In der letzten Woche musste Borussia Dortmund eine der größten Enttäuschungen der jüngeren Vereinshistorie hinnehmen. In einer Gruppe mit Mittelklasse-Gegnern schied der BVB vorzeitig aus der Champions League aus. Im Anschluss daran wurde Kritik an Neu-Coach Marco Rose laut – auch wegen teils spielerisch schwacher Darbietungen in der Bundesliga (alle Bundesliga Wetten). Gerechtfertigt sind die negativen Stimmen allerdings nicht. Das zeigt alleine ein Blick auf den bisherigen Punkteschnitt des 45-Jährigen.
„Ich finde, er passt wie die Faust aufs Auge zu Borussia Dortmund.“ BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist vollends überzeugt von Marco Rose. Bereits Anfang Oktober stellte der oberste Boss der Schwarz-Gelben dem neuen Trainer ein sehr gutes Zwischenzeugnis aus: „Er kommt bei der Mannschaft gut an und auch bei den Fans. Fachlich hat Marco top Qualitäten, er leistet tolle Arbeit. Und zwischenmenschlich wächst er mit der Mannschaft zu einer echten Einheit zusammen.“
Kritik nach Ajax, Leipzig und Lissabon
Doch die heile Welt bekam im November erste Kratzer. Nach der erneuten Pleite gegen Ajax (1:3) in der Champions League und der Niederlage in Leipzig (1:2) wurden kritische Stimmen gegen den Trainer laut – auch aus den eigenen Reihen (System-Kritik Marco Reus). Das vorzeitige Aus in der Königsklasse durch die Pleite bei Sporting Lissabon (1:3) war der bis dato negative Höhepunkt der Rose-Amtszeit in Dortmund. „Er (Marco Rose) scheint keine Lösung zu haben. Entweder holt er nicht das Beste aus der Truppe heraus oder sie sind nicht besser als sie es zeigen. Mir macht er einen recht ratlosen Eindruck“, sagte Experte Dietmar Hamann über den BVB-Coach nach der Partie bei Sky.
Marco Rose: In der Bundesliga voll im Soll
Nur 3 Tage nach dem enttäuschenden Abend in Lissabon zeigte die Borussia mit dem 3:1-Sieg in Wolfsburg eine starke Reaktion. Damit bleibt Schwarz-Gelb Tabellenführer FC Bayern mit nur einem Zähler Rückstand auf den Fersen. Bei aller berechtigter Rose-Kritik am Champions-League-Aus gehört auch zur Wahrheit, dass Dortmund in der Bundesliga abliefert. Aus den bisherigen 13 Partien holte der 45-Jährige mit seinem Team 10 Siege (3 Niederlagen). Das entspricht einem Punkteschnitt von 2,31 Zählern pro Partie. Zum Vergleich: Vorgänger Edin Terzic holte aus den ersten 13 Bundesliga-Partien durchschnittlich 1,53 Punkte pro Spiel, auch Thomas Tuchel (2,23) und Jürgen Klopp (1,62) waren in der gleichen Zeitspanne auf der BVB-Bank weniger erfolgreich. Lediglich Lucien Favre (2,54) übertrifft Rose mit dem bislang besten Start eines Dortmund-Coaches in der Liga.
Gründe für einen stotternden Motor
Königsklasse flopp, dafür Bundesliga und DFB-Pokal top – so lässt sich Roses bisherige Amtszeit kurz und bündig zusammenfassen. Berücksichtigt werden müssen in jedem Fall auch die schwierigen Umstände, mit denen der gebürtige Leipziger bislang klarkommen musste. Aufgrund der vielen Nationalspieler, von denen der Großteil deutlich länger bei der EM weilte als z. B. ihre Pendants vom FC Bayern, war eine vernünftiger Vorbereitung gar nicht möglich. Zudem kämpft die Borussia in der ganzen Saison bereits mit großen Verletzungsproblemen. Gregor Kobel, Dan-Axel Zagadou, Mats Hummels, Raphael Guerreiro, Nico Schulz, Thomas Meunier, Mateu Morey, Emre Can, Jude Bellingham, Mahmoud Dahoud, Giovanni Reyna, Julian Brandt, Marco Reus, Thorgan Hazard, Marius Wolf, Erling Haaland, Donyell Malen und Youssoufa Moukoko – jeder dieser 19 Akteure verpasste mindestens ein Pflichtspiel aufgrund von einer Verletzung/Krankheit. Teilweise fehlten viele dieser Spieler gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum. Verständlich, dass der BVB mit Rose an der Seitenlinie unter diesen Umständen spielerisch noch nicht konstant überzeugen konnte.