Fußball-Institution gegen Emporkömmling. Real Madrid gegen Paris St. Germain. Auf den Achtelfinal-Hit in der Champions League fieberte die gesamte Fußballwelt hin. Der Titelverteidiger aus Spanien wies den Neureichen-Klub aus Frankreich mit 3:1 vorerst in die Schranken. PSG droht nun wie in den letzten Jahren das „Aus“ gegen ein Team aus La Liga.
Die spanischen Pressestimmen am Donnerstag waren für Paris St. Germain verheerend. „Auf Kosten von PSG ist Madrid weiterhin in die Champions League verliebt“, schrieb El Mundo Deportivo. „Weder PSG noch Unai Emery haben etwas dazugelernt“, kritisierte das dem Real-Erzrivalen FC Barcelona nahe stehende Blatt Sport, „sie werden jetzt eine solch epische Aufholjagd brauchen, wie sie sie gegen Barcelona am eigenen Leib erlebt haben.“
Ansonsten wird das für 238 Mio. € aufgerüstete Star-Ensemble zur Lachnummer der Champions-League-Saison. Die Verschwörungstheorie des auf der Ehrentribüne des Estadio Santiago Bernabeu wie versteinert dasitzenden PSG-Investors Nasser Al-Khelaifi mutete nach dem 1:3 peinlich an. „Der Schiedsrichter hat Madrid geholfen, seine Fehler kommen uns teuer zu stehen“, klagte der katarische Klubpräsident Referee Gianluca Rocchi aus Italien an.
,,Paris fehlt es an Charakter“
Paris scheiterte in Madrid nicht am Unparteiischen. PSG musste sich einem homogenen, mit Weitblick zusammengestellten Team geschlagen geben. „Bisher fehlte es der Mannschaft von Unai Emery in wichtigen Spielen an Charakter“, stellte Frankreich-Experte Rainer Kalb in SPORT BILD vor dem CL-Start fest. Der Saisonverlauf gibt ihm Recht. Wie beim 1:3 im Vorrundenfinale beim FC Bayern München und im legendären Achtelfinal-Rückspiel 2017 beim FC Barcelona (1:6) – nach 4:0 im Hinspiel – blieb PSG den Beweis schuldig, ein absolutes Spitzenteam zu sein. „Das war eine tolle Mannschaftsleistung“, brachte es Real-Coach Zinedine Zidane (45) auf den Punkt. „Es hat schon einen Grund, warum dieser Verein 12-mal die Champions League gewonnen hatte“, konnte sich der Franzose einen Seitenhieb auf den Hauptstadtklub seines Heimatlandes nicht verkneifen.
So ließ Zidane PSG ins Leere laufen
Taktisch variabel und in einem 4-3-1-2-System ließ Zidane den PSG-Supersturm mit Neymar, Edinson Cavani und Kylian Mbappé nie zur Entfaltung kommen. Dafür sorgte sein überragendes Abwehr-Trio Nacho Fernandez, Raphael Varane und Sergio Ramos. Real wirkte abgeklärter, wacher, aggressiver in den Zweikämpfen. Die Pass-Maschinen Toni Kroos und Luka Modric stellten bei Quoten von bis zu 98 Prozent angekommener Bälle auch die Pass- und Laufwege der Pariser zu. Der als Ersatz-Spielmacher wie aufgedreht agierende Marcelo entschied neben dem 2-fachen Torschützen und Superstar Cristiano Ronaldo die Partie.
Paris: 3-mal raus gegen Barca, jetzt gegen Real?
Mit dem 1:3 in Madrid setzte Paris St.-Germain eine traurige Tradition in seiner Europacup-Historie fort. Der Klub aus der französischen Metropole hat ein Spanien-Problem. Seit 2012 scheiterte der Serienmeister der Ligue 1 in der Königsklasse (Alle Champions-League-Wetten) stets im Achtel- oder im Viertelfinale. 3-mal sorgte mit dem FC Barcelona ein Team aus La Liga für das „Aus“ des hoch gelobten Emporkömmlings. Paris gelang dabei in 6 Duellen nur ein kümmerlicher Sieg. Ein erneutes Scheitern in der Runde der letzten 16 wäre mehr als eine Blamage. Es dürfte den 45-jährigen Spanier Emery den Job kosten…
