Benjamin Henrichs ist einer der großen Shootingstars dieser Saison. Obwohl er bereits in der letzten Spielzeit zu Einsätzen bei Bayer Leverkusen kam, steht er erst jetzt im Fokus der Berichterstattung. Spätestens seit seiner Nominierung für die Länderspiele gegen San Marino und Italien ist er zum großen Hoffnungsträger auf den Außenverteidigerpositionen im deutschen Fußball avanciert.
„Das war das i-Tüpfelchen auf die Entwicklung, die er im letzten halben Jahr gemacht hat. Das ist ja unfassbar.“
Rudi Völler, Sportchef von Bayer Leverkusen, sagte diesen Satz nach dem Champions League-Spiel seiner Werkself beim AS Monaco (1:1). Die Worte galten Benjamin Henrichs.
Problemlos könnte man die Völler-Aussage aber auch auf Henrichs komplettes Jahr 2016 beziehen. Der Youngster schaffte in wenigen Monaten den Sprung aus der Jugend zum Leistungsträger der Profis bis hin in die Nationalmannschaft.
Mit wenig Aufwand zu Löw
Der 19-Jährige, der in frühen Juniorenjahren ein Angebot des FC Barcelona ausschlug, hat nur 18 Bundesligaspiele benötigt, um von Bundestrainer Joachim Löw nominiert zu werden. Dazu kommen 4 Einsätze in der Champions League und je ein Spiel im DFB-Pokal sowie in der Europa League. Henrichs hat bislang gerade einmal 1.809 Pflichtspielminuten auf Profi-Ebene absolviert. Das entspricht 20 kompletten Spielen.
Aufgrund seiner guten Leistungen, seinen Entwicklungsmöglichkeiten und der Tatsache, dass auf beiden Außenverteidigerpositionen in der deutschen Nationalmannschaft ein Vakuum herrscht, steht er bereits nach so kurzer Zeit im Aufgebot des amtierenden Weltmeisters.
Positionswechsel war Glücksgriff
Ähnlich wie Jürgen Klopp in Dortmund, der Erik Durm als Offensivspieler zum Außenverteidiger umschulte, machte es auch Bayer-Coach Roger Schmidt mit Henrichs. Bis zur U19 agierte der gebürtige Bocholter im offensiven Mittelfeld. Im November 2015 dann wurde er von Schmidt auf die defensiven Außenpositionen verschoben – ein Schachzug, der sich sowohl für Bayer Leverkusen als auch für den Spieler selbst als Glücksgriff erwies.
Nur bei seinem Bundesliga-Debüt im September 2015 beim BVB (12-Minuten-Einsatz), im Februar gegen Mainz (4 Minuten) und in der Europa League bei Sporting Lissabon (11 Minuten) durfte er als zentraler Mittelfeldspieler agieren. Ansonsten absolvierte Henrichs 21 seiner 24 Profi-Pflichtspiele als linker (10 Einsätze) oder rechter Verteidiger (11).
Gute Chancen auf einen festen Platz
Es ist schwer zu prognostizieren, ob Henrichs auch auf seiner angestammten Position die enormen Entwicklungssprünge der vergangenen Monate genommen hätte. Der Konkurrenzkampf dort – vor allem in der Nationalmannschaft – ist definitiv ein härterer als auf den Außenverteidigerpositionen.
Nun allerdings hat der 19-Jährige gute Chancen, sich für weitere Aufgaben im Nationaltrikot zu empfehlen. Beim DFB ist nur Jonas Hector als linker Verteidiger gesetzt. Einen Backup für den Kölner gibt es nicht. Diesen Posten hat Henrichs eigentlich schon ziemlich sicher.
Löw hofft allerdings, dass sich der Leverkusener auf der rechten Seite etabliert. Dort gibt es seit dem Lahm-Rücktritt keinen festen Platzhalter. Einzig Benedikt Höwedes erledigte seine Aufgaben dort defensiv mit Bravour, ließ allerdings Offensivdrang vermissen. Seit der EM hat Joshua Kimmich diesen Posten inne, allerdings ist das nicht die feste und gewünschte Position des Bayern-Akteur. Ähnlich sieht es bei den anderen Kandidaten – Emre Can, Sebastian Rudy und Antonio Rüdiger – aus.
Fazit: Die Zukunftsaussichten für Henrichs sind auch in der Nationalmannschaft rosig.