Seit Dienstagvormittag ist es amtlich: Peter Bosz (53) wird neuer Trainer bei Borussia Dortmund. Der Niederländer ist erst der 5. Coach aus dem Ausland in der Bundesliga-Geschichte des BVB. Er kann, nein, er muss es besser machen, als seine meist glücklosen Vorgänger. Gleichzeitig muss der Ex-Coach von Ajax Amsterdam auch den überwiegend guten Ruf der niederländischen Trainer in der Liga verteidigen.
1,74. Diese Zahl ist für Peter Bosz der Maßstab. Denn so viele Punkte holte Borussia Dortmunds erfolgreichster ausländischer Trainer. Es war Branko Zebec († 1988). Der legendäre Jugoslawe, der im Laufe seiner Karriere – unter anderem war Zebec mit dem FC Bayern und dem HSV Deutscher Meister 1969 und 1979 – mit großen Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, führte den BVB in der Saison 1981/82 auf Rang 6.
Zebec auf der BVB-Bank: Ein Bild des Jammers
Umgerechnet auf die 3-Punkte-Regel holte der Traditionsklub aus dem Revier in dieser Spielzeit 59 Punkte und fuhr die beste Ausbeute seit 1970 ein. Doch Zebecs persönliche Probleme – er kippte alkoholisiert von der Trainerbank – waren rund ums Westfalenstadion nicht mehr zu übersehen.
So unglücklich wie das Intermezzo von Zebec verliefen auch die übrigen Engagements der „Gastarbeiter“ auf der BVB-Trainerbank. Unter dem Ungarn Pal Csernai († 2013), Bayern-Meistertrainer von 1980 und 1981, geriet Dortmund in der Saison 1985/86 in akute Abstiegsgefahr. Csernais Punkte-Ausbeute: Miserable 1,06 Zähler im Schnitt, bei 32 Spielen. Der damals erst 34-jährige Assistenzcoach Reinhard Saftig rettete den BVB in 3 Relegationsspielen und stürmte mit dem Team ein Jahr später in den UEFA-Pokal.
Nach Hitzfeld konnte Scala beim BVB nur scheitern
Einen langen Schatten hinterließ Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld bei seinem Abschied nach 2 Meistertiteln und dem Gewinn der Champions League 1997. Sein Nachfolger Nevio Scala wirkte in Dortmund vom 1. Tag auf verlorenem Posten. Der rührige Italiener mit deutscher Ehefrau, zuvor in Parma erfolgreich, scheiterte an den zu hohen Erwartungen und an der nicht vollzogenen Auffrischung des satt gewordenen BVB-Starensembles. Scala („Meine Spieler sind krank im Kopf“) holte nur 1,26 Punkte aus 34 Spielen. Er verpasste mit dem amtierenden CL-Sieger nicht nur die internationale Qualifikation, sondern kassierte auch die Pokal-Blamage bei Eintracht Trier (3. Liga /1:2).
Der Niederländer Bert van Marwijk, von der Boulevardpresse despektierlich „Holland-Berti“ getauft, spielte mit der Borussia im Fast-Insolvenzjahr 2004/2005 die bis dahin beste Rückrunde der Klubhistorie. Aber am 17. Dezember 2006 war auch für ihn Schluss – nach einem Punkteschnitt von 1,45.
Nun also Peter Bosz. Der 2. Holländer auf der BVB-Bank kommt mit vielen Vorschusslorbeeren: 2. Platz mit Ajax Amsterdam in der Eredivise hinter Feyenoord und Einzug ins Europa-League-Finale.
Tops und Flops der „Holländer-Tabelle“
An seinen ausländischen Vorgängern in Dortmund sollte sich der ambitionierte Bosz besser nicht orientieren. Viel eher an den großen Niederländern in der Bundesliga, wie Huub Stevens. Der „Jahrhunderttrainer“ des Dortmunder Erzrivalen FC Schalke 04 arbeitete bei 5 Klubs. Mit 558 Punkten, 2 Pokalsiegen (2001, 2002) und dem unvergessenen Triumph im UEFA-Cup (1997) ist Hubertus Jozef Margaretha Stevens bis heute der erfolgreichste niederländische Coach in der deutschen Fußball-Eliteliga. Auf Rang 2 der „ewigen Holländer-Tabelle“: Der 2-malige Vize-Weltmeister Arend „Arie“ Haan. Der 35-fache niederländische Nationalspieler trainierte 4 BL-Klubs und führte den VfB Stuttgart 1989 ins UEFA-Pokal-Finale. 189 Punkte holte Haan als Bundesliga-Trainer. Beachtlich auch die Bilanz von Rinus Michels. Der 2005 verstorbene „General“ kommt in 112 BL-Spielen mit dem FC und Bayer 04 Leverkusen auf 175 Zähler. Ein unvermuteter 4. Platz geht – dank seiner phasenweise guten Arbeit beim BVB – an Bert van Marwijk. Der Vize-Weltmeister-Coach von 2010 blieb zwar beim HSV ohne Sieg. Insgesamt aber kommt „BvM“ auf 135 Punkte und liegt damit knapp vor Louis van Gaal.
Nur „Feierbiest“ van Gaal holte die Schale
Der 2-fache Bondscoach fuhr in nur 63 Spielen in Diensten des FC Bayern 122 Punkte ein. „Feierbiest“ van Gaal ist bis heute der 1. und einzige Niederländer, der als Trainer die Meisterschale gewinnen konnte.
Bilanzen wie sie die Oranje-Pechvögel Jan Notermans von Arminia Bielefeld – 0 Punkte aus 10 Spielen 1972 – und Europameister Gerald Vanenburg bei 1860 München mit 2 Zählern aus 5 BL-Partien 2003/2004 ablieferten, sind für Bosz mit Sicherheit kein Thema. Auch die schwachen Werte von Dick Advocaat bei Borussia Mönchengladbach oder Aad de Mos bei Werder Bremen nicht, die im Schnitt nur 1 Punkt aus 18 bzw. 17 BL-Partien holten.
Im Gegenteil: Mit dem Marktwert von € 376 Mio. verfügt der ehemalige Bundesligaprofi von Hansa Rostock schon vor Beginn der heißen Transferphase über das zweitteuerste Team der Liga. Zeit für einen neuen holländischen Meister in der Liga…
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