Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach trug Aaron Hunt das erste Mal das Trikot des Hamburger SV – und das, nachdem er von 2001 bis 2014 für den Rivalen Werder Bremen auflief. Für viele Fans ist so ein Verhalten ein Stich ins Herz. Doch es gab in der Bundesliga schon viele Spieler vor Hunt, die die Loyalität gegenüber den eigenen Anhängern mit Füßen traten. Wir haben 5 Beispiele herausgesucht.
Andreas Möller: Von Borussia Dortmund zum FC Schalke
Der Aufschrei in beiden Fanlagern war groß, als Rudi Assauer Ende Mai 2000 vor die Presse trat und die Verpflichtung von Andi Möller bekannt gab. Bereits am ersten Tag zählte der Fanbeauftragte des FC Schalke 04 über 200 Protestanrufe erboster Fans. Zwar gab es auch schon vor Möller Transfers unter den Erzrivalen, doch Möller war für viele Schalker der Inbegriff der Heulsuse, der für den Feind auflief. Bei den ersten Heimspielen wurde der Neue mit Pfiffen und Transparenten empfangen, auf denen zu lesen war: „Möller, verpiss dich“, „Feind bleibt Feind“ oder „Zecke Möller, willkommen in der weiß-blauen Hölle.“ In Dortmund wurde fortan nur noch mit „Judas“ und „Verräter“ über Möller gesprochen.
Jens Jeremies: Von 1860 München zu Bayern München
1998 folgte Jens Jeremies den Lockrufen von Ottmar Hitzfeld und wechselte vom Durchschnittsteam 1860 zum Weltklub FC Bayern. Sportlich war der Schritt natürlich nachvollziehbar, doch der Transfer zum Stadtrivalen kam natürlich nicht bei allen gut an – besonders nicht bei den Löwen-Fans. Bei den FCB-Anhängern war Jeremies aufgrund seines großen Kämpferherzes schnell akzeptiert und avancierte zum Fanliebling. In den Derbys bekam Jeremies jedoch die Ablehnung von Seiten der Löwen lauthals zu spüren.
Toni Polster: Vom 1. FC Köln zu Borussia Mönchengladbach
Es war als würde den FC-Fans das Herz herausgerissen. Der Wechsel von Publikumsliebling Toni Polster zum Erzfeind Gladbach war schwere Kost für die Kölner Fans. 79 Treffer erzielte Polster in 150 Spielen für den FC und schloss sich dann dem größten Rivalen an. Auf Seiten der Gladbacher Fans war die Ablehnung größer als auf der anderen Rheinseite die Wut auf den Abtrünnigen. Die Kölner waren ihrem Toni zwar böse, doch verziehen sie ihm sein 2-jähriges Gastspiel bei der Borussia. Heute wird Polster in Köln wieder verehrt.
Jens Lehmann: Vom FC Schalke über AC Mailand zu Borussia Dortmund
10 Jahre spielte Jens Lehmann für Schalke, bevor es ihn 1998 zum AC Mailand zog. Doch nach nur einem halben Jahr war sein Gastspiel in Italien bereits wieder gescheitert. Für die Ablösesumme von € 4 Mio. wechselte er in der Winterpause zu Borussia Dortmund und beerbte dort Stefan Klos – ein Schritt, der bei den BVB-Fans auf wenig Zuspruch stoß. Im eigenen Stadion wurde Lehman gnadenlos ausgepfiffen. Lieder wie „Da steht ein A****loch im Tor …“ waren ein Dauerbrenner auf der Südtribüne. Lehmann hatte quasi an allen 34 Spieltagen ein Auswärtsspiel. Der Torwart blieb 4 Jahre in Dortmund, holte 2002 sogar die Meisterschaft. Eine Liebesbeziehung zwischen den schwarz-gelben Fans und Lehmann entstand nie, aber durch seine guten Leistungen hörten nach einer Weile die Schmährufe gegen ihn auf.
Christian Rahn: Vom FC St. Pauli zum Hamburger SV
Christian Rahn ist ein besonderes Beispiel. Der geborene Hamburger ist schon des Öfteren zwischen den beiden größten Klubs der Hansestadt hin und her gewechselt. 2004 unterschrieb er das erste Mal beim HSV, nachdem er zuvor 8 Jahre für St. Pauli spielte. Als Nationalspieler wurde er beim HSV gut aufgenommen, nur die Anhänger vom FC St. Pauli waren mit dem Transfer nicht ganz einverstanden. Nach 2 Jahren beim HSV zog Rahn weiter und wechselte munter die Klubs (Köln, Rostock, Greuther Fürth, Regensburg). 2013 kehrte er zum FC St. Pauli zurück und beendete nach der Spielzeit 2014/15 seine Karriere in der 2. Mannschaft des Klubs. Da war die Wut der Fans allerdings längst verraucht. Seit diesem Sommer ist Rahn wieder beim HSV angestellt. Er ist dort Techniktrainer im Jugendleistungszentrum.
Diese 5 Wechsel zum Erzrivalen fanden alle vor der Hochzeit des Internets und der sozialen Medien statt. Bedenkt man die Hasstiraden, die z. B. Mario Götze bei seinem Wechsel vom BVB zum FC Bayern einstecken musste, können die Spieler froh sein, nicht in der heutigen Zeit gewechselt zu sein. Andererseits: Es gibt so viele Vereine auf dieser Welt – wieso muss es denn ausgerechnet ein Transfer zum Erzrivalen sein?