In Köln wird vom Europapokal geträumt. So veröffentlichte der Express zu Beginn des Jahres gar eine 28-seitige Extrausgabe mit der Überschrift „ Der Europa-Traum lebt“. Die beste Hinrunde seit 23 Jahren lässt auf Großes hoffen.
Nach dem 7. Spieltag sendeten die Geißböcke Grüße von Platz 2. 4 Spieltage später, nach dem Derbysieg in Mönchengladbach, waren die Kölner immer noch auf Champions League-Kurs.
In den letzten Spielen vor der Winterpause und zum Hinrundenabschluss am vergangenen Wochenende in Mainz (0:0) ist allerdings etwas Ernüchterung eingekehrt. Die Mannschaft konnte ihre zu Anfang gezeigten Leistungen in den letzten 6 Spielen mit lediglich einem Sieg nur bedingt abrufen. Mit Sicherheit spielte das Fehlen der Führungsspieler Marcel Risse, Timo Horn und Kapitän Matthias Lehmann eine gewichtige Rolle.
Das Spiel in Mainz hat immerhin wieder gezeigt, dass sich Trainer Peter Stöger, trotz des Abgangs von Mergim Mavraj, auf seine Defensive verlassen kann. Die Rheinländer kassierten zusammen mit RB Leipzig und Eintracht Frankfurt die zweitwenigsten Gegentore in der Bundesliga (15). Doch um die benötigten Siege für das internationale Geschäft einzufahren, sind die Tore von Goalgetter Anthony Modeste unabkömmlich. Der Franzose (13 Saisontore) steuerte zu jedem der 6 Kölner Siege jeweils mindestens ein Tor bei. In den letzten 6 Spielen erzielte er beim 1:1 gegen Leverkusen nur einen Treffer.
Die historischen Daten verraten, dass in der Rückrunde höchstwahrscheinlich mehr Siege nötig sind, um sich den Traum von der Europa League zu erfüllen. Seit der Spielzeit 1999/00 waren durchschnittlich 53,3 Punkte für Platz 6 erforderlich. Davon sind die Rheinländer noch knapp 27 Punkte, oder einfacher gesagt, 9 Siege entfernt. Schaut man auf die Siebtplatzierten der vergangenen 17 Jahre, so schafften 6 von 17 Teams (35,3%) den Sprung unter die Top 6.
Champions League kommt noch zu früh
Mit der Champions League beziehungsweise Platz 4 wird es bei den Geißböcken wohl nichts. Zu konstant treten derzeit die heißesten Anwärter Leipzig, Hoffenheim und Dortmund auf. Fängt sich die Mannschaft von Trainer Peter Stöger zu Beginn der Rückrunde und fährt erste Siege ein, dann kann es aber was mit der Europa League werden. Vorsicht ist allerdings auch von hinten geboten. Bayer Leverkusen und Schalke 04 werden versuchen mit 7-Meilen-Stiefeln ihren Rückstand auf den FC und die internationalen Plätze aufzuholen. Im direkten Vergleich gilt es die Rivalen auf Distanz zu halten und in Reichweite zu Platz 6 zu bleiben. Mit etwas Glück reicht aber auch der 7. Platz zur Teilnahme am internationalen Geschäft. Nämlich dann, wenn der DFB-Pokalsieger am Ende der Saison unter den besten 6 der Tabelle steht. Oder aber die Kölner holen nach 1983 erstmals wieder den Pott an den Rhein. In diesem Falle wäre es wohl allen egal, auf welchem Platz der Effzeh am Ende landet. Allerdings schätzen die Buchmacher diese Variante um ein zehnfaches schwerer ein (Quote 26.00) als das Erreichen der Top 6 in der Bundesliga – Quote 2.60.
Das letzte Mal Europapokal?
Man muss schon mindestens die volljährigen Fans des 1. FC Köln fragen, wenn man eine Antwort auf die Frage „Kannst du dich an das letzte Europapokalspiel des FC erinnern?“ erhalten möchte. In der 1. Runde des UEFA-Pokals der Saison 1992/93 reiste die Mannschaft des damaligen Trainers Jörg Berger mit einem 2:0 im Rücken zu Celtic Glasgow. Im Rückspiel hatten die Schotten zur Halbzeit den Rückstand egalisiert. Am Ende hieß es 0:3. Bis heute warten die Domstädter damit seit 8.883 Tagen auf ein weiteres europäisches Abenteuer. Nur mit einer furiosen Rückrunde könnte der Klub seinen Fans nach dann mehr als 9.000 Tagen den großen Traum erfüllen.