält sich 28-Jährige bei der U 23-Mannschaft des BVB fit, um dann im Sommer direkt zur Vorbereitung unter dem Ex-Dortmunder Torsten Frings anzutreten. In Darmstadt bietet sich dann die Chance für den Neustart ohne große Vorurteile – eine Win-Win-Situation!