„…2 unterschiedlichen Halbzeiten gespielt.“ Es vergeht kaum ein Bundesliga-Wochenende ohne diese floskelartige Formulierung. Ganz so unrecht haben die Trainer ja nicht: Geduld ist gefragt in der Gegen-den-Ball-Liga. Kleine Fehler entscheiden Spiele – oder manchmal der richtige Impuls von der Bank! An dieser Stelle kommt der neue Tabellenführer aus Dortmund ins Spiel. Wer der zur Pause in den Seilen hängenden Favre-Elf im Topspiel am Samstag 2 verschiedene Halbzeiten attestiert, erntet viel Zuspruch, aber trifft nicht den Punkt, warum die Borussia als einziges Team weiter unbesiegt ist.
Marktwerte der Reservisten über 100 Mio. €
Die Schwarz-Gelben, die teilweise notgedrungen ihr Tafelsilber (Aubameyang, Dembelé, Mkhitaryan) abgeben mussten, schwören nach dem Umbruch auf eine neue Mentalität. Diese geht zu großen Teilen von der vielleicht wertvollsten Bank der Liga aus. Addiert man die Marktwerte (laut Transfermarkt.de) der 7 BVB-Reservisten im Leverkusen-Spiel kommen stolze 117 Mio. € zusammen. Übrigens ohne einen gewissen Mario Götze, der während der englischen Woche gar nicht zum Aufgebot gezählt hatte.
Derweil machen ein Youngster und ein Last Minute-Transfer den inoffiziellen Titel als Top-Joker der Bundesliga unter sich aus. Barca-Leihgabe Paco Alcácer schnürte beim 2. Einsatz den ersten Doppelpack im BVB-Trikot, ist gleichzeitig „Senor Effizient“. Insgesamt 4 Chancen reichten ihm zu 3 Buden. Das 2. schwarz-gelbe Musterbeispiel für Effektivität heißt Jadon Sancho: 5 Vorlagen und ein selbst erzieltes Tor in nur 124 Minuten!
Tor-Beteiligungen: Sancho sticht Ex-BVB-Torjäger aus
Rechnet man die Zahlen vom Zeitpunkt seiner Verpflichtung Ende August 2017 zurück, sticht der quirlige Engländer (Ø 73,5 Minuten für eine Torbeteiligung) sogar Ex-BVB-Torjäger Robert Lewandowski aus. „Durch unsere Wechsel halten wir die Energie in unserem Spiel hoch, wenn der Gegner müde wird“, erklärt Jadon Sancho. Was es dazu ebenso braucht: Einen Trainer mit dem viel zitierten goldenen Händchen.
Im DFB-Pokal (2:1 in Fürth/Axel Witsel) sowie in der Champions League, als Geburtstagskind Christian Pulisic – wenn auch mit einer Mischung aus Glück und Slapstick-Einlage – in Brügge die Dortmunder zum Sieg geführt hatte, zog Lucien Favre den passenden Joker. Reiner Zufall? Dass dem Schweizer ein 29 Mann-Kader zur Verfügung steht, den so mancher Experte als zu groß befindet, wertet die Joker-Bilanz zusätzlich auf – très bien, Monsieur Favre!