34 Jahre und keine Star-Allüren
„Jung und Wild“ heißen die Tugenden, wonach Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat in Stuttgart den Kader für die Mission Wiederaufstieg (alle 2. Liga-Wetten) zusammengestellt haben. Mit Ausnahme von Philipp Klement und Hamadi Al Ghaddiou waren alle Neuzugänge jünger als 25. Prominente Namen wie Kapitän Christian Gentner, Dennis Aogo und Andreas Beck fielen der Verjüngungskur zum Opfer. Einer blieb verschont: Mario Gomez, seit diesem Monat 34 Jahre alt!
Nur 4 Spieler in der gesamten Liga (Tim Hoogland, Daniel Gordon, Marco Caligiuri und Stefan Kulovits) sind älter als der Mann, der Stuttgart 2007 zur Meisterschaft ballerte und anschließend über Bayern München, Florenz, Besiktas und Wolfsburg den Weg zurück ins Ländle fand. Eine derartige Persönlichkeit mit ausgefuchstem Torriecher, wie sie Gomez verkörpert, hat die 2. Liga wahrlich sehr, sehr lange nicht mehr gesehen. Einer, der trotz diverser Titel und Pokale keine Star-Allüren kennt, aber umso besser weiß, wie man sich durch Krisen kämpft.
Kalajdzic-Ausfall lässt VfB-Trainer grübeln
Demnach traut ihm VfB-Sportvorstand Hitzlsperger weiter eine tragende Rolle in der VfB-Offensive zu. Fehlende Dynamik hin oder her: Bei der Generalprobe (4:2 gegen den SC Freiburg) für den Liga-Auftakt am Freitagabend netzte der 78-malige Nationalspieler ein. Der Ball, er liegt nun bei Tim Walter. Der aus Kiel gekommene Coach liebt dominanten Ballbesitz-Fußball und will der Mannschaft ein festes System einimpfen.
Es wäre plausibel, wenn Walter schon jetzt einem jüngeren Stürmer das Vertrauen schenkt, dem er – im Aufstiegsfall – zutraut, sich schnell dem höheren Niveau im Oberhaus anzupassen. Der Haken: Sasa Kalajdzic, der erklärte Wunsch-Neuzugang aus Österreich, fällt nach einem Kreuzbandriss monatelang aus. Ob Tim Walter bereit ist, sein System für Mario Gomez etwas anzupassen? Im Schwabenland werden sich die Fans daran erinnern, dass der VfB seinen letzten Aufstieg einem ähnlichen Stürmertyp verdankt.
Warum Instinkt in der 2. Liga mehr zählt als Dynamik
Von Carlos Mané und Alexandra Maxim über außen mit Flanken gefüttert, konnte sich Simon Terodde damals zum 2. Mal die Torjägerkrone (25 Treffer) in der 2. Liga sicher. Ein halbes Jahr nach der Rückkehr ins Oberhaus wechselte er zum 1. FC Köln, um dort dieses Kunststück erneut zu vollbringen. In der vergangenen Saison hatte „Torodde“ sogar noch 4 Mal häufiger eingenetzt – übrigens mit 31 Jahren! Wohl der beste Beleg dafür, dass Instinkt und die körperliche Wucht das wichtigste Gut eines Stürmers im Unterhaus sind.
Unter die Kategorie Oldie-Knipser fallen auch Mahir Saglik (15 Tore – Saison 2013/14), Domi Kumbela (19 Tore – Saison 2012/13) oder Frankfurts „Fußball-Gott“ Alex Meier, der sich den Titel als Zweitliga-Torschützenkönig mit Olivier Occéan sowie Nick Proschwitz teilen musste. Für die Torjägerkrone und den Beweis, dass Mario Gomez nicht nur gehaltstechnisch der König der 2. Liga (ca. 4,5 Mio. €) ist, müssten gemäß dem Schnitt aus der Grafik um die 20 Buden her.