Geld schießt Tore. Was ist dran an dieser Fußball-Weisheit? Gewinnen Trainer, die auf dem Transfermarkt großzügig mit Geldscheinen herumwedeln, am Ende auch die meisten Titel? Oder leeren sie nur die prall gefüllten Schatullen der Vereine ohne sportlichen Erfolg? Wir machen anhand der europäischen Spitzentrainer eine Analyse.
Wenn über erfolgreiche Trainer gesprochen wird, dann fällt zwangsläufig der Name José Mourinho. Zugegeben: Der Zeitpunkt ist momentan nicht ideal, um Mourinho mit Erfolg gleichzusetzen. Schließlich ist der Portugiese erst vor wenigen Tagen beim FC Chelsea aufgrund ausbleibender Ergebnisse entlassen worden. Doch ein Blick in die Vita des 52-Jährigen zeigt: Mourinho garantiert Titel und Triumphe. Das war bisher auf jeder seiner Stationen so. Egal ob beim FC Porto, bei Inter Mailand, in Madrid oder in seinen 2 Amtszeiten beim FC Chelsea – überall wurden am Ende Pokale in die Höhe gereckt.
Diese Erfolge ließen sich die Vereine allerdings auch einiges kosten. Insgesamt € 1,08 Mrd. gab Mourinho bei seinen bisherigen Trainer-Stationen aus. Kein Übungsleiter investierte mehr in neue Spieler. Mit dieser enormen Summe erspielte „The Special One“ allerdings auch 28 Titel. Damit ist er der erfolgreichste Trainer der jüngeren Vergangenheit. Rechnet man die Transferausgaben den gewonnenen Titel entgegen, so gibt der Portugiese im Schnitt € 38,6 Mio. für einen Titel aus. Das ist ein sehr guter Wert. Zum Vergleich: Manuel Pellegrini benötigt pro Trophäe € 435,7 Mio.! Der Chilene, der aktuell Manchester City coacht und zuvor in Europa bei Villarreal, Real Madrid und Malaga an der Seitenlinie stand, hat trotz seiner immensen Ausgaben erst 2 Titel gewonnen. Insgesamt € 871,3 Mio. verprasste Pellegrini bisher in seiner Karriere. Dafür holte er 59 neue Spieler, die sich – gemessen am Erfolg – nicht rentierten.
Die Verantwortlichen des FC Bayern können beruhigt auf ihren neuen Trainer schauen. Zwar gab Carlo Ancelotti mit € 954,8 Mio. nach Mourinho am zweitmeisten aus, dafür jedoch holte er 16 Titel. Im Schnitt kostet ein Triumph unter dem Italiener also € 59,7 Mio. Gemessen an dem vollen Festgeldkonto der Bayern sind das Peanuts.
Arsene Wenger hat im Vergleich zu Mourinho, Ancelotti und Pellegrini zwar „nur“ € 676,5 Mio. für Transfers investiert, im Gegensatz zu seinen Kollegen allerdings den ganzen Betrag bei einem einzigen Verein. 13 Titel holte der Franzose seit seinem Amtsantritt 1996 mit dem FC Arsenal. Obwohl Wenger – mit Ausnahme des Özil-Transfers vor 1,5 Jahren – im Verhältnis zu anderen Trainern wenig Geld für Spielereinkäufe in die Hand nahm, kostet ein Titel unter ihm durchschnittlich € 52 Mio. Dieser Wert ergibt sich, da Arsenal von 2004 bis 2013 keinen einzigen Titel erringen konnte. In diesem Fall macht Kleinvieh auch Mist und Wengers geringe Transferausgaben pro Saison schlagen dennoch deutlich zu Buche.
Dass erfolgreiches Arbeiten auch ohne große Transfersummen möglich ist, zeigen die deutschen Trainer. Allen voran Ottmar Hitzfeld war ein Titelhamster ohne große Ausgaben. Nur € 213,8 Mio. kosteten den Vereinsbossen von Bayern München und Borussia Dortmund die Spielereinkäufe von Hitzfeld. Bei 18 Titeln gab „der General“ durchschnittlich € 11,8 Mio. für neues Personal aus. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag ist bei keinem anderen Trainer so stimmig wie bei Hitzfeld. Jürgen Klopp, aktuell der erfolgreichste deutsche Trainer, holte in Mainz und beim BVB insgesamt 46 neue Spieler und bezahlte dafür 193,36 Mio. 5 Titel sprangen für ihn dabei heraus. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Ausgabenliste von Klopp in Zukunft deutlich erhöhen wird, da er nun als Trainer des FC Liverpool ganz andere finanzielle Möglichkeiten hat. Titel garantiert das allerdings nicht – das zeigen einige andere Beispiele aus der Premier League:
Roberto Mancini (insgesamt € 583,59 Mio. Ausgaben, davon € 348,45 Mio. bei Man City), Rafa Benitez (insgesamt € 527,64, davon 292,01 bei Liverpool) und Mark Hughes ( € 408,28 Mio.) schmissen mit Geld als Trainer englischer Vereine nur so um sich. Bis auf Benitez (5 Titel mit Liverpool) ließen die Resultate zu wünschen übrig. Auch Louis van Gaal, der auf seinen vorherigen Stationen bei Ajax Amsterdam, in Barcelona, bei Alkmaar und beim FC Bayern mit dem Geld haushielt und lieber Talente entwickelte, ist auf der Insel in einen Kaufrausch verfallen. In 2 Jahren als Trainer bei Manchester United investierte der Niederländer stolze € 330 Mio. in neue Spieler (wir berichteten). Einen Titel gewann er bisher nicht. In seinen vorherigen 23 Trainer-Jahren gab er nur € 225,95 Mio. aus und gewann damit stolze 16 Titel. Vielleicht sollte sich der 64-Jährige an seine Wurzeln und sein früheres Handeln erinnern – womöglich kehrt so der Erfolg zurück.
Natürlich müssen auch die Einnahmen der Vereine durch Spielerverkäufe berücksichtigt werden. José Mourinho zum Beispiel gab viel Geld für neue Spieler aus, hat aber seinen Vereinen auch große Einnahmen beschert. David Luiz z. B. verkaufte Mourinho 2014 für € 49,5 Mio. an Paris St. Germain. Zlatan Ibrahimovic brachte Inter 2009 rund € 70 Mio. ein. Auch bei Juan Mata (€ 45 Mio.), Arjen Robben (€ 36 Mio.) und André Schürrle (€ 32 Mio.) machte sein Verein an den Verkäufen Gewinn. Arsene Wenger sicherte mit seinen Top-5-Transfers (Cesc Fabregas, Marc Overmars, Emanuel Adebayor, Samir Nasri und Nicolas Anelka) Arsenal Einnahmen in Höhe von € 165 Mio. Wer soviel Geld einnimmt, der darf es auch mit beiden Händen wieder ausgeben.