Er war einer der schillerndsten deutschen Fußballstars der 1990er-Jahre. Verfemt wegen seiner legendären Schwalbe 1995 im Trikot des BVB und verunglimpft beim Seitenwechsel von Dortmund zu Schalke, blieb Andreas Möller jedoch immer eines: Ein genialer und sportlich unantastbarer Profi. Am Samstag wird Möller runde 50 Jahre alt.
Es gibt sicher kaum einen Fußballfan in Deutschland, der mit Andreas Möller nicht irgendeine Anekdote verbindet – oder einen kultigen Spruch. Der wegen seines pfeilschnellen Antritts auch „Turbo-Möller“ genannte Offensiv-Mittelfeldspieler war auf dem Platz ein absoluter Standardspezialist und für seine Tor-Abschlüsse nach Power-Dribbling gefürchtet. Vor den Mikrofonen lieferte der Spielmacher so manches Bonmot.
Dynamisches Spiel, unglaubliche Sprüche – Möller ist Kult
Teilweise fanden seine Spitzen Eingang in die Alltagssprache. „Mailand oder Madrid? Egal, Hauptsache Italien“ wurde er einmal in Bezug auf einen möglichen Wechsel ins Ausland zitiert. „Ich bin sehr selbstkritisch, vor allem mir selbst gegenüber“, ließ Möller auch sonst durchblicken, dass er sich selbst der Nächste ist.
Von einem wild gestikulierenden Lothar Matthäus im Bundesliga-Hit Borussia Dortmund – FC Bayern München (1:1) 1997 vor einem Millionenpublikum als „Heulsuse“ verunglimpft, polarisierte der gebürtige Frankfurter wie kaum ein anderer Spieler seiner Zeit. Möllers oft arrogant wirkende Außendarstellung, aber auch sein Schummel-Versuch im BL-Spiel zwischen dem BVB und dem Karlsruher SC (2:1) 1995 machten ihm das Leben in der Liga schwer. „Das war getrickst und getäuscht, natürlich würde ich das gern ungeschehen machen“, sagte Möller der SPORT BILD beim Blick auf die berühmte Szene. Mit einer längst als legendär geltenden Schwalbe gegen Karlsruhes Dirk Schuster erzwang Möller in diesem Spiel die Wende für Dortmund und wurde anschließend für 2 Spiele gesperrt. Dortmund wurde trotzdem Meister. Im Triumph am 17. Juni 1995 sahen die Fans den anderen, den emotionalen Möller. Den, der Freudentränen vergoss. „Ich werde Trainer Ottmar Hitzfeld ewig dankbar sein“, sagte Möller mit Tränen in den Augen nach dem Meisterstück gegen den HSV. „Sammer und Möller – Die Sieger weinen“, titelte BILD damals.
Möller und seine Transfers: Ein Streit-Thema für sich
Möllers Wechsel – es waren weder Mailand noch Madrid, dafür aber Frankfurt, Juventus Turin und Schalke – waren stets Top-Thema in Fußball-Deutschland. Einen nahmen ihn die Anhänger besonders übel. Bei seiner Rückkehr nach Dortmund im September 2000 wurde Tabu-Brecher Möller beim Gastspiel der Schalker im Westfalenstadion mit tausenden von wedelnden Taschentüchern empfangen. Am Ende heulte nicht Möller, sondern der BVB. Mit 0:4 wurde die Borussia von Möller deklassiert – ein Stück Bundesliga-Geschichte. „Ich war psychisch stark, um mit der Situation umzugehen – auch im Hexenkessel in Dortmund“, sagt Möller heute nicht ohne Stolz über dieses für ihn so schwierige Spiel.
Der beste deutsche Fußballer seiner Zeit
Fußballerisch war der bei Eintracht Frankfurt ausgebildete Supertechniker – 110 Tore in 429 BL-Spielen für Frankfurt, den BVB und Schalke – ohnehin über jeden Zweifel erhaben. In einer Zeit, in der die Nationalmannschaft arm an Persönlichkeiten war, führte er mitunter glänzend Regie. Über allem stehen der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 und der EM-Titel 1996 mit dem DFB-Team. Die Liste seiner Erfolge auf Vereinsebene spricht ebenfalls für sich. 2-mal Deutscher Meister mit dem BVB, DFB-Pokalsieger 1989 und – die Krönung – Champions-League-Sieger und Weltpokal-Sieger 1997 mit Dortmund. Zum CL-Erfolg über Juventus legte Möller alle 3 Treffer vor. Bei seiner einzigen Auslandsstation in Turin wurde er UEFA-Cup-Sieger 1993, dazu gab es noch 2 DFB-Pokal-Triumphe mit Schalke.
Dass er es auch als Trainer kann, zeigte er 2015 als Assistent seines ehemaligen Dortmunder Mitspielers Bernd Storck. Mit dem einstigen Fußball-Giganten Ungarn schaffte Möller erstmals seit fast 30 Jahren mit der geglückten EM-Qualifikation wieder den Sprung zu einem großen Turnier. Danach gab es einmal mehr Freudentränen. Herzlichen Glückwunsch, Andy Möller!
Andreas Möller erzielte 29 Tore in 85 Länderspielen für Deutschland. Sein wichtigster Treffer (Foto) war der entscheidende Elfer im EM-Halbfinal-Krimi 1996 gegen England.