Der Niedergang der brasilianischen Nationalmannschaft geht weiter und wieder muss der Trainer dafür den Kopf hinhalten. Nach dem überraschenden Aus der Selecao bei der Copa America in der Vorrunde wurde Nationaltrainer Carlos Dunga entlassen. Der Trainerverschleiß der Brasilianer setzt sich fort, doch der Erfolg von früher stellt sich trotzdem nicht ein.
Das Aus der brasilianischen Nationalmannschaft bei der Copa America durch die 0:1-Niederlage gegen Peru war irregulär (Handtor), trotzdem spiegelt es die Leistungsfähigkeit der Brasilianer wieder. Gegen Fußball-Entwicklungsländer wie Haiti (7:1) brilliert die Selecao, gegen größere Nationen wie Ekuador (0:0) und Peru (0:1) tut sich der Rekordweltmeister schwer – und das seit Jahren. Brasilien ist momentan nicht mehr als Fußball-Mittelmaß.
Titelgarantie ist vorbei
Das letzte gute Abschneiden bei einer Weltmeisterschaft liegt 14 Jahre zurück. 2002 holte Brasilien bei der WM in Japan und Südkorea den 5. Titel. Bei den folgenden Turnieren in Deutschland (2006, Viertelfinale), in Südafrika (2010, Viertelfinale) und auf eigenem Boden (2014, Halbfinale) blieb die Selecao weit hinter den Erwartungen zurück.
Die Copa America gewann Brasilien letztmals 2007. 2011 und 2015 war im Viertelfinale Endstation, in diesem Jahr überstand die Mannschaft nicht mal die Vorrunde. Die Zeiten, in denen der Titel – egal ob WM oder Copa America – ausschließlich über Brasilien ging, sind vorbei.
Schleudersitz Nationaltrainer
Nach jedem erfolglosen Turnier erfolgt beim brasilianischen Fußballverband CBF die gleiche Handlung: Der Nationaltrainer wird entlassen. So war es nach den Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014. Und auch jetzt muss Trainer Carlos Dunga nach dem Vorrundenaus bei der Copa America seinen Hut nehmen. Es ist bereits seine 2. Entlassung aus dieser Position.
Die Trainerhistorie der brasilianischen Nationalmannschaft seit 2002:
– Carlos Alberto Parreira, 1.289 Tage Amtszeit (08.01.2003 – 20.07.2006)
– Carlos Dunga, 1.439 Tage Amtszeit (24.06.2006 – 02.07.2010)
– Mano Menezes, 851 Tage Amtszeit (26.07.2010 – 23.11.2012)
– Luiz Felipe Scolari, 593 Tage Amtszeit (29.11.2012 – 15.07.2014)
– Carlos Dunga, 694 Tage Amtszeit (21.07.2014 – 14.06.2016)
Zum Vergleich: Im selben Zeitraum hatte die deutsche Nationalmannschaft mit Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und Joachim Löw (aktuell seit 3.627 Tagen im Amt) nur 3 Trainer.
Hoffnungsschimmer Olympia
Zum Selbstverständnis der brasilianischen Nationalmannschaft gehören Titel. Den nächsten Anlauf darauf nimmt die Selecao in wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Dann wird auch Superstar Neymar wieder mit von der Partie sein.
Aktuell steht Brasilien zwar noch auf Platz 7 der Fifa-Weltrangliste, aber davon ist auf dem Rasen bei großen Turnieren schon lange nichts mehr zu sehen. Dass soll und muss sich bei Olympia ändern, sonst verlieren die fanatischen Fans der Selecao langsam wirklich den Glauben an ihre Nationalmannschaft.
Wer das Team in Zukunft coachen wird, steht noch nicht fest. Beste Chancen auf den Posten hat nach brasilianischen Medienberichten Tite, der mit bürgerlichem Namen Adenor Leonardo Bacchi heißt. Bei Olympia soll allerdings U23-Trainer Rogerio Micale das Team zum Titel führen. Es wäre ein erster Schritt zurück in die Spitze des Weltfußballs.