Der Flugzeugabsturz des brasilianischen Teams Chapecoense ließ die Fußballwelt in tiefer Trauer zurück. Dem Schock folgt eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft. Ronaldinho, Eidur Gudjohnsen, Zé Roberto und weitere altgediente Stars boten dem Klub unentgeltlich ihre Hilfe an. Und es gibt noch mehr Kandidaten…
AFC – Associacao Chapecoense de Futebol. Dieser Vereinsname wird für immer für eine der größten Tragödien im Weltfußball stehen.
Der Klub aus der brasilianischen Provinzstadt Chapeco im Bundesstaat Santa Catarina verlor am 28. November bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien fast sein gesamtes Erstligateam. Chapecoense war auf dem Weg zum Finalspiel der Copa Sudamericana gegen Atletico Nacional Medellin. Spieler und Funktionärsteam gehörten zu den 71 Todesopfern.
Chapecoense: Der schwere Weg zurück in den Liga-Alltag
Nach dem emotionalen Abschied am vergangenen Samstag in der nahezu vollbesetzten Arena Conda von Chapeco geht es nun an den Wiederaufbau des bis auf wenige, nicht mit nach Kolumbien gereiste Spieler dezimierten und ebenso psychisch angeschlagenen Kaders.
Denn: am 11. Dezember soll der 9. der Tabelle und 5-fache Regionalmeister von Santa Catarina am 38. und letzten Spieltag der brasilianischen Serie A gegen Atletico Mineiro noch einmal auflaufen. Zudem wird der Verein Erklärungen von Brasiliens Fußballverband (CBF) zufolge in den nächsten 3 Jahren von der Abstiegsregelung befreit. 2017 soll es dem Klub zudem ermöglicht werden, Spieler kostenlos auszuleihen.
Trotzdem keine leichte Aufgabe. Chapecoenses 3. Torhüter Nivaldo (299 Spiele) erklärte nach dem Unglück am vergangenen Mittwoch unter Tränen seinen sofortigen Rücktritt vom Fußball. „Als Sportler geht das einfach nicht mehr“, zitiert die Zeitung Globoesporte den Keeper, „aber jetzt ist der Moment, um ein neues Chapecoense aufzubauen.“
Chapecoense – eine „Weltauswahl der Herzen“?
Diesen emotionalen Steilpass scheint die Fußball-Prominenz nicht nur in Brasilien angenommen zu haben. Island-Legende Eidur Gudjohnsen will „aus Respekt für Chapecoense spielen“. Der ehemalige Stürmer vom FC Chelsea und FC Barcelona, zuletzt Ende September in Indien bei Pune City unter Vertrag, hofft dabei auf das Mitwirken eines seiner berühmtesten Mitspieler: Ronaldinho.
Der Weltmeister von 2002 und CL-Sieger 2006 mit Barca, hat Chapecoense angeblich Hilfe angeboten. „Wenn es eine Anfrage gibt, können wir darüber diskutieren“, signalisierte Ronaldinhos Bruder und Berater Roberto Assis. Die globale Fangemeinde von Ronaldinho Gaucho will das Comeback des zweimaligen Weltfußballers, der 2015 seine große Karriere beendete, mit einer Initiative in den sozialen Netzwerken („Ronaldinho zu Chape“) ankurbeln.
Anders als Ronaldinho hat der frühere Bundesliga-Star Zé Roberto (FC Bayern, Leverkusen, HSV) seine Bereitschaft, gänzlich ohne Gehalt für Chapecoense zu spielen, bereits bekundet. Der 84-fache brasilianische Nationalspieler holte im biblischen Fußballeralter von 42 Jahren mit seinem Klub SE Palmeiras Sao Paulo ausgerechnet gegen Chapecoense (1:0) die Meisterschaft.
Auch aus Argentinien könnte Hilfe für Chapecoense kommen
Ebenfalls ohne Gage für „Chape“ antreten will der ehemalige argentinische Superstar Juan Roman Riquelme. Der Junioren-Weltmeister von 1997 würde für die vom Schicksal getroffenen Brasilianer aus der 2014 angetretenen Fußball-Rente kommen.
Südamerika-Kandidaten, die derzeit ohne Vertrag sind, wären beispielsweise die früheren Schalke-Profis Felipe „Tele“ Santana – zuletzt beim russischen Klub Kuban Krasnodar – und Jefferson Farfan. Der Peruaner war bis Oktober bei Al-Jazira in Abu Dhabi am Ball.