Spieler, Trainer, Manager – Jahr für Jahr tätigen die Klubs auf sämtlichen Ebenen Transfers und tauschen die Hauptakteure aus. Wenn die Bundesliga vom 23. bis 25. August den ersten Spieltag austrägt, feiern gleich 6 Coaches ihre Debüts für den neuen Arbeitgeber.
Vincent Kompany (FC Bayern):
Nur ein Titel in den letzten 2 Saisons. Der FC Bayern will endlich zu alter Stärke zurückfinden. Richtungsweisend soll dabei Vincent Kompany sein. Der Belgier springt ohne große Trainererfahrung und nur 4 Jahre nach dem Ende seiner Spielerkarriere in das Haifischbecken „Säbener Straße“. Von Kompany werden nicht weniger als 2 Titel in der Saison erwartet. Zum einen soll Bayer Leverkusen als Nummer 1 in der Bundesliga abgelöst werden, zum anderen sind auch die Champions League sowie der DFB-Pokal nicht außer Acht zu lassen.
Doch mal offen gesprochen: Alle Coaches, die in den vergangenen Jahren ohne viel Erfahrung zum FCB wechselten, mussten relativ zügig wieder gehen. Niko Kovac hielt dem Druck in München 490 Tage stand, Julian Nagelsmann immerhin 631 Tage. Kompany coachte bislang 191 Profi-Spiele, stieg in der letzten Spielzeit mit dem FC Burnley aus der Premier League ab… und soll nun den FC Bayern wieder in die europäischen Top 4 führen. Eine Herkules-Aufgabe für den Belgier. Am 1. Spieltag müssen die Bayern übrigens beim VfL Wolfsburg ran.
Nuri Sahin (Borussia Dortmund):
Er kennt den BVB wie seine Westentasche. Nuri Sahin ist ein Kind des Vereins und soll frischen Wind in die eingestaubten Titelvitrinen der Schwarz-Gelben bringen. In den ersten Wochen wird schnell klar, dass Sahin anders tickt als Vorgänger Edin Terzic. Nach der jüngsten 0:4-Testpleite gegen den thailändischen No-Name-Klub BG Pathum United zählte er früh einige seiner Spieler öffentlich an. Das gab es unter Terzic so gut wie nie.
Trotzdem ist der Fall ähnlich wie bei Kompany gelagert. Schon in jungen Jahren wird ihm die Cheftrainerrolle bei einem Top-Klub zugetraut, obwohl kaum Erfahrung vorhanden ist. Sahin war gerade einmal 92 Mal für ein Team hauptverantwortlich – und zwar für den türkischen Erstligisten Antalyaspor. Hinzu kommen 25 Partien als Co-Trainer von Terzic beim BVB. Beim ehemaligen türkischen Nationalspieler wird es viel darauf ankommen, ob der Saisonstart gelingt. Erzielt Sahin mit seinen Mannen sofort gute Ergebnisse, kann er Euphorie entfachen, die zusammen mit den fanatischen Fans zu einer guten Saison führen kann. Die Auftakthürde der Borussia lautet Eintracht Frankfurt.
Julian Schuster (SC Freiburg):
Beim SC Freiburg ging zuletzt eine echte Ära zu Ende. Christian Streich verkündete nach 13 Jahren im Amt sein Aus bei den Breisgauern. Ähnlich gut kennt auch der neue Coach Julian Schuster den Klub. Im Jahr 2008 kam er vom VfB Stuttgart zum Sportclub, beendete dort 2018 auch seine aktive Karriere und war seitdem für die Talententwicklung zuständig. Nun die Beförderung zum Chef-Coach. Und die Fußstapfen für Schuster sind groß. Schließlich steht der Klub zu seinen Trainern – in guten wie in schlechten Zeiten. Ein Beweis gefällig? Seit 1991 hatte der SCF 4 verschiedene Chef-Trainer. Schuster will den Fußball im Breisgau nicht neu erfinden, eher die Arbeit von Vorgänger Streich weiterführen.
„Er hat mir 16 Jahre etwas mit auf den Weg gegeben, nicht explizit, aber natürlich haben wir uns sehr viel ausgetauscht und natürlich steckt in mir auch ganz viel Christian“, äußerte Schuster sich zuletzt in einem Interview. Das große Plus Schusters: In diesem Sommer verließ kein Leistungsträger den SC. Mit Eren Dinkci (zuletzt von Werder Bremen an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen) und Patrick Osterhage (VfL Bochum) schnappte sich Freiburg 2 Youngsters, die in der letzten Saison durchstarteten. Mit dieser Mannschaft ist ein einstelliger Tabellenplatz locker drin.
