Der FC Bayern München schlägt ein neues Kapitel auf. Mit dem Karriereende von Philipp Lahm endete eine Ära. Auch Xabi Alonso verabschiedete sich in die Fußballer-Rente. Von einem großen Schnitt kann allerdings keine Rede sein. Der Rekordmeister ist auch in der anstehenden Saison das Maß aller Dinge im deutschen Fußball.
Auf einen großen Rundumschlag auf dem Transfermarkt haben die Münchner in diesem Sommer weitestgehend verzichtet. Zwar zog der deutsche Meister mit James Rodriguez die angekündigte Granate und mit Rekord-Transfer Corentin Tolisso dicke Fische an Land, in der Spitze hat sich aber allgemein wenig getan. Vielmehr haben die Münchener die Tiefe im Kader erhöht und den Konkurrenzkampf gezielt gesteigert. Mit einer Ausnahme: Robert Lewandowski bleibt auch in der kommenden Spielzeit der Unersetzliche.
Unaufgeregt und mit ur-bayrischer Gemütlichkeit sendet der Rekordmeister so die klare Nachricht an die Konkurrenz: Wir bleiben hier die Nummer 1! Der Fokus der Münchner ruht naturgemäß nicht allein auf der Bundesliga. In seinem 2. Bayern-Jahr wird Trainer Carlo Ancelotti sicherlich mehr liefern müssen, als „nur“ die Meisterschaft.
Die Top 11:
Im Tor ist Manuel Neuer ohne Frage gesetzt, muss sich aber nach langer Verletzungsunterbrechung erst wieder in Wettkampfform bringen. Ob der Nationalkeeper zum Saisonstart wieder zwischen den Pfosten stehen kann, ist fraglich.
In der Viererkette wird Joshua Kimmich – wie bereits in der Nationalmannschaft – die Lahm-Nachfolge antreten. Ansonsten ist am bewährten Personal der Marke Weltklasse kaum zu rütteln.
Auch im Mittelfeld bleibt vieles beim Alten. Unabhängig von der Grundordnung sind Strippenzieher Thiago und Krieger Arturo Vidal in der Zentrale gesetzt. Offensiv bekommt die alternde Flügelzange aus Frack Ribery und Arjen Robben kreative Unterstützung von Ancelottis Wunschspieler Rodriguez.
Im Sturm gibt es kein Vorbeikommen an Robert Lewandowski. Auch wenn Karl-Heinz Rummenigge betont, dass Allzweckwaffe Thomas Müller eine „echte Alternative“ sei.
Transfers:
Abgesehen von Star-Spieler James hat es kein Neuzugang in die potenziell beste Startelf des amtierenden Meisters geschafft. Die Neuen im Bayern-Kader sollen den Etablierten Druck machen und den Qualitätsverlust im Falle einer Verletzung möglichst gering halten. Dafür gab der FC Bayern allein für Tolisso und Niklas Süle über 60 Millionen € aus. Der vielseitige Sebastian Rudy kam dagegen ablösefrei.
Budget:
Trotz einem Transfer-Minus von rund 76 Millionen € sind die Münchner finanziell stets in der Lage, auch einen weiteren teuren Neuzugang zu stemmen. Weitere große Einkäufe sind zwar eher unwahrscheinlich, ein Überraschungs-Coup aber möglich.
Saisonziel:
Die Meisterschaft ist auch in der kommenden Spielzeit das Minimalziel. Mindestens ein weiterer Titel sollte ebenfalls angepeilt werden. Der große Traum bleibt natürlich weiterhin der nächste Triplegewinn.
Einschätzung:
Teuerster, wertvollster und wohl stärkster Kader der Bundesliga – Bayern ist und bleibt auf allen Ebenen Klassenprimus.
Mögliche Probleme:
Die enorme Qualität in der zweiten Reihe sorgt dafür, dass das größte Problem des FC Bayern das Luxus-Problem bleibt: Ancelotti wird erneut auch die Reservisten bei Laune halten müssen. Da die alternden Ribery und Robben wohl kaum alle Spiele machen können, könnte es auf den Flügeln Engpässe geben – insbesondre, wenn beide ausfallen sollten. Die größte Gefahr birgt aber eine Verletzung von Lewandowski, da dessen Vertreter Müller seine Stärken in anderer Rolle besser ausspielen kann und in der letzten Spielzeit wenig Treffsicherheit an den Tag legte.