Den Betriebsunfall Bundesliga-Abstieg wollten sowohl Schalke 04 als auch Hertha BSC umgehend korrigieren und den direkten Wiederaufstieg schaffen. Doch nach knapp einem Drittel der Saison müssen beide Bundesliga-Absteiger eher nach unten als nach oben schauen.
Vor der Saison galt Schalke 04 als der große Aufstiegsfavorit (alle 2. Bundesliga Wetten) im Unterhaus. Der XXL-Umbruch wie vor 2 Jahren blieb erspart, Trainer Thomas Reis kannte die 2. Liga aus dem Effeff und die Fans standen bedingungslos hinter ihrer Mannschaft. Der Start verlief gut: Dem spektakulären 3:5 beim Hamburger SV – einer unnötigen Roten Karte geschuldet – folgten zwei Siege gegen Kaiserslautern (3:0) und in Braunschweig (1:3) im Pokal. Doch seitdem geht nichts mehr für die Knappen, die 6 der letzten 8 Spiele verloren haben und mittlerweile bis auf Relegationsplatz 16 durchgereicht wurden. Neu-Coach Karel Geraerts muss nunmehr 5 Punkte Rückstand auf den rettenden Rang 15 wettmachen.
Hertha hat das Siegen verlernt
Auch Herthas Saisonplanung sah eine Aufstiegsparty am 34. Spieltag vor. Zwar stehen Haris Tabakovic und Co. 5 Punkte besser da als Mit-Absteiger S04. Doch der Blick geht auch hier nach unten, wo sich ein punktgleiches Quintett mit den Berlinern (je 12) über dem Strich hält. Der Hauptstadtklub verlor 3 der ersten 4 Partien und musste zuletzt in Nürnberg (1:3) eine Niederlage nach eigener Führung hinnehmen. Saisonübergreifend konnte Hertha BSC damit nur 6 der letzten 22 Ligaspiele gewinnen.
Doch die beiden Klubs sind mit den großen Anpassungsproblemen an den Fußball in der 2. Liga im Jahr nach dem Abstieg nicht alleine. Im Vorjahr wurde Absteiger Arminia Bielefeld gar in die 3. Liga durchgereicht. Und auch Fürth schloss die Saison nur auf dem 12. Platz ab. Die Absteiger 2021, Werder Bremen und Schalke 04, schafften zwar den direkten Wiederaufstieg. Doch beide benötigten dazu einen immensen Schlussspurt. Bremen lag z.B. zu diesem Zeitpunkt der Saison auch nur auf dem 10. Platz.
Der Hamburger SV als warnendes Beispiel
Auch in der Spielzeit 2020/21 konnten beide Absteiger nicht wieder in Deutschlands Eliteklasse zurückkehren (Düsseldorf 5., Paderborn 9.). Im Sommer 2020 schaffte mit dem VfB ein Absteiger den Aufstieg, doch der zweite, der Club aus Nürnberg, wurde nur 16. Nur ein Last-Minute-Tor in der Relegation verhinderte den Sturz in die Drittklassigkeit. Die Mutter aller Bundesligaabsteiger, der Dino Hamburger SV, wurde 2019 nur Vierter und hat sich seitdem stets erfolglos damit abgemüht, die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen. 2018 wurden die beiden Absteiger Ingolstadt und Darmstadt nur Neunter und Zehnter. Den Vogel in dieser Kategorie schoss aber der SC Paderborn ab, der 2016 als Bundesliga-Absteiger abermals Letzter (!) der 2. Liga wurde und bis in die Drittklassigkeit durchgereicht wurde.
Fazit: Dass der Zweitliga-Alltag für Bundesliga-Absteiger kein Ponyhof ist, mag Phrasenschwein-Charakter haben. Genauso ist es bittere Realität und ein schwer aufzuhaltender Trend, wie der Blick zurück auf die letzten Jahre zeigt. Deshalb kann es für Schalke und Hertha nur eine Maxime geben: Den Kampf und die Rolle des Jägers annehmen. Ob es dann für den Aufstieg noch reicht, wird man sehen, auch wenn die Chancen dazu äußerst gering sind. Aber zumindest bliebe ihnen so der zweite Abstieg binnen 12 Monaten erspart.