Bo Svensson (Union Berlin):
Kaum ein Bundesligist schrieb in den letzten Jahren so eine Erfolgsgeschichte wie der 1. FC Union Berlin. Auch, wenn es in der vergangenen Saison an einigen Enden Probleme gab, ist „Eisern Union“ ein heißes Eisen für die kommende Saison. Und zwar auch wegen Bo Svensson. Der Däne hat beim FSV Mainz 05 gezeigt, was er aus einer durchschnittlichen Bundesliga-Mannschaft herausholen kann. Anders als im vergangenen Sommer, als Union mit Kevin Volland, Robin Gosens, Leonardo Bonucci und Lucas Tousart große Namen verpflichteten, haben sich die Eisernen an ihre Wurzeln des Erfolgs erinnert. No-Name-Spieler holen, erfolgreich weiterentwickeln und eine Einheit auf dem Platz stellen. Den großen Kracher-Transfer sucht man in diesen Monaten vergebens.
„Ich beobachte Union schon länger und bin sicher, hier gute Bedingungen für erfolgreiche Arbeit zu finden. Die Geschlossenheit die Union ausstrahlt, die Einheit zwischen Mannschaft, Fans, Mitarbeitern und Vereinsführung, ist ein ganz wichtiger Faktor“, so Svensson im Interview mit dem „Kicker meets DAZN“-Podcast. Schon in Mainz schuf der Däne seinen Spielern eine Wohlfühloase und ließ sie aus diesem Umfeld viel Kraft schöpfen. Das passt zu Union! Wie der Fußball-Gott so will, muss Svensson gleich am 1. Spieltag ausgerechnet bei der alten Liebe in Mainz ran.
Peter Zeidler (VfL Bochum):
Dieser Name wird wohl nur eingefleischten Fußball-Fans ein Begriff sein. In der Bundesliga tauchte Peter Zeidler nur als Co-Trainer von Ralf Rangnick bei der TSG Hoffenheim auf. Danach führte ihn sein Weg nach Frankreich (FC Tours, FC Souchaux), Österreich (FC Liefering, RB Salzburg) und in die Schweiz (FC St. Gallen, FC Sion). In St. Gallen war der gebürtige Schwabe zuletzt 6 Jahre tätig. Nun will er sich beim VfL Bochum auch endlich in Deutschland beweisen. In Bochum erwartet Zeidler keine leichte Aufgabe. Nach einer schwierigen Saison inklusive Klassenerhalt in der Relegation (gegen Fortuna Düsseldorf) verließen einige Stammkräfte (Takuma Asano, Kevin Stöger, Patrick Osterhage, Keven Schlotterbeck) das Revier. Für den VfL könnte es erneut eine schwere Spielzeit werden, die mit einem Auswärtsspiel bei RB Leipzig beginnt.
Alexander Blessin (FC St. Pauli):
51 Jahre alt und in Deutschland ein komplett unbeschriebenes Blatt – das ist Alexander Blessin. Der gebürtige Stuttgarter macht sich in den letzten Jahren im Ausland einen Namen, coachte in Belgien den KV Oostende und Union Saint-Gilloise sowie in Italien den FC Genua. Mit Saint-Gilloise sammelte Blessin durchschnittlich 2,07 Punkte pro Partie. Ein hervorragender Wert, der Aufsteiger FC St. Pauli auf den Klassenerhalt hoffen lässt. Mit dem Kader ist der Neu-Coach weitestgehend zufrieden, obwohl mit Marcel Hartel einer der Aufstiegsgaranten den Klub in Richtung USA (St. Louis City SC) verließ. Es dürfte keinen Fußball-Fan überraschen, wenn es für die Kiezkicker auch mit dem neuen Trainer nur um den Klassenerhalt gehen wird. Nur wenige Spieler aus dem FCSP-Kader haben Bundesliga-Erfahrung. Insgesamt kommen die 27 Akteure auf 191 Partien in der höchsten deutschen Spielklasse. Absoluter Negativ-Wert aller 18 Klubs.