Sie prägten die Bundesliga mit – und scheinen heute aus dem Blickfeld der Fans verschwunden zu sein. Afrikanische Fußballhelden wie Jay-Jay Okocha, Bachirou Salou, Souleyman Sané oder Anthony Yeboah gehörten in der Liga zu den absoluten Lieblingen. Was machen sie heute?
Es sind nur ein paar Häuser bis zu Berti Vogts. Dennoch scheinen im niederrheinischen Korschenbroich Welten zwischen dem ehemaligen Bundestrainer und seinem Nachbarn Bachirou Salou zu liegen. Während der Europameistercoach von 1996 nach wie vor als TV-Experte – unter anderem am Sonntag beim WM-Qualifikationsspiel Aserbaidschan gegen Deutschland – unterwegs ist, sucht der Togolese Salou derzeit einen neuen Job. „Ich würde gern für einen Verein als Scout arbeiten“, erzählte der ehemalige Klassestürmer der Fußball Bild, „ich kenne mich bestens in Kamerun, Ghana, Togo, Burkina Faso oder der Elfenbeinküste aus, wäre prädestiniert dafür.“
Salou: Legende im Wartestand
Der heute 46-jährige Ex-Profi hat seine aktive Karriere vor 3 Jahren beendet. 1990 über Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga gekommen, 1995 mit den Fohlen DFB-Pokalsieger, erreichte Salou vor allem während seiner Zeit beim MSV Duisburg den Status einer Legende. Sein wuchtiger Treffer zur 1:0-Führung im DFB-Pokalfinale 1998 gegen den FC Bayern München (1:2) war nur eins von vielen unvergessenen Toren des bulligen Stürmers. 2010 wählten ihn die Fans des MSV Duisburg hinter Zebra-Idol Bernard Dietz zum beliebtesten Spieler aller Zeiten.
Um Super-Dribbler Okocha ist es ruhig geworden
Einen ähnlichen Ruf genießt Augustine „Jay-Jay“ Okocha bei den Anhängern von Eintracht Frankfurt. Dass der begnadete Dribbler aus Nigeria – 1992 von einem gewissen Dragoslav Stepanovic bei Borussia Neunkirchen in der Oberliga entdeckt und nach Frankfurt geholt – heute als eine der „12 Säulen der Eintracht“ die U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz in der Main-Metropole ziert, lag an seinen unwiderstehlichen Sololäufen und seinen wuchtigen Tor-Abschlüssen. Sein Katz-und-Maus-Spiel mit KSC-Keeper Oliver Kahn machte ihn zum „Torschützen des Jahres 1993“, in 90 BL-Spielen für die Eintracht traf Okocha 16 Mal. Mehr noch als bei Paris St. Germain (1998 – 2002 / 84 Spiele) flogen ihm bei den Bolton Wanderers die Herzen der Fans zu. Bei den Trotters wurde er nach 18 Toren in 145 Pflichtspielen bei der Wahl des Jahrhundertspielers 2. hinter Bolton-Ikone Nat Lofthouse († 2011). Okocha, Olympiasieger 1996 mit Nigeria – in seinem Heimatland 7-facher „Fußballer des Jahres“ –, lebt heute etwas abseits vom Rummel, kümmert sich um afrikanische Fußballtalente.
„Sammy“ Sané berät heute seine Söhne
Der Senegalese Souleyman Sané – seit 1985 in Deutschland – war Anfang der 1990er-Jahre für die noch spärlich in der Bundesliga vertretenen Afrikaner in seiner Zeit bei Wattenscheid 09 (1990 – 1994 und 1997- 1999) ein wichtiger Ansprechpartner. Insgesamt machte „Sammy“, Diplomatensohn aus Dakar, 174 Bundesliga-Spiele (51 Tore) für den 1. FC Nürnberg und die SGW. Heute zieht er als Spielerberater erfolgreich die Fäden der Karrieren seiner Söhne, vorrangig natürlich von Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City.
Ramzy: Unschönes Ende für den „Pharao“
Hany Ramzy war 1994 bei Werder Bremen der erste Ägypter in der Bundesliga. Bremens Ex-Coach Otto Rehhagel holte ihn 1998 zum 1. FC Kaiserslautern. Mit den Pfälzern erreichte „der Pharao“, wie der beim ägyptischen Rekordmeister Al-Ahly ausgebildete Abwehrspieler auch genannt wurde, 1999 das CL-Viertelfinale. Bitter war sein Aus in Lautern: 2002 kassierte er eine 8-monatige Bewährungsstrafe wegen sexueller Nötigung. Zuletzt coachte Ramzy – nach Stationen bei Ägyptens Junioren-Nationalteams und in Dubai – bis Juni 2016 den ägyptischen Klub El Shorta.
„Tony“ Yeboah: Vom Torjäger zum Hotelier
Etwas ruhiger ist es heute auch um einen der größten ausländischen Bundesliga-Stürmer aller Zeiten, Anthony Yeboah. Der Ghanaer – in Diensten von Eintracht Frankfurt bei 68 Toren in 124 Liga-Auftritten 2 Mal Torschützenkönig – hat in der Hotelbranche Fuß gefasst. Er betreibt zwei Hotels in seiner Heimatstadt Kumasi und in Ghanas Hauptstadt Accra, arbeitet zudem als Spielerberater. „Tony“, auch in Hamburg ein Publikumsliebling, ist bis heute in Frankfurt allgegenwärtig. Sein Konterfei ist u. a. an einer Hauswand im Stadtteil Niederrad zu sehen.