Die Transferpolitik von Kölns Europa-League-Gegner FC Arsenal sorgt nicht nur bei den Fans in der britischen Hauptstadt regelmäßig für Kopfschütteln. Statt der Vollzugsmeldungen zu teuren Transfers haben in London meist eher die Nachrichten zu den Spielern Konjunktur, an denen die Gunners angeblich dran waren. Diese ominöse Liste der Nicht-Transfers liest sich bei Arsenal wie ein Who is Who des Fußballs.
Die Opposition gegen Arsenals Trainer Arsene Wenger (67) hat sich rund um das Emirates Stadium als „Wenger out Brigade“ formiert. Der Hauptvorwurf der Wenger-Raus-Fraktion an den seit 20 Jahren in London tätigen französischen Coach: Wenger fördert den Stillstand. Die Zeiten, in denen er Stars wie Thierry Henry oder Robert Pires in die britische Hauptstadt locken konnte, sind angeblich längst vorbei. Stattdessen sind Arsenals Nicht-Transfers zu einer Art unendlichen Geschichte in der Premier League geworden.
Lacazette ist gut, Mbappé wäre genial gewesen…
In jedem Sommer brodelt die Arsenal-Gerüchteküche – und fast alljährlich muss Wenger kleinlaut erläutern, warum es wieder nicht gelungen ist, einen ganz Großen oder einen wertvollen Perspektivspieler zu holen. In diesem Jahr gelang es ihm, Alexandre Lacazette von Olympique Lyon zu verpflichten. Bei Kylian Mbappé vom AS Monaco, dem Shootingstar des Sommers, biss Wenger hingegen auf Granit. Die Kaufoption über 180 Mio. €, die Paris für den Leihstürmer im kommenden Jahr wohl ziehen wird, ist dem Pragmatiker Wenger schlichtweg zu hoch.
Die britische Boulevardzeitung The Mirror hat sich den Spaß gemacht, die Top 11 der Nicht-Transfers der Londoner zusammenzustellen. Von Italiens Weltmeister-Torhüter Gianluigi Buffon bis zum schwedischen Exzentriker Zlatan Ibrahimovic – Arsenal war immer irgendwie an diesen Stars dran. Dass es letztlich bei keinem der von dem Boulevardblatt genannten Spieler zu einer Verpflichtung gereicht hat, lag jedoch nicht immer nur am Geld.
Beim spanischen Weltmeister Gérard Pique vom FC Barcelona war es angeblich die fehlende Arbeitserlaubnis, die 2003 den geplanten Transfer scheitern ließ. Stattdessen holte man den Schweizer Philippe Senderos (inzwischen Houston Dynamos). Gleiches gilt für den Argentinier Angel di Maria. Der geniale Rechtsaußen unterschrieb 2007 einen 5-Jahres-Vertrag bei Benfica Lissabon und eben nicht bei den Gunners.
Vincent Kompany galt 2006 mit 20 Jahren als eines der größten Abwehr-Talente in Europa. Wenger wollte den Belgier von seinem Stammklub RSC Anderlecht loseisen. Die Ablösesumme von 8 Mio. € schreckte den Elsässer jedoch ab. Das Rennen um Kompany, mit Manchester City 2-mal Premier-League-Meister, machte etwas überraschend der Hamburger SV.
Eine unfassbare Fehleinschätzung leisteten sich Arsenals Scouts bei Lionel Messi. Sie lehnten es ab, den kleinen Argentinier mit einem Profivertrag auszustatten. Sein weiterer Weg beim FC Barcelona ist bekannt…
Ronaldo: Fergusons Coup gegen Arsenal und Wenger
Wengers Intimfeind Sir Alex Ferguson verhinderte 2003 einen weiteren Big Deal. Er verpflichtete einen gewissen Cristiano Ronaldo unmittelbar nach einem Testspiel von Manchester United bei Sporting Lissabon quasi noch im Kabinengang. Für vergleichsweise schmales Geld: United zahlte nur 17,5 Mio. € für den hochbegabten Portugiesen.
Bei Didier Drogba, der 2002 bei EA Guingamp von diversen Großklubs beobachtet wurde, hatte Wenger „kein gutes Bauchgefühl“. Das muss nicht immer der richtige Impuls sein. Der Ivorer landete erst bei Olympique Marseille, ehe er bei Arsenals Stadtrivale Chelsea zur Legende wurde…
Ein Stück Premier-League-Geschichte ist das Transfer-Theater um Luis Suarez. 2013 wollte Arsenal den uruguayischen Stürmer vom FC Liverpool holen. „Wir hatten eine Vereinbarung mit dem Spieler“, beharrt Wenger bis heute auf eine Einigung, „wir waren allerdings falsch informiert und eine Ausstiegsklausel hat den Transfer verhindert.“ Richtig. Suarez wechselte zum FC Barcelona.
Zlatan kokettiert bis heute mit Arsenal-Absage
Last but not least: Zlatan Ibrahimovic. Wenger lud den schwedischen Stürmer 2000 zu einem Testspiel ein. Sogar das Trikot mit Ibrahimovics Name und der Rückennummer 9 war bereits bedruckt. Ibrahimovic postete es später in seinen sozialen Netzwerken. Nicht, ohne süffisant zu bemerken, dass „Wenger mich anscheinend nicht kannte. Ibrahimovic 2012 gegenüber dem Daily Telegraph: „Ich konnte es nicht glauben, dass er sehen wollte, wie gut ich bin. Ich sagte ihm: Zlatan macht keine Testspiele.“