Borussia Mönchengladbach ist die große Überraschung der diesjährigen Saison. Die Elf vom Niederrhein grüßt nach 11 Spieltagen vom Spitzenplatz der Bundesliga. Mit bereits 25 Punkten auf dem Konto steht die Borussia so gut da wie seit den glorreichen Erfolgen in den 70er Jahren nicht mehr. 8 Siege aus den ersten 11 Partien fuhr Gladbach zuvor nur in der Meister-Saison 1976/77 ein. Am Ende der Spielzeit gewann der Verein seine bis dato letzte Deutsche Meisterschaft. Gelingt in dieser Saison der große Coup nach 43 Jahren des Wartens? Diese 5 Gründe sprechen dafür:
1. Trainer Marco Rose
Der 43-Jährige kam vor der Saison aus Salzburg nach Mönchengladbach und führte den Klub in kurzer Zeit an die Spitze. Der Erfolg der Mannschaft geht ganz klar auf seine Kappe. Das sieht auch Vize-Präsident Rainer Bonhof im Gespräch mit Spox so: „Wir sind alle überrascht, weil wir natürlich dachten, dass er mehr Zeit benötigt, um sein System greifen zu lassen.“ Rose hat in wenigen Monaten die Spieler und das Umfeld von seiner Art Fußball begeistert. Ein bisschen erinnert seine Vorgehensweise an Jürgen Klopp zu Beginn seiner BVB-Zeit – und jeder weiß, was am Ende dabei herausgekommen ist.
2. Neue Tiefen-Qualität im Kader
Nicht Bayern oder der BVB sind Spitze, sondern Mönchengladbach. Und das nicht aus Zufall – wie auch Bonhof in einem Interview auf der Klub-Homepage erklärt: „Wir stehen nicht an der Tabellenspitze, weil wir nur Glück haben. Die Tabellenführung ist der Lohn dafür, dass wir bei Borussia hart arbeiten – und zwar auf allen Ebenen, nicht nur auf dem Platz.“ Was Platz 1 umso erstaunlicher macht, ist die Tatsache, dass die Borussia in dieser Saison arg vom Verletzungspech gebeutelt wird. Im letzten Spiel gegen Bremen (3:1) musste Rose im 4. Pflichtspiel in Folge vor der Pause verletzungsbedingt wechseln. Doch weil der Kader endlich auch auf den Positionen 12 bis 16 stark besetzt ist, fallen die derzeitigen Ausfälle von Kramer, Benes, Johnson, Bennetts und Embolo nicht so stark ins Gewicht wie früher.
3. Gute Balance zwischen Offensive und Defensive
Für viele Tore war die Borussia auch in den letzten Spielzeiten schon bekannt. Daran knüpft die Offensive um Marcus Thuram, Alassane Plea und Breel Embolo nahtlos an. Nur Leipzig und Bayern (jeweils 24) haben mehr Treffer erzielt als Gladbach (24). Anders als in den vergangenen Spielzeiten stimmt in dieser Saison aber auch die Arbeit gegen den Ball. In den letzten 4 Spielzeiten – seit dem Abgang von Lucien Favre – kassierten die Fohlen im Schnitt 48 Gegentore pro Saison. Aktuell stellt das Team hinter Wolfsburg die zweitbeste Defensive der Liga. Kann die Mannschaft weiterhin in beiden Mannschaftsteilen so überzeugen wie bislang, dann ist der große Wurf möglich. Stand jetzt stünden am Saisonende hochgerechnet 74 Treffer bei 34 Gegentoren. Damit ist der Titel möglich.
4. Schwächelnde Konkurrenz
Vor der Saison sah alles nach einem Zweikampf zwischen den Bayern und dem BVB um den Titel aus. Doch Pustekuchen. Beide Titelkandidaten schwächeln. Beim FCB musste Niko Kovac bereits seinen Hut nehmen, in Dortmund steht Lucien Favre stark in der Kritik. Die restlichen Partien bis zur Winterpause werden zeigen, wohin die Reise führen wird. Lassen FCB und BVB weiterhin Federn, kann Gladbach am Ende der Saison der lachende Dritte sein. Vor allem eine Schwächephase der Bayern muss ausgenutzt werden. Bonhof: „Auch für Bayern München gab es schon überraschende Ergebnisse. Es gilt jetzt abzuwarten, wie es in München nun weitergeht, wie schnell sich die Mannschaft wieder festigt.“
5. Ein Umfeld, das beflügeln kann
Nach dem Sieg über Bremen schallte es durch den Borussia-Park: „Deutscher Meister wird nur der VfL.“ Die Fans der Borussia sind aufgrund der guten Leistungen aktuell euphorisiert. Bonhof will nicht auf die Bremse treten: „Nein, man muss das einfach laufen lassen. Wir hatten ja auch lange Durststrecken, deshalb muss man das einfach genießen, so lange es geht.“ Obwohl M’gladbach seit 1995 auf einen Titel wartet, hat der Verein eine große Fanbase. Aufgrund der Erfolge in den 70er Jahren besitzt die Borussia noch immer eine Strahlkraft, die das gesamte Umfeld in einen Rausch versetzen kann. Vielleicht schwimmt der Klub auf der Euphoriewelle bis zum Titel.