Als Lewis Holtby nach dem historischen Bundesliga-Abstieg des Hamburger SV einen neuen Vertrag unterschrieb, schloss er gleich noch eine lebenslange Mitgliedschaft ab. Untrennbar bis zum Karriereende also? Ihre Zukunft planen die Nordlichter fortan ohne den Mittelfeldmann. Teile der Fans laufen Sturm gegen die Entscheidung von Sportdirektor Ralf Becker und Co. Wir meinen: Ein wohl überlegter Schachzug!
5 Jahre sind im HSV-Kosmus schon eine gefühlte Ewigkeit. Aus dem aktuellen Kader tragen Pierre-Michel Lasogga und Gideon Jung länger das Trikot mit der Raute als der 2014 aus Tottenham gekommene Lewis Holtby. Was vom Blondschopf in Erinnerung bleiben wird? Der Tanz auf der Bank nach dem Relegations-Krimi in Karlsruhe (1:1/2:1 n.V.), weitere extravagante Torjubel und die Phase, in der Holtby den einstigen Bundesliga-Dino unter seinem großen Förderer Christian Titz beinahe noch gerettet hätte. Die Betonung liegt auf beinahe.
Nachfolger schon da – Stammplatz in Gefahr
5 Tore, darunter 2 Gamewinner, steuerte Lewis Holtby in den letzten 8 Partien der Abstiegssaison 2017/18 bei. Dauerhaft war und ist der 28-Jährige nicht der Spieler, der den Unterschied ausmacht. Das zeigt sich auch in Liga 2 (alle 2. Bundesliga-Wetten): Erwischt das Team einen guten Tag, schwimmt Holtby mit, sticht – wie beim 2:1 gegen Sandhausen – auch mal heraus. Eine Woche später geht er dann in Bielefeld (0:2) mit der gesamten Mannschaft unter. In Fußballer-Sprache gesagt: Ein Teilzeit-Leader!
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Die Fans halten ihm zu Gute, dass der Topverdiener (4 Mio. € im Vorjahr) zu geringeren Konditionen verlängert hatte. Unstrittig ist: Holtby liegt gehaltstechnisch noch immer weit vor dem Mann, der ihm gerade seinen Stammplatz im Mittelfeld streitig macht. Mit Berkay Özcan holte HSV-Trainer Hannes Wolf im Winter nicht nur einen alten Bekannten aus seiner Stuttgarter Zeit, sondern den legitimen Holtby-Nachfolger für die nächsten Jahre.
Ralf Becker vergrößert finanziellen Spielraum
Im Derby beim FC St. Pauli (4:0) sowie gegen Darmstadt (2:3) verdrängte Özcan den 3-maligen DFB-Nationalspieler auf die Bank, war in der Rückrunde an 4 Toren direkt beteiligt. Ohne Holtby mag die Stimmung und der Spaß-Faktor in der Kabine sinken. Aus sportlicher und wirtschaftlicher Sicht hat Ralf Becker dagegen die richtige Entscheidung getroffen.
Im Falle einer Vertragsverlängerung verschlingen Lewis Holtby sowie Kyriakos Papadopoulos und der an Hannover 96 ausgeliehene Bobby Wood durch ihre Altverträge schon mehr als 1/4 des geplanten Etats (ca. 40 Mio. € bei Aufstieg). Letzteren würde der HSV vermutlich sogar verschenken, um den finanziellen Spielraum noch weiter zu vergrößern.
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