Kann man wirklich einen Trainer nach einem erfüllten Ultimatum und 2 Siegen in Folge entlassen? Die Chefetage am Bayer-Kreuz beantwortete diese Frage humorlos, indem sie die Kündigung mitten in der englischen Woche ausstellte, um diese Heiko Herrlich nun unter den Tannenbaum zu legen. Wie wenig Kredit der 47-Jährige besaß, offenbarte schon ein skurriles TV-Interview zwischen Sportchef Rudi Völler („Können Sie denn sagen, ob sie nächstes Jahr noch Field Reporter sind?“) und einem Sky-Reporter am Mittwoch.
Punkte-Ultimatum erfüllt
Die öffentliche Forderung von „8 bis 9 Punkten aus 4 Spielen“ war durch die Siege bei Schalke 04 (2:1) und Berlin (3:1) erfüllt. Eingeleitet von einem Bilderbuch-Konter über 7 Stationen mit Kevin Volland als Vollstrecker, lässt sich der Heimsieg über die Hertha sogar als spielerischer Fortschritt werten. Mit Blick auf die zurückliegenden 6 Partien verwies Heiko Herrlich noch mal auf den 2-Punkte-Schnitt.
Retten konnte ihn keines dieser Argumente. Das zeugt von schlechtem Stil – und erhöht gleichzeitig den Druck auf Völler und Co. in der Rückrunde. Die Klub-Legende muss sich eingestehen, dass es (mindestens) einen günstigeren Zeitpunkt gab, um diesen Schlussstrich zu ziehen. Beispielsweise als die Werkself Ende Oktober in der Europa League beim FC Zürich (2:3) eine 2:1-Führung verspielt hatte. Genauso hätte Wunsch-Nachfolger Peter Bosz zum besagtem Zeitpunkt schon zur Verfügung gestanden.
Der 2. Anlauf mit Peter Bosz
Wie auch immer haben der holländische Trainer und Bayer Leverkusen nun im 2. Anlauf zusammen gefunden. Bereits im Sommer 2017 stand der Name Bosz, damals bei Ajax Amsterdam, weit oben auf dem Zettel. Der 55-Jährige gab seinerzeit dem BVB den Vorzug, woraufhin die Rheinländer auf 1b-Lösung Herrlich umschwenkten. Der Rest ist bekannt: In seiner Premieren-Saison führte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig die Leverkusener auf Rang 5 – zur Champions League fehlten nur 3 Treffer!
Für sein Aus in Dortmund nach knapp 5 Monaten machte Peter Bosz im Nachgang das Transfertheater um Pierre-Emerick Aubameyang (jetzt FC Arsenal) und Ousmane Dembélé (FC Barcelona) verantwortlich. Ob sein offensiver und temporeicher Spielstil in Kombination mit Kai Havertz, Leon Bailey und Co. zu einer Aufholjagd führt? Unsere Buchmacher glauben zumindest mal einen ähnlichen verheißungsvollen Start im Derby gegen Borussia Mönchengladbach – Quote 2.10 (alle Bundesliga-Wetten)